Aktionäre kritisieren Mercedes-Strategie: "Absturz mit Ansage"

Es ist ein alljährliches Ritual: Bei der Hauptversammlung der Mercedes-Benz Group haben Aktionärsvertreter den Kurs des Unternehmens zum Teil scharf kritisiert. "Bringen Sie den Stern wieder zum Glänzen", appellierte Ingo Speich von Deka Investment.

Er meldete Zweifel an der Luxusstrategie des Konzerns an, die bisher nicht so richtig aufgehe, auch wenn sie nicht gescheitert sei. Die Abkehr von A- und B-Klasse gehe mit dem Risiko einher, Kundengruppen zu verlieren.

Inklusive der Dividende habe die Mercedes-Aktie im vergangenen Jahr rund sieben Prozent verloren. "Es gibt Luxus zum Schnäppchenpreis", so Speich.

Auch Moritz Kronenberger, Fondsmanager bei Union Investment, nimmt den Vorstandschef in die Verantwortung. Bei wichtigen Kennzahlen wie Absatz, Umsatz, Marge, Barmittelzufluss und Dividende des Stuttgarter Autobauers sei ein Rückgang zu verzeichnen. 

"Und es ist kein zyklischer Rückgang, es ist ein Absturz mit Ansage: China läuft nicht, ‚Electric only‘ läuft nicht, USA läuft nicht", so Kronenberger.

Für Roland Klose, Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, DSW), ist die Luxusstrategie des Konzerns mit Unsicherheiten behaftet. Um mit chinesischen Herstellern mithalten zu können, brauche es auch Volumenmodelle.

Källenius verteidigte seine Strategie, in dem er auf die kommende Modelloffensive hinwies. So seien in den kommenden Jahren Dutzende neue Modelle geplant. Schon im Herbst werde auf der IAA in München die elektrische Version des GLC zu sehen sein. 

Dieser steht im Zeichen der neuen Designsprache. Kunden sollen sich zunächst für ein Modell entscheiden, dann erst für den Antrieb.

2026 kommt die neue S-Klasse, 2027 dann die E-Klasse, die laut Källenius "die Grenzen in dem Segment verschieben" wird. Mit den neuen Modellen solle der Anteil des Top-End-Anteils bei 14 bis 15 Prozent gehalten werden.

Das Angebot der Kompaktklasse wird zwar ausgedünnt, doch Källenius verspricht sich mit weniger Modellen mehr Erfolg. Der CLA starte als Verbrenner bei rund 46.500 Euro, bei gewerblicher Nutzung sei er sogar unter 40.000 zu haben. Von einer Aufgabe des Segments könne also keine Rede sein.

Der CLA eröffnet die Technologie-Offensive, mit der die Produktsubstanz in den nächsten Jahren erheblich aufgewertet werden soll. Er hat mit Elektroantrieb eine Reichweite von 792 Kilometer und kann dank eines 800-Volt-Bordnetz in zehn Minuten 325 Kilometer nachladen.

Mit nur einem Ladestopp könne er so in seine schwedische Heimat fahren, eine Strecke von 1100 Kilometer, sagte Källenius.

Neben den Redebeiträgen von Aktionären wird auf der Hauptversammlung außerdem über die von Vorstand und Aufsichtsrat von Mercedes vorgeschlagene Höhe der Dividende entschieden sowie über Personalien in dem Kontrollgremium. 

Für das Jahr 2024 will das Unternehmen 4,30 Dividende pro Aktie zahlen. Das ist ein Euro weniger als im Vorjahr, als die Aktionäre 5,30 Euro erhielten. Die Zustimmung hierfür gilt als sicher. Anleger, die zum Stichtag des 7. Mai Mercedes-Aktien besitzen, sollen die Dividende dann am 12. Mai ausgezahlt bekommen.

Am Ende werden der Vorstand und die Mitglieder des Aufsichtsrats mit über 99 Prozent Zustimmung. Dies unterstreiche die große Unterstützung für den Kurs der Unternehmensführung, so ein Sprecher.