Elektroautos: Nur auf die Flotten ist Verlass

Das Rennen ist vorerst gelaufen. Als Antreiber der Elektromobilität hat der Flottenmarkt das Privatkundengeschäft hinter sich gelassen. Entscheidender Auslöser: das Ende der staatlichen Förderung. Das führte auf beiden Kanälen zu einem kurzen Hype und langem Dämpfer. Aber das Fuhrparkgeschäft hat sich deutlich besser erholt.

Während das Flottengeschäft im Mai um zehn Prozent einbrach, machten Elektro-Pkw in den Flotten den nächsten Sprung nach vorn. Sie legten um mehr als 40 Prozent auf gut 15.000 zu. Knapp jede vierte Pkw-Neuzulassung (23,1 Prozent) war ein E-Auto. Mit dem VW ID.7 landete im Mai erstmals ein Elektroauto im Flotten-Ranking der am häufigsten zugelassenen Modelle.

Auf geringerem Niveau entwickeln sich Plug-in-Hybride noch besser. Ein Plus von 68 Prozent auf knapp 11.000 Pkw führte im Mai zum Marktanteil von 16,2 Prozent. Zusammen kamen sie also auf knapp 40 Prozent. Im Jahr zuvor sah dies noch ganz anders aus: Die elektrifizierten Pkw erzielten zusammen einen Anteil von gut 23 Prozent.

Die Entwicklung treibt die Politik seit Jahren voran – auch ohne die derzeit in Brüssel diskutierte Quote für Elektroautos. Die Kombination aus Fördern und Fordern zieht. Während kleinere Flotten gerne die staatliche Stütze mitnehmen und nach dem Aus des Umweltbonus einen Dämpfer erlebten, geht es bei den großen Flotten kontinuierlich nach oben. 

Der Wechsel in der Führungsrolle kam mit dem Aus des Umweltbonus. Bis 2023 waren die kleinen Flotten (1 bis 49 Fahrzeuge) Vorreiter. Viele Selbstständige und Freiberufler nutzten den Umweltbonus.

Dagegen verankerten große Unternehmen die Transformation schon früh in ihrer Strategie. Bis 2030 will SAP seine gesamte Firmenflotte elektrifizieren. Das gleiche Ziel verfolgt die Telekom. Damit setzen Deutschlands größte Fuhrparks die klare Benchmark.

Eine entscheidende Rolle spielen dabei die Vorgaben der Politik, den ökologischen Fußabdruck zu quantifizieren. Mit ihrer Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung hat die EU die Anforderungen im vergangenen Jahr auch auf kleinere Unternehmen ausgeweitet.

Aus Sicht von Benjamin Kibies ist dies allerdings nur ein Aspekt, der zur E-Führungsrolle der Flotten beiträgt. Der Dataforce-Analyst nennt weitere wesentliche Elemente.

• Flotten erhalten weiterhin eine attraktive Förderung bei der Besteuerung von Elektroautos
• Flotten schauen stärker auf die Gesamtkosten (TCO - Total Cost of Ownership) als auf die Anschaffungskosten. Vor allem, wenn Mitarbeiter zu Hause oder in der Firma laden können, sind Elektroautos im Vorteil
• Flotten geben die Fahrzeuge ohnehin nach wenigen Jahren wieder ab und können dann auf modernere Technik umsteigen
• Flotten haben eine höhere Zahlungsbereitschaft und kaufen in Segmenten, in denen Verbrenner- und Elektroautos ähnlich teuer sind

Mit seinem Investitionsbooster hofft Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) auf den nächsten E-Schub in Flotten. Von Elektroautos, die bis Ende 2027 angeschafft werden, können Fuhrparks schon im ersten Kaufjahr 75 Prozent absetzen, nach einem weiteren Jahr zehn Prozent. Zusätzlich steigt die Bemessungsgrundlage beim Bruttolistenpreis von 70.000 auf 100.000 Euro.

Dass das einen großen Effekt haben wird, bezweifeln Experten jedoch. "Die Abschreibungsmöglichkeiten dieses investiven Impulses für die Elektromobilität sind in ihrer Wirkung begrenzt – sie kommen nur jenen zugute, die sie steuerlich tatsächlich nutzen können. Private Haushalte oder Leasinggesellschaften profitieren beispielsweise nicht", sagt Thomas Peckruhn, neu gewählter Präsident des ZDK. Insgesamt handle es sich um eine Maßnahme, die zwar nicht schade, aber auch keine durchgreifende Verbesserung bringe.

An anderer Stelle sieht Dataforce-Experte Kibies mehr Bewegung: Bislang war die Förderung von E-Autos und Plug-ins, die mehr als 70.000 Euro kosten, gleich. Das ändert sich nun. Zugleich kommen Plug-ins ab 2026 durch höhere Norm-Emissionswerte unter Druck. Kibies ist überzeugt: "Das beschleunigt den Umstieg von PHEV auf BEV im Hochpreissegment."