Zur Sache: Die chinesischen Hersteller stoßen an ihre Grenzen

In China tobt ein neuer Preiskampf. Das wird deutschen Autoherstellern nicht gefallen. Andererseits werden auch chinesische Anbieter darunter leiden. Für all jene, die ohnehin kein Geld verdienen, könnte es gar der Todesstoß sein.

Die verschärfte Wettbewerbsintensität wird ganz sicher zu einer Bereinigung führen. Chinas Automarkt ist mit an die 130 Marken übersättigt. Eine Konsolidierung ist zwangsläufig und überfällig. Aber selbst die Fusion der Staatskonzerne Dongfeng und Changan scheiterte jetzt. Zu kompliziert gestaltet sich die Konsolidierung.

Die Alternative aber lautet: Stirb langsam. Es ist Darwinismus, wie es ihn in keinem anderen Automarkt der Welt gibt. Der Staat hatte die Anbieter lange Zeit unterstützt. Nun scheint Peking eine Auslese für geboten zu halten.

Diejenigen, die es im Heimatmarkt schaffen und zudem die internationale Expansion angehen, könnten zu den Überlebenden gehören. Nio-Gründer William Li hat einmal die Zahl 30 genannt, die seiner Einschätzung nach übrig bleiben.

Doch auch die Expansion erfordert immense Investitionen, die sich vorerst nicht auszahlen. Es geht nun um die Frage: Wer hat den längsten Atem? Zu denen, die allmählich in anderen Märkten ankommen, gehören die Marken BYD und MG.

Nio startet gerade mit einer preiswerteren Submarke den Angriff in sieben weiteren Ländern Europas. Den Mut darf man zumindest bewundern. Im Heimatland stark, aber nicht profitabel, im Ausland ohne echten Durchbruch – das ist die Lage vieler chinesischer Hersteller.

In den großen Shopping Malls der Metropolen werden neben Kleidung, Schuhen und Schönheitsartikeln in gefühlt jedem zweiten Laden Autos angeboten. Und das mit Lockangeboten, als wäre es ein Mitnahmeartikel. Es mutet wie Verzweiflung an. Chinas Hersteller, so viel gelobt und so sehr gefürchtet, haben genug mit sich selbst zu tun. Sie lernen gerade ihre Grenzen kennen.

Automobilwoche-Herausgeber Burkhard Riering schreibt einmal pro Woche über aktuelle Themen aus der Autobranche. Interesse? Hier geht es zum kostenlosen Abo des Newsletters