Großer Vergleich: Wo Deutschlands Autohersteller nach dem ersten Quartal stehen

Die deutschen Hersteller sind mit durchwachsenem Erfolg ins Jahr 2025 gestartet. Zusammen haben Audi, BMW, Mercedes, Porsche und VW in den ersten drei Monaten des Jahres fast 2,6 Millionen Fahrzeuge an Kunden ausgeliefert – marginal mehr als im Vorjahreszeitraum.

Davon waren 288.000 Elektroautos, gut 50.000 mehr als zuvor. Der BEV-Anteil liegt über alle Hersteller betrachtet bei rund elf Prozent. Insgesamt machten die Hersteller einen Umsatz von über 97 Milliarden Euro Umsatz – aber nur knapp 4,9 Milliarden Euro blieben als operatives Ergebnis hängen.

Die Ertragsschwäche betrifft ausnahmslos alle. Für unsere Analyse vergleichen wir die wichtigsten Kennzahlen und blicken nicht nur auf den  Vorjahreszeitraum sondern auch in das ersten Quartal 2024. 

Anders als es der Blick auf die nackten Zahlen vermuten lässt, lief das Jahr für Volkswagen Pkw eigentlich gut an. Die Kernmarke konnte Umsatz und Absatz in den ersten drei Monaten steigern, verkaufte – inklusive dem China-Geschäft – 1,1 Millionen Autos mit VW-Emblem. Mit über 21 Milliarden Euro ist auch der Umsatz gegenüber den Vorjahren deutlich gestiegen. 

Viel Geld ist allerdings trotzdem nicht übriggeblieben. Der Blick auf das operative Ergebnis: ernüchternd. Gerade mal 112 Millionen Euro weist VW hier aus, was einer Rendite von mageren 0,5 Prozent verspricht. Wichtig dabei: Während VW bei den Auslieferungen die Fahrzeuge der chinesischen Joint-Ventures mitzählt, sind sie in den Finanzzahlen nicht inbegriffen – diese spiegeln das "Wolfsburger Geschäft" wider. 

Die schwierige Marktsituation in China, unter der die gesamte Branche leidet, kann also nicht der Grund für die schlechten Zahlen sein; wenngleich das „At Equity“-Ergebnis, in das auch das China-Geschäft einfließt, ebenfalls von 429 auf 272 Millionen Euro gesunken ist.

Belastet wird das Ergebnis viel mehr zum einen vom gestiegenen Elektro-Anteil: 8,4 Prozent der ausgelieferten VW-Fahrzeuge waren BEV – eine erfreuliche Entwicklung. Aber noch verdient VW an jedem Elektroauto weniger als an einem Verbrenner, was sich beim Gewinn bemerkbar macht. Vor allem aber drücken immense Rückstellungen auf das Ergebnis.

Für die Spätfolgen der Dieselthematik, die US-Zölle und mögliche CO2-Strafen hat der Konzern insgesamt Aufwendungen von 1,1 Milliarden Euro als Sondereffekte verbucht – ein Großteil davon auf dem Konto von VW Pkw, was das Minus von gut 600 Millionen Euro gegenüber dem ersten Quartal 2023 erklärt.

Wie der Volkswagen-Konzern mit den für die CO2-Zahlungen zurückgestellten rund 0,6 Milliarden Euro nach der Entscheidung des EU-Parlaments, die Zielerreichung auf drei Jahre zu strecken, umgeht, ist noch unklar. 

Interessant ist das Urteil des Kapitalmarkts: Der Volkwagen-Konzern insgesamt hängt mit seiner Aktienkursentwicklung in diesem Jahr alle anderen deutschen Hersteller ab – bislang.

Audi konnte das operatives Ergebnis steigern. Die Ingolstädter haben immer rund 70 Millionen mehr verdient, kommen im ersten Quartal auf 200 Millionen Euro – ein ordentliches Plus von 48 Prozent, aber immer noch gut eine Milliarde Euro weniger als noch im ersten Quartal. 

Und: Beim Nachsteuer-Ergebnis musste Audi ein sattes Minus von fast 50 Prozent hinnehmen – vor allem die Sparmaßnahmen drücken aufs Ergebnis.

Der Audi-Umsatz hat dafür wiederum kräftig um über 12 Prozent zugelegt, verantwortlich dafür sind vor allem neue Modelle und höhere Preise. Doch leidet auch die Marke mit den vier Ringen unter der geringeren Marge der E-Autos.

Der BEV-Anteil bei Audi ist im ersten Quartal, bei insgesamt leicht rückläufigen Auslieferungen, verglichen mit dem Vorjahr um 30 Prozent gestiegen. 

Die Rendite der Ingolstädter hat sich in den ersten drei Monaten zwar leicht verbessert, liegt mit 1,5 Prozent aber weit unter den eigenen Ansprüchen. 2023 konnte Audi noch 8,5 Prozent ausweisen.

"Das Jahr wird aufgrund der weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen sehr anspruchsvoll bleiben", sagt Audi-Chef Gernot Döllner.  Er spricht Ob Audi auch, wie er sagt "den Aufbruch gestartet" und liefert", sagte Audi-Chef Gernot Döllner. 

Damit meint er vor allem die Modelloffensive im Volumensegment mit dem  A4-Nachfolger A5, dem A6 und dem neuen A3. Viele dieser Modelle sind erst seit kurzem am Markt oder stehen noch vor dem Marktstart. Zum Ende des zweiten Quartals wird sich zeigen, ob die Modelloffensive den von Döllner beschworenen neuen Schwung bringt.

Trotz umfangreich erneuerter Modellpalette bei Porsche muss Volkswagen-Chef Oliver Blume beim Blick nach Zuffenhausen Sorgen haben. Der Porsche-Boss in Personalunion musste dem Aufsichtsrat im ersten Quartal des Jahres ein historisch schlechtes Ergebnis erklären.

So erreichte der Sportwagenbauer von Januar bis März eine operative Umsatzrendite von 8,6 Prozent, im Vorjahreszeitraum waren es noch 14,2 Prozent, davor für viele Jahre 15 Prozent und mehr. "Damit können wir nicht zufrieden sein", so Finanzchef Jochen Breckner. 

Der Umsatz schrumpfte leicht um 1,7 Prozent auf 8,9 Milliarden Euro. Der Absatz ging weltweit um acht Prozent auf 77.640 Einheiten zurück. Besonders krass war der Absturz in China mit minus 42 Prozent.

Dort will Porsche den gnadenlosen Preiskampf insbesondere bei Elektrofahrzeugen nicht mitgehen. Seine Prognose für das Jahr hatte Porsche bereits mit einer Gewinnwarnung nach unten korrigiert. So wird jetzt nur noch eine Rendite zwischen 6,5 und 8,5 Prozent erwartet. Die Auswirkungen der Zölle sind dabei noch gar nicht voll berücksichtigt.

Auch Mercedes-Benz musste in den ersten drei Monaten des Jahres bei vielen Kennzahlen erneut einen Rückgang hinnehmen. Das bereinigte EBIT der Pkw-Sparte ging um 22 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro zurück. Der Umsatz schrumpfte um sechs Prozent auf 24, Milliarden Euro.

Die operative Umsatzrendite, Gradmesser für die Profitabilität, lag in der Pkw-Sparte bei 7,3 Prozent und damit im bisher prognostizierten Korridor von sechs bis acht Prozent für das gesamte Jahr. 

Angesichts der Handelsstreitigkeiten und geopolitischen Unsicherheiten sieht Konzernchef Ola Källenius das Unternehmen dennoch gut aufgestellt. "Wenn man sieht, was in der Branche los ist, ist das Quartal sehr robust gewesen. Es bringt uns in die Lage, die Innovations- und Produktstrategie mit ruhiger Hand weiterzuverfolgen."

Bevor die große Modelloffensive in diesem Jahr mit dem CLA startet, haben die Stuttgarter aber mit einigen Problemen zu kämpfen. So ist der Absatz im Vergleich zum Vorjahresquartal um 3,6 Prozent auf 446.300 Einheiten gesunken.

In China betrug der Rückgang sogar sieben Prozent. Der intensive Wettbewerb zwingt die Marke mit dem Stern zu Preisnachlässen, das drückt auf die Marge. 

Hinzu kommt, dass das Top-End-Segment mit den besonders teuren Fahrzeugen wie S-Klasse oder G-Klasse sowie den AMG-Sportwagen stagniert. Zwar konnte sich der Anteil am Gesamtabsatz von 14 bis 15 Prozent leicht erholen.  2021 lag er aber bei 16 Prozent.

Ziel der Luxus-Strategie war eigentlich, diesen Anteil deutlich zu steigern. An der Prognose einer Rendite von sechs bis acht Prozent in diesem Jahr hält das Unternehmen fest. Sollten die Zölle in USA und China bestehen bleiben, droht eine Halbierung der bisher erwarteten Rendite.

Erstaunlich gelassen blickt BMW auf die Zoll-Thematik. Der Hersteller geht davon aus, dass die Zollerhöhungen temporär sind und es schon ab Juli „zu Reduzierungen der Zölle kommt”, heißt es im Bericht zum ersten Quartal.

Anders als etwa Mercedes, die sich wegen der Zollpolitik der USA keine Vorhersage zutrauen, bestätigt BMW seine Jahresprognose ausdrücklich. Auch der Volkswagen-Konzern bleibt übrigens bei seinen Zielen, weist aber darauf hin, dass die Auswirkungen der Zölle nicht vollumfänglich erfasst seien. 

Wovon BMW im Zollstreit ebenfalls profitiert, ist die umfangreiche Produktion in den USA. Für lokal produzierte Fahrzeuge gibt es derzeit einen Nachlass von 3,75 Prozent auf die 25 Prozent Importzoll. Das mildere die Zolllast der Münchner deutlich.

2024 wurden im BMW-Werk Spartanburg knapp 400.000 Fahrzeuge gefertigt, von denen mehr als 40 Prozent in den USA verkauft wurden; mit einem Exportwert von 10,1 Milliarden US-Dollar (8,9 Mrd. Euro) war BMW zu dem wertmäßig der größte Autoexporteur der USA.

Mit Blick auf das erste Quartal muss auch BMW einen Absatz-, Umsatz- und Gewinnrückgang hinnehmen. Insgesamt wurden gut 520.000 Pkw mit weiß-blauem Propeller an Kunden ausgeliefert, zwei Prozent weniger als im Vorjahr. Allerdings ist auch hier der BEV-Anteil um 9,9 Prozent gestiegen, macht mit gut 86.000 Fahrzeugen jetzt knapp 17 Prozent des Absatzes aus. 

Der BMW-Umsatz mit Automobilen (inklusive Mini und Rolls-Royce) schrumpft in den ersten drei Monaten leicht um 5,6  Prozent auf 29,2 Milliarden Euro, das operative Ergebnis deutlich um 25,3 Prozent auf knapp über zwei Millionen Euro. Die Marge der Autosparte liegt mit 6,9  Prozent  allerdings noch im Zielkorridor des Unternehmens von fünf bis sieben Prozent.