Bislang wird der Bestseller in Bremen und Sindelfingen gebaut. Die Verlagerung in die USA könnte nun weitere Änderungen im Produktionsnetzwerk nach sich ziehen.
Produktion des GLC in Sindelfingen: Der Abzug von Volumen in die USA soll keine Auswirkung auf die Stammbelegschaft haben.
Was schon länger spekuliert wurde, hat der Autobauer Mercedes-Benz vor wenigen Tagen bestätigt. Das Bestseller-Modell GLC mit Verbrennungsmotor soll ab 2027 auch im US-Werk in Tuscaloosa, Alabama, gebaut werden.
Bisher werden die Fahrzeuge aus den deutschen Werken in Bremen und Sindelfingen importiert. Die Entscheidung wurde durch die Zollpolitik der US-Regierung unter Präsident Donald Trump beschleunigt, Überlegungen in diese Richtung gab es aber schon vor dessen Amtsantritt.
"Es ist ein natürlicher Schritt, ein weiteres Modell als Teil des Bekenntnisses zu den Vereinigten Staaten nach Alabama zu bringen", sagte Mercedes-Chef Ola Källenius. Während das Modell zunächst nicht benannt wurde, bestätigte Källenius später in einer Runde mit US-Journalisten, dass es sich dabei um den GLC handelt.
Das SUV ist das erfolgreichste Fahrzeug mit Stern weltweit. Angetrieben vom GLC konnten die C-Klasse Modelle (mit Limousine und Kombi) 2024 um 15 Prozent auf 725.129 Einheiten zulegen. Weit mehr als die Hälfte entfällt auf den GLC. Allein in den USA wurden im vergangenen Jahr 64.163 Exemplare verkauft.
Im US-Werk in Alabama werden bisher die Modelle GLE und GLS sowie die elektrischen Varianten EQE SUV und EQS SUV produziert und von dort in alle Welt exportiert. Das Werk wurde 1997 eröffnet und beschäftigt heute rund 6000 Mitarbeiter.
Laut Mercedes liefen im vergangenen Jahr 260.000 Fahrzeuge vom Band. Dies macht den Hersteller neben BMW zum größten Exporteur von Autos aus den USA.
Mercedes ist daher von der Zollthematik doppelt betroffen, da viele Fahrzeuge nach China gehen und ebenfalls mit Aufschlägen belegt sind, auch wenn beide Seiten von ihren gigantischen Zöllen von bis zu 145 Prozent in den vergangenen Tagen wieder abrückten.
Die Verlagerung von Volumen in die USA soll laut Unternehmen ohne Folgen für Deutschland bleiben. "Die Lokalisierung des GLC hat keine Auswirkungen auf die Zahl der Arbeitsplätze der Stammbelegschaft in unseren Standorten Sindelfingen und Bremen“, so ein Mercedes-Sprecher.
Wahrscheinlich ist aber, dass zumindest Leiharbeiter betroffen sind. Hier hatte das Unternehmen mit dem Betriebsrat eine größere Flexibilisierung vereinbart. Eine derart große Lücke in der Produktion dürfte sich jedenfalls bemerkbar machen.
Betriebsratschef Ergun Lümali verweist auf Anfrage zusätzlich auf den elektrischen GLC auf der neuen Plattform MB.EA, der auf der IAA im September in München vorgestellt wird. Er soll für einen Ausgleich zumindest in Bremen sorgen.
Bisher kam der GLC für US-Kunden aus Sindelfingen. Das soll sich nun ändern.
In den nächsten zwei Jahren plant Mercedes über 20 neue oder überarbeitete Modelle, die das Wachstum beschleunigen sollen. Klar ist aber, dass die Verlagerung des GLC Profitabilität kostet, weil für ein relativ geringes Volumen neue Anlagen errichtet werden müssen.
Nicht ausgeschlossen ist zudem, dass es mit einer Eskalation der Handelsstreitigkeiten weitere Verschiebungen im Produktionsnetz geben könnte. Sollte beispielsweise die EU ihre Zölle auf Autos aus den USA deutlich anheben, wäre eventuell eine Verlagerung von Umfängen des GLE nach Europa sinnvoll. Nach dem gleichen Muster hat Mercedes bereits angekündigt, den GLE zusätzlich in China zu lokalisieren.
Unklar ist auch noch, was mit den Werken in Südafrika und Mexiko passiert. In Südafrika wurden im vergangenen Jahr rund 60.000 Exemplare der C-Klasse hergestellt, hauptsächlich für den Export. In Mexiko wird in einem gemeinsamen Werk mit Nissan der GLB für den Weltmarkt gefertigt. Zuletzt waren dies rund 40.000 Stück.
Eigentlich sind dies zu geringe Stückzahlen, um wirklich profitabel zu produzieren. Je nachdem, wie sich die Zölle und Absatzzahlen in den nächsten Monaten weltweit entwickeln, könnten auf absehbare Zeit beide Standorte auf der Kippe stehen – oder aber wieder an Bedeutung gewinnen.
