Luxussteuer: China nimmt Mercedes, BMW, Porsche ins Visier

Westliche Autobauer tun sich in China zunehmend schwer. Mit der im Juli gesenkten Schwelle für die Luxussteuer beim Kauf hochpreisiger neuer Pkw erleben vor allem die europäische Premiumhersteller gerade einen weiteren Rückschlag im Kampf um Marktanteile.  

"Das bedeutet, dass praktisch alle unsere Range-Rover-Modelle nun unter diese Steuer fallen", sagte JLR-Finanzchef Richard Molyneux jüngst in einer Analystenkonferenz. "Wir waren ziemlich überrumpelt, weil die Ankündigung nur 48 Stunden vorher kam."

Die zusätzliche Luxussteuer von zehn Prozent wird nun bereits auf Fahrzeuge erhoben, deren Preis 900.000 Yuan (rund 115.000 Euro) übersteigt – zuvor lag die Grenze bei 1,3 Millionen Yuan (rund 166.000 Euro). Damit sind zahlreiche Modelle von BMW, Mercedes-Benz, Porsche und Jaguar Land Rover betroffen. 

Das chinesische Finanzministerium und die Steuerbehörde erklärten, die gesenkte Schwelle solle den "rationalen Konsum weiter fördern" – eine Umschreibung für die Drosselung von Luxusausgaben. 

Die Regelung trat am 20. Juli in Kraft und kann als Vergeltung für die von der Europäischen Union verhängten Importzölle auf chinesische Elektro-Fahrzeuge interpretiert werden, da hauptsächlich westliche Hersteller betroffen sind.

Die Luxussteuer wird auf den Listenpreis einschließlich aller Sonderausstattungen erhoben und kommt zusätzlich zu den Steuern auf neu produzierte oder importierte Fahrzeuge in China. Auch hochpreisige Elektroautos sind von der Luxussteuer betroffen, obwohl sie von der Produktions- oder Importsteuer befreit sind. 

JLR erklärte, man werde die zusätzliche Steuer kurzfristig selbst tragen. "Unser Händlernetz ist ohnehin fragil genug, als dass man ihm das auch noch aufbürden könnte", sagte Molyneux. 

Händler in China haben zunehmend Schwierigkeiten, Finanzierungen zu sichern, da ein anhaltender Preiskampf die Margen drückt. Einige Hersteller unterstützen ihre Vertriebspartner daher zusätzlich.

Mercedes-Benz teilte mit, man werde im Rahmen einer Werbeaktion unter dem Motto "Steuertrends ändern sich schnell – Ehre bleibt bestehen" die Bruttopreise einiger hochpreisiger Modelle wie der Oberklasse-Limousine S-Klasse bis zum 31. August stabil halten. 

Das Unternehmen sei "im Prinzip schon stark betroffen", sagte Finanzchef Harald Wilhelm in einer Telefonkonferenz zu den Halbjahreszahlen. Man werde aber versuchen durch "kommerzielle Maßnahmen", also eine entsprechende Preispolitik, die Auswirkungen auf den Absatz so gering wie möglich zu halten.

Ein entsprechender Netto-Effekt sei in der angepassten Prognose für 2025 bereits enthalten. So erwartet Mercedes angesichts auch der Zölle in den USA nur noch eine Rendite von vier bis sechs Prozent.

Laut chinesischen Medien kam es bei Porsche, Mercedes und JLR in den zwei Tagen zwischen Bekanntgabe und Inkrafttreten der Steuer zu einem starken Anstieg der Besucherzahlen in den Showrooms und auch der Verkäufe. 

Bei ihrer Einführung im Jahr 2016 betraf die Luxussteuer vor allem Ultraluxusmarken wie Bentley, Aston Martin und Rolls-Royce. Die neue Schwelle betrifft nun aber auch teure Premiumfahrzeuge wie die großen SUVs Mercedes GLS, BMW X7 und die meisten Range-Rover-Modelle. 

China war lange ein wichtiger Ertragsbringer für europäische Premium- und Luxusmarken – wohlhabende Kunden griffen gerne zu den importierten Fahrzeugen mit renommiertem Markenemblem.

Doch eine konjunkturelle Abkühlung und gleichzeitig deutlich verbesserte Produkte lokaler Hersteller haben den Markt für teure Fahrzeuge belastet. Mercedes etwa verzeichnete im im ersten Halbjahr 2025 ein Minus von 14 Prozent auf 293.172 Fahrzeuge.

BMW musste einen Rückgang um 15 Prozent auf 318.125 Einheiten hinnehmen. Im Halbjahresbericht sprach das Unternehmen von "anhaltend schwacher Konsumneigung in den oberen Preissegmenten". 

Bei BMW fallen neun Modelle neu unter die abgesenkte Schwelle. Dabei handelt es sich vorzugsweise um hoch motorisierte Fahrzeuge der Sportwagentochter M und spezielle Siebener-Modelle, die aufgrund ihrer relativ spitzen Zielgruppe in China allesamt aus Deutschland exportiert werden.

Laut einer BMW-Sprecherin rechnet man im laufenden Jahr für alle neu betroffenen Modelle mit einem Verkaufsvolumen im dreistelligen bis mittleren vierstelligen Bereich.

Noch sei zwar die Bewertung der detaillierten finanziellen Auswirkungen nicht abgeschlossen, man erwarte durch die Absenkung der Luxussteuer aber nur "minimale Auswirkungen auf unser gesamtes Absatzvolumen in China", so die Sprecherin.

Audi ist von den Auswirkungen kaum betroffen. Man beobachte die Marktentwicklung in China und passe gegebenenfalls die Strategie zur Wahrung der Wettbewerbsfähigkeit an, ein "großes Thema" sei die Absenkung der Luxussteuer nicht, heißt es dort.

Betroffen seien lediglich zwei Modelle, eine hoch motorisierte Version des RS6 sowie der exklusiv für den chinesischen Markt gefertigte A8L Horch. Beide Fahrzeuge werden in Neckarsulm gefertigt und nach China exportiert. Audi verkaufte in den ersten sechs Monaten knapp 288.000 Fahrzeuge, ein Rückgang um zehn Prozent.

Porsche brach im ersten Halbjahr sogar um 37 Prozent auf 18.837 Einheiten ein. Das Unternehmen erklärte bei einer Analystenkonferenz, die Entwicklung in China spiegle "die herausfordernden Marktbedingungen insbesondere im Luxussegment, den starken Wettbewerb und die Fokussierung auf wertorientierte Verkäufe" wider. 

Die Verkäufe von JLR fielen im ersten Halbjahr um 31 Prozent auf 32.757 Fahrzeuge – unter anderem, weil die lokale Produktion einiger Modelle wie der Jaguar-Baureihen eingestellt wurde. 

Seit Einführung der überarbeiteten Luxussteuer sei der Absatz weiter zurückgegangen, sagte Molyneux gegenüber Investoren.

Am stärksten könnte Mercedes die Änderung treffen. "Im Bereich über 800.000 Yuan sind wir Marktführer, bei den Fahrzeugen über eine Million Yuan haben wir einen Anteil von 50 Prozent", so Mercedes-Chef Harald Wilhelm.

Laut Daten der China Automobile Dealers Association, auf die sich chinesische Medien berufen, entfiel im ersten Halbjahr fast die Hälfte aller Verkäufe von Fahrzeugen über 1,02 Millionen Yuan (rund 130.000 Euro) auf Mercedes – rund 16.000 Einheiten. Land Rover folgte mit einem Anteil von 23 Prozent, Porsche kam auf 18 Prozent. 

Nur wenige chinesische Fahrzeuge sind von der Steuer betroffen. Der große SUV U8 von BYDs Premium-Tochter Yangwang ist eines der wenigen Modelle, das unter die neue Regelung fällt – ebenso wie bestimmte Varianten des Huawei-Flaggschiffs Maextro.

Modelle wie der Porsche Taycan, die knapp an der neuen Grenze liegen, werden laut Aussage eines Porsche-Händler in der "National Business Daily" oft unterhalb von 900.000 Yuan (rund 115.000 Euro) rabattiert, um die Steuer zu vermeiden. Allerdings wäre dafür eine dauerhafte Preissenkung nötig. "Wie man die Steuer vermeidet, muss im Detail geprüft werden", sagte der Verkäufer. 

Porsche selbst antwortete auf Anfrage der Automobilwoche eher allgemein: Man prüfe aktuell die Details der Richtlinie und mögliche Auswirkungen auf das Geschäft. "Gemeinsam mit unseren Handelspartnern suchen wir nach Lösungen, die Interessen unserer unmittelbar betroffenen Kunden zu wahren", so eine Sprecherin.

Trotz der zunehmenden Herausforderungen auf dem Markt bleibe Porsche der Strategie Value over Volume, also einem wertschaffenden Wachstum statt reiner Absatzorientierung in China verpflichtet und beobachte die Marktentwicklung weiterhin genau.