Mercedes traut sich wegen Trump keinen Ausblick zu

Bedingt vor allem durch die Schwäche in China hat der Autobauer Mercedes-Benz von Januar bis März deutlich weniger verdient als im Vorjahreszeitraum verdient. Der operative Gewinn (EBIT) des Konzerns sackte um 40,7 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro ab. Der Umsatz schrumpfte um 7,4 Prozent auf 33,2 Milliarden Euro.

Die operative Umsatzrendite, Gradmesser für die Profitabilität, lag in der Pkw-Sparte bei 7,3 Prozent und damit im bisher prognostizierten Korridor von sechs bis acht Prozent für das gesamte Jahr. Der Gewinn ging um rund 24 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro zurück. Die Vans waren mit 11,7 Prozent Umsatzrendite erneut profitabler, der Gewinn der Sparte brach um über 40 Prozent auf 475 Millionen Euro ein.

Als Gründe für den Gewinneinbruch nannte Finanzchef Harald Wilhelm in der anschließenden Telefonkonferenz das intensive Wettbewerbsumfeld, das nicht nur zu sinkenden Absätzen, sondern auch einer schlechteren Preisdurchsetzung geführt habe. "Wir konnten das durch unsere Effizienzmaßnahmen eindämmen, aber nicht komplett kompensieren."

Mit einem leicht gestiegenen Barmittelzufluss in Höhe von 2,4 Milliarden Euro sieht sich das Unternehmen dennoch gerüstet für die vielfältigen Herausforderungen der Transformation.

"Unsere gesunde Bilanz ist eine solide Grundlage, um unser Unternehmen durch eine Zeit geopolitischer Unsicherheiten zu führen“, so Wilhelm. In der Telefonkonferenz bekräftigte Mercedes-Chef Ola Källenius diese Einschätzung. "Wenn man sieht, was in der Branche los ist, ist das Quartal sehr robust gewesen. Es bringt uns in die Lage, die Innovations- und Produktstrategie mit ruhiger Hand weiterzuverfolgen."

Während der Absatz insgesamt um 3,6 Prozent auf 446.300 Einheiten zurückging (China minus sieben Prozent), konnte sich der Anteil an margenträchtigen Top-End-Fahrzeugen wie G-Klasse, S-Klasse oder AMG von 14 auf 15 Prozent leicht erholen. 2021 lag er aber bei 16 Prozent. Ziel der Luxus-Strategie war eigentlich, diesen Anteil deutlich zu steigern.

Dass 2025 für Mercedes ein schwaches Jahr wird, war bereits abzusehen. Für die Stuttgarter liegen alle Hoffnungen auf der Modelloffensive, die in diesen Wochen mit der Markteinführung des neuen CLA beginnt und bis 2027 über 25 neue oder überarbeitete Produkte beinhaltet.

Dazu gehört beispielsweise auch der vor wenigen Tagen in Schanghai präsentierten Luxus-Van Vision V. Allerdings beginnt diese Offensive zunächst im Kompaktsegment, wo die Fahrzeuge weniger profitabel sind. Die Überarbeitung der schwächelnden S-Klasse ist dagegen erst für 2026 vorgesehen. Sie ist vor allem für China wichtig.

Källenius erwartet, dass mit der Offensive auch der Anteil ein rein elektrischen Fahrzeugen wieder steigt. er liegt derzeit nur bei zehn Prozent. Für 2025 ist ein Anteil von rein elektrischen Fahrzeugen und Plug-In-Hybriden von 20 bis 22 Prozent angepeilt. "Danach sollten wir hier ein weiteres Wachstum sehen", so Källenius. Er geht davon aus, dass dann auch Fahrzeuge im obersten Segment zunehmend elektrisch angetrieben werden.

Wegen der von US-Präsident Donald Trump zum 3. April eingeführten Zölle hat Mercedes außerdem die Prognose für das gesamte Jahr kassiert. "Unter der Annahme, dass die bereits implementierten und angekündigten Zölle in Kraft treten und bis zum Jahresende bestehen bleiben, sind wesentliche Auswirkungen zu erwarten", heißt es in der Mitteilung zu den Quartalsergebnissen.

In der Telefonkonferenz präzisierte Finanzchef Harald Wilhelm die möglichen Effekte. Auf ein volles Jahr gesehen würde die aktuell bestehende Zollpolitik nach seiner Einschätzung die angepeilte Umsatzrendite um rund drei Prozentpunkte schmälern.

Damit würde der Rendite-Korridor für 2025 zwischen drei und sechs statt bisher sechs und acht Prozent liegen. "Weitergehende Effekte bei der Kundennachfrage in Richtung einer Rezession lassen sich noch nicht absehen", so Wilhelm.

Mercedes ist nicht nur durch den Import von Fahrzeugen aus Europa in die USA von Zöllen betroffen, sondern auch von Gegenmaßnahmen Chinas, da viele in den USA produzierte SUVs dorthin exportiert werden. Man befinde sich daher in Gesprächen mit der US-Administration, so Mercedes-Chef Ola Källenius.

Er deutete außerdem an, dass die Produktion in den USA ausgebaut werden könnte, auch wenn dies noch nicht entscheiden sei. Der Trend zu einer stärkeren Regionalisierung sei unabhängig von der Trump-Administration seit einigen Jahren weltweit erkennbar. "Deshalb müssen wir jetzt entscheiden, wie wir und für 2030 und danach aufstellen." Als wahrscheinlich gilt, dass Mercedes den GLC in den USA lokalisieren wird, da es ein volumenstarkes Modell für den nordamerikanischen Markt ist.