In San Franciscos Innenstadt kann man die Zukunft sehen. Durch die Berg-und-Tal-Straßen fahren elegant und leise Robotaxis von Waymo, ohne Fahrer. Dafür nutzt die Google-Schwester ausgerechnet das ausrangierte Modell Jaguar I-Pace, das auf diese Weise doch noch zu Berühmtheit gelangt.
Waymo könnte sich von Jaguar den neuen Slogan "Copy of nothing" ausborgen. Das Unternehmen ist im autonomen Fahren heute weit enteilt. Während die Konkurrenz nach kurzem Hype wegen plötzlich anderer aufkommender Probleme vor einigen Jahren wieder alles auf Eis legte, blieb Waymo dran. Der Abstand zu den anderen ist heute enorm.
Zur Sache: Zweiter Anlauf beim autonomen Fahren
Eine Weile war es ruhig um das autonome Fahren. Doch jetzt ist das Interesse wieder erwacht. Der Markt dürfte in den kommenden Jahren stark wachsen, schreibt Automobilwoche-Chefredakteur Burkhard Riering.
Jetzt ist aber Konkurrenzkampf 2.0, die überarbeitete Version des Wettbewerbs. Volkswagen stellte jetzt das erste in Serie gebaute Level-4-Fahrzeug der Welt vor: den ID Buzz AD. Das autonome Fahren, so schwärmte VW-Konzernchef Oliver Blume bei der Weltpremiere, sei zum Greifen nahe. Hier ist im Hintergrund offenbar mehr gelaufen als gedacht – mit freundlicher Unterstützung von Mobileye, die die Systeme zuliefern.
Premiumhersteller wie BMW und Mercedes müssen ebenfalls automatisiertes Fahren anbieten, wie es sich für Premium gehört. Sie heben die Technik auf Level 3. Das ist aktuell skalierbar.
Volumenhersteller werden hier aber erst einsteigen, wenn die Technologie so ausgereift ist, dass sie auch bezahlbar ist. So lange fährt der Skoda- oder Renault-Fahrer eben selbst.
Letztlich lohnt es sich: Der Markt soll in Europa und den USA von – Stand heute – unter 100 Millionen bis 2035 auf bis zu 400 Milliarden Euro wachsen. Geschäftsmodelle entstehen für Hersteller, Tech-Konzerne oder Ridepooling-Anbieter. Es wird interessant, zu sehen sein, wer hier die Gelder am besten abschöpft.
Und Tesla? Elon Musk, der den Waymo-Erfolg nur schwer ertragen kann, will automatisiertes Fahren zur nächsten großen Tesla-Story machen. Gerade jetzt, wo dem Pionier in der Elektromobilität das Wasser abgegraben wird. Musk verkündete jetzt den "Marktstart" des Cybercab, das er von 2026 an verkaufen will. Er muss in irgendeiner Form – womöglich mit der Kettensäge – Börsenfantasien entfachen.
Doch die Zweifel sind groß. Viele glauben, das Angebot ist mehr Schein als Sein. Nach dem Cybertruck könnte das Cybercab ebenfalls ein Hirngespinst bleiben. Der Begriff Cyber ist übrigens definiert als "von Computern erzeugte virtuelle Scheinwelt". Scheinwelt, das passt gut.