Exklusiv: Führungskräfte bei Daimler Truck können jetzt auch andere Marken wählen. Warum sich das jetzt ändert und größere Auswirkungen hat.
Die E-Klasse ist nach wie vor ein beliebter Dienstwagen. Doch Führungskräfte von Daimler Truck dürfen jetzt auch BMW, Audi oder Skoda wählen. (Anmerkung: In einer früheren Version hatten wir irrtümlich ein S-Klasse-Modell gezeigt.)
Über viele Jahrzehnte war klar: Wer beim Daimler schafft und Anspruch hat, der fährt auch einen Dienstwagen mit Stern. Bei der Ende 2021 abgespaltenen Lkw-Sparte Daimler Truck gilt dieser Grundsatz jetzt nicht mehr.
Das Dax-Unternehmen hat die berechtigten Mitarbeiter im Mai darüber informiert, dass sie nun auch Fahrzeuge anderer Marken wählen können. Mit Holman wurde ein zusätzlicher Flottenbetreiber eingesetzt. Zuvor war die Mercedes-Tochter Athlon exklusiver Partner für die Dienstwagen.
Für den Wechsel gibt es offenbar einen einfachen Grund, wie ein Insider der Automobilwoche verraten hat. "Mercedes-Dienstwagen sind schlichtweg zu teuer geworden", sagt er.
So habe es bei der Belegschaft einen wachsenden Unmut darüber gegeben, dass Mercedes die Preise für seine Fahrzeuge in den vergangenen Jahren drastisch erhöht habe und teilweise hohe Zuzahlungen zu leisten gewesen seien.
"Mit ein paar Ausstattungspaketen kostet eine E-Klasse schnell über 90.000 Euro, dabei brauche ich so ein Auto gar nicht unbedingt", rechnet der Daimler-Truck-Mitarbeiter vor. Einen günstigen Mercedes gebe es praktisch nicht mehr, auch nicht in der Kompaktklasse.
Die neue Richtlinie sehe nun vor, dass berechtigte Mitarbeiter von Daimler Truck ein Mobilitätsbudget erhalten, das beispielsweise für einen Manager der Ebene 4 einen Verbrenner oder ein Elektroauto mit einer bestimmten Leasingrate im Monat erlaubt.
Wer ein teureres Auto wählt, muss aus eigener Tasche draufzahlen. Mit neuen Marken etwa aus dem Volkswagen-Konzern falle es nun leichter, das vorgegebene Limit einzuhalten. Das Mobilitätsbudget kann außerdem in Gehalt umgewandelt werden, wenn jemand gänzlich auf einen Dienstwagen verzichten will.
Daimler Truck bestätigt auf Anfrage, dass eine Anpassung der Dienstwagenrichtlinie das Angebot weiterer Pkw-Marken ermögliche. "In diesem Zusammenhang wurde neben dem attraktiven Dienstwagenangebot auch ein Mobilitätsbudget für Führungskräfte eingeführt“, so ein Sprecher.
Details nannte er nicht. Auch nicht, wie viele Mitarbeiter von der Regelung betroffen sind. Allerdings ist davon auszugehen, dass es bei Daimler Truck mit über 100.000 Beschäftigten weltweit um Tausende von Fahrzeugen für Manager der Ebenen E1 bis E4 geht, die grundsätzlich berechtigt sind.
Holman unterstütze dabei als externer Flottenmanager seit Jahresbeginn, Athlon sei weiterhin ebenfalls für das Dienstwagengeschäft verantwortlich. "Beide Anbieter haben unterschiedliche Aufgabenbereiche und können parallel eingesetzt werden“, so der Sprecher. Allerdings prüft Mercedes schon länger auch einen Verkauf von Athlon.
Aufgrund der gemeinsamen Historie und der hohen Identifikation mit der Marke würden weiterhin vor allem Fahrzeuge der Marke Mercedes-Benz genutzt, so der Sprecher.
Ob dies langfristig so bleibt, muss sich zeigen. Als Teil des Daimler-Konzerns war es auch für die Lkw-Sparte ein Ziel der Dienstwagenpolitik, für Nachschub im Gebrauchtwagenmarkt von Mercedes-Benz zu sorgen. Als Jahreswagen lassen sich viele Modelle leichter an Privatkunden verkaufen.
Diese Motivation fällt bei Daimler Truck nun weg. „Wir sind ein normales Dax-Unternehmen und kein Pkw-Hersteller mehr“, so der Insider.
Gleichwohl habe es angesichts der Historie als Teil des Daimler-Konzerns innerhalb der Belegschaft auch teilweise Kritik an der Öffnung der Dienstwagenflotte für andere Marken gegeben.
