Zollstreit: BMW überrascht die Konkurrenz mit Optimismus – woran das liegt

Es ist ein überraschender Satz, der da im Mittelteil der Rede zur Lage im ersten Quartal 2025 von BMW-Finanzchef Walter Mertl Schwarz auf Weiß notiert ist: "Wir gehen davon aus, dass die Zollerhöhungen teilweise nur temporär sind und es ab Juli 2025 zu Reduzierungen kommt.“

Überraschend ist vor allem, wie klar der Satz in der offiziellen Mitteilung steht – ohne Relativierung. Es ist dies denn auch das Hauptthema in der Fragerunde mit Medienvertretern, die sich der Vorstellung der BMW-Zahlen zum 1. Quartal anschließt. 

Denn so viel steht fest: BMW überrascht die Branche mit seiner Einschätzung. Zuvor hatten große Player wie Mercedes, Stellantis und Ford unter Verweis auf die drohenden Verwerfungen infolge des Zollstreits ihre Prognosen für 2025 ausgesetzt.

Ford zum Beispiel sprach am Montag bei Vorlage seiner Zahlen von "erheblichen branchenspezifischen Risiken", die "wesentliche Auswirkungen auf die Finanzergebnisse" haben könnten. Mercedes betonte vergangene Woche die "außergewöhnlich hohen Unsicherheit über die weitere geschäftliche Entwicklung, die eine Prognosefähigkeit wesentlich beeinträchtigt".

Im Vergleich dazu wirkt BMW fast schon kühn.

Während der Telefonkonferenz gibt sich Vorstandschef Oliver Zipse gewohnt staatsmännisch und lässt sich weder konkret entlocken, worauf sich die Zuversicht des Autokonzerns gründet und auch nicht, ob er nun tatsächlich zusammen mit Mercedes-Chef Ola Källenius direkt bei US-Präsident Donald Trump in der Causa Autozölle vorgesprochen hat.

Was Zipse und Mertl dann doch herauslassen, sind ein paar Details. Aus diesen lässt sich erahnen worauf BMW seinen Optimismus gründet, dass die US-Regierung einlenken könnte. Als ein erstes wichtigstes Signal wertet man in der BMW-Führungsetage, dass es zu den Anfang Mai wirksamen Zöllen in Höhe von 25% pauschal keine weiteren Zollaufschläge gibt. 

Zudem gibt es für lokal produzierte Fahrzeuge einen Nachlass von 3,75 Prozent auf die 25 Prozent Importzoll. Das, so Mertl, mildere die Zolllast in den USA deutlich.

Warum, zeigen Zahlen: So wurden im Jahr 2024 im BMW-Werk Spartanburg knapp 400.000 Fahrzeuge gefertigt, von denen mehr als 40% in den USA verkauft wurden. Zipse wertet dies auch als ein Signal, dass man inzwischen auch in der US-Regierung den Beitrag zu würdigen weiß, den BMW zur US-Wirtschaft beiträgt.

Zudem hofft der BMW-Chef, dass bei man in weiteren anstehenden Gesprächsrunden bei den Zollnachlässen nicht nur die lokale Fertigung berücksichtigt, sondern auch den Export aus den USA.

Für BMW ein wichtiges Thema, schließlich war man 2024 mit einem Exportwert von 10,1 Milliarden US-Dollar (8,9 Mrd. Euro) wertmäßig der größte Autoexporteur.

Da man zudem auch die Trump-Forderung nach weiteren Investitionen in den USA erfülle und aktuell rund 1,4 Milliarden Dollar in den Aufbau der Fertigung von Elektrofahrzeugen in Spartanburg und Woodruff investiert, sieht sich BMW in einer relativ guten Position.

Laut Zipse würden die Argumente von BMW inzwischen ebenso verstanden wie die Bedeutung des Unternehmens für die Automobilindustrie in den USA.

Was BMW zudem optimistisch stimmt:  Die Zölle innerhalb der Handelszone mit den Nachbarn Kanada und Mexiko (USMCA) sei de facto bereits ausgesetzt. Finanzchef Mertl rechnet damit, dass innerhalb der kommenden Wochen das USMCA-Abkommen mehr oder weniger wiederhergestellt wird – und zwar so, wie es war, bevor US-Präsident Trump den Zollkonflikt angezettelt hat: "Inzwischen hat sich die Einsicht durchgesetzt, dass das allen geschadet hat", so Zipse.

Trotz der erwarteten Entspannung an der Zollfront: Mit großen finanziellen Erleichterungen plant BMW derzeit nicht für das Gesamtjahr. So werde es immer noch zu höheren Belastungen kommen.

Diese würden allerdings nur "leicht erhöht“ im Vergleich zur März-Annahme ausfallen und keinen negativen Einfluss auf die Prognose für das Gesamtjahr 2025 haben, die BMW bei der Bilanzpressekonferenz abgegeben hat.

Nun muss nur noch Donald Trump der Einschätzung von Zipse & Co folgen.