Batteriezellproduktion: Deutsche Autobauer verschieben ihre Pläne – mit einer Ausnahme

Die Zahlen sind eindeutig: China scheint derzeit in der Batteriezellfertigung nicht einholbar. Während das Land im vergangenen Jahr fast 550 Gigawattstunden an Batteriekapazität fertigte, liegt die Produktionskapazität in Europa bei nicht einmal 200 GWh.

Immerhin ist die Tendenz steigend. Bis zum Jahr 2030 soll die Kapazität auf 900 GWh klettern.

Einer der großen Player ist Volkswagen. Bis zu 40 GWh sollen künftig aus Salzgitter kommen. VWs Batterieproduzent PowerCo, 2022 nach dem Ende der Kooperation mit dem heute insolventen Unternehmen Northvolt gegründet, bringt dort gerade die Produktion der Einheitszelle zum Laufen.

Zudem soll die Zellfabrik in Valencia ebenfalls irgendwann 40 GWh pro Jahr produzieren und als Erstes den ID.2 und seine Geschwister versorgen. Heute bezieht VW Zellen von Anbietern wie CATL. In Zukunft soll PowerCo einmal das Gros des Konzernbedarfs decken.

Das ursprüngliche Ziel, 2030 schon 230 GWh zu fertigen, ist aber nicht mehr aktuell. Jetzt will man die Produktion "entsprechend dem Wachstum des Elektroautomarkts" hochfahren. 

Audi schließt sich zum Teil den Konzern-Einkäufen an, bezieht aber auch Zellen bei LG oder Samsung. Zudem betreiben die Ingolstädter im ungarischen Györ eine eigene Batteriefertigung.

Große Pläne hatte auch mal die VW-Marke Porsche. Mit Cellforce wollte man eigene Hochleistungszellen entwickeln und jährlich bis zu 20 GWh produzieren. Diese Vorhaben liegen auf Eis. Der Grund: die Verzögerungen beim Hochlauf der E-Mobilität. 

So werden die elektrischen Boxster- und Cayman-Nachfolger, ursprünglich für 2025 avisiert, nicht vor 2027 kommen. Hier war als Zelllieferant Northvolt geplant, der nun ausfällt. Porsche muss demnach eine Alternative finden. Bei Taycan und Macan setzt Porsche aktuell auf Zellen von CATL und LG.

Den Plan, selbst Zellen zu fertigen, hatte BMW nie. Die Kompetenz dazu aber eigneten sich die Münchner durchaus an. In Parsdorf wurden die Rundzellen für die künftige Fahrzeugarchitektur Neue Klasse nach der Spezifikation des Autobauers und in enger Zusammenarbeit mit CATL entwickelt.

Neben dem chinesischen Hersteller liefern auch Eve Energy aus Ungarn und Envision AESC aus den USA nun die Zellen. Die Batteriemontage übernimmt BMW selbst in mehreren Werken, unter anderem in Deutschland, Ungarn und Mexiko.

Auch Mercedes-Benz betreibt eine eigene Zellforschung sowie eine Pilotanlage zur Fertigung, beschränkt sich für die Serie aber bisher auf das Zusammenbauen der Akkus.

Neben dem Powertrain-Werk in Stuttgart übernimmt das unter anderem die eigene Tochterfirma Accumotive im sächsischen Kamenz. Die Zellen selbst kommen, wenig überraschend, vorwiegend von CATL und aus Südkorea. 

Große Pläne für eine europäische Fertigung hatte Mercedes mit dem Zellspezialisten ACC und schloss sich dafür einem Stellantis-Joint-Venture an. Allerdings wurde die Planung für drei Standorte auf Eis gelegt, unter anderem in Kaiserslautern. Bisher wird nur in Frankreich produziert.