Partnerschaft mit Nvidia: BMW plant seine Produktion künftig in der virtuellen Fabrik

Seit mehreren Jahren arbeiten BMW und Nvidia an der virtuellen Fabrik. Nun ist man so weit, dass der Autobauer bei der Produktionsplanung in großem Stil auf die Technik setzt.

Wie ein Sprecher auf Anfrage sagte, gab es vor ein paar Jahren lediglich drei Anwendungsfälle in der Erprobung. Inzwischen "füttern" die Produktionsplaner die digitalen Zwillinge der über 30 Produktionsstandorte kontinuierlich mit konkreten Anwendungsfällen.

Für den Autobauer bedeutet das in der Produktionsplanung eine erhebliche Kosten- und Zeitersparnis. Laut BMW will man die Planungskosten perspektivisch um bis zu 30 Prozent senken. Eine Gesamtsumme über die Höhe der Planungskosten nennt der Autobauer nicht.

Wichtiger Kooperationspartner bei der Realisierung ist Nvidia. Das US-Unternehmen liefert die Software-Plattform Omniverse, auf der die 3-D-Modelle der BMW-Produktionsstandorte laufen.

Dort lassen sich Simulationen in Echtzeit durchführen und Fabriken und Abläufe virtuell optimieren. Kontinuierlich kommen KI-Funktionen und -Assistenten hinzu.

Was bedeutet das nun in der Praxis? BMW nennt dazu als Beispiel die Kollisionsprüfung: Bei jedem Produktionsanlauf eines neuen Modells muss überprüft werden, ob dieses die Linie passt oder ob Kollisionen mit der Umgebung drohen.

Dafür wurde bisher eigens eine echte Karosserie gefertigt und durch die Linien gefahren, um mögliche Kollisionen zu erkennen. In der Lackiererei mussten hierfür die Becken für die Tauchlackierung, in denen die Fahrzeugkarosserien zur Grundierung einmal komplett getaucht werden, teils vollständig entleert und gereinigt werden.

In der virtuellen Welt klappt das deutlich günstiger und mit weniger Zeitaufwand. Basis für die Kollisionsprüfung sind nun Konstruktionsdaten in Kombination mit 3D-Scans. Die Bewegung des Modells über die Produktionslinien der virtuellen Fabrik werden simuliert und automatisch auf mögliche Kollisionen überprüft.

Die Zeitersparnis des Verfahrens ist enorm: Beanspruchen die physischen Tests im Werk bis zu vier Wochen, wobei die Prüfungen zumeist außerhalb der regulären Produktionszeiten durchgeführt werden mussten, so ist die virtuelle Simulation laut BMW in drei Tagen abgeschlossen.

Integriert ist auch Künstliche Intelligenz. Das heißt, dass das System mit jedem Anwendungsfall lernt und sich daraus weitere Effizienzsteigerungen ergeben. Auch können die Werke in Echtzeit auf die Anwendungsfälle von anderen Standorten zurückgreifen.

Relevant ist das ganz aktuell beim Produktionsanlauf der Neuen Klasse. Hier liefert das Werk in Debrecen die Blaupause für die anderen Neue Klasse-Werke, zum Beispiel in München.

Durch den Einsatz Künstlicher Intelligenz entwickelt sich die virtuelle Fabrik von BMW mit hoher Geschwindigkeit und es gibt immer mehr Anwendungsfälle. Dazu zählt auch die Simulation zur Optimierung manueller Produktionshandgriffe und die automatische Erstellung von Karten für automatisierte Transportsysteme.

Es ist kein Zufall, dass BMW die virtuelle Fabrik gerade jetzt realisiert. Der Autobauer steht kurz vor dem Produktionshochlauf des "Jahrhundert-Projekts" Neue Klasse. In diesem Umfeld ist ein Entwicklungssprung in der Produktion fast ein Muss.

Die Produktionsplaner haben viel zu tun: Von Herbst 2025 bis 2027 integriert BMW über 40 neue oder überarbeitete Modelle mit Neue-Klasse-Technologie in die globale Produktion.

Weil das Kooperationsprojekt auch für Nvidia von besonderer Bedeutung ist, präsentiert BMW die virtuelle Fabrik am Donnerstag, 12. Juni, auf der GTC AI Konferenz des US-Software-Konzerns in Paris. Titel: Accelarating Automotive Innovation with Accelerated Computing, Digital Twins, AI .