Mit blondem Haar: Chery lässt humanoide Roboter Autos verkaufen

Jung, blond, freundlich – in die Showrooms könnte bald eine neue, seltsam uniforme Generation an Verkäuferinnen und Verkäufern einziehen. Sie sind zwar keine Menschen, sollen aber zumindest menschenähnlich sein: humanoide Roboter.

In China hat jüngst Aimoga, ein Tochterunternehmen des Autobauers Chery, seinen neuen humanoiden Roboter präsentiert: Mornine. Und während die Roboter bislang vor allem als unermüdliche Arbeiter in Fabriken gesehen werden, könnten sie nun auch Einzug in Autohäuser halten.

Denn sie sollen deutlich mehr können als Schweißen, Hämmern und Schrauben. Mit ihrer Rundumsicht, voll beweglichen Händen, sprachlichen Fähigkeiten und guten Mobilität kann Mornine nicht nur Getränke reichen, sondern auch durchs Autohaus führen.

"Mornine ist eine Assistentin für das Leben, eine Assistentin für Ihren Job", sagte Zhang Guibing, Präsident von Chery International, der Automobilwoche-Schwesterzeitung "Automotive News Europe" bei der Vorstellung der neuen Helferin.

Die ersten Tests im Autohaus laufen bereits. Mornine arbeitet in den Showrooms von 45 Autohäusern in Malaysia. Auch auf dem chinesischen Heimatmarkt will Chery die künstliche Verkaufsassistentin einführen.

Deutschland spielt dagegen zunächst keine Rolle. Wenn Chery in den nächsten Monaten mit dem Verkauf seiner Modelle in Deutschland startet, soll Mornine nicht zum Einsatz kommen, heißt es vom Unternehmen. Dabei könnte der chinesische Hersteller damit womöglich mehr Aufmerksamkeit erregen als mit seinen Autos.

Vor allem zu diesem Zweck hatten Autohäuser in Deutschland vor mehr als fünf Jahren Roboter bei besonderen Anlässen im Einsatz. Darüber hinaus ging es nicht. Häufig ist die Skepsis im Land groß – zu groß.

Bei der Veranstaltung "Vorsprung Bayern – Humanoide Robotik" waren sich die Experten einig, dass der Einsatz humanoider Roboter im Autoverkauf zwar technologisch denkbar sei, aber in der Praxis an Grenzen stoße.

Nikita Aleshin, Experte für Next Generation Robotics bei BMW, stellte die Frage in den Raum, ob sich irgendjemand vorstellen könne, dass sich Autokäufer in Deutschland von einem Roboter beraten lassen. Für ihn persönlich sei das nicht denkbar.

Bei Chery sieht man das anders: Der Autobauer will noch in diesem Jahr 220 Mornines an Händler ausliefern. Doch diese müssen die Roboter erst einmal kaufen.

Und bei den Händlern herrscht eine gewisse Skepsis, nicht wegen der Fähigkeiten der Roboter, sondern wegen der Kosten. "Wir müssen erst den Preis sehen", sagte ein Händler aus Spanien Automotive News Europe. Er rechne mit einem Preis ohne Rabatte von etwa 50.000 Euro.

Der Markt für humanoide Roboter ist stark in Bewegung. Doch von diesem Markt der Zukunft ist Europa abgehängt, behauptet eine Studie, die Morgan Stanley Anfang des Jahres veröffentlicht hat.

Die Experten des Finanzinstituts gehen davon aus, dass der Markt für Humanoide bis 2050 auf mehr als fünf Billionen US-Dollar wachsen könnte; einschließlich der Umsätze aus Lieferketten und Netzen für Reparatur, Wartung und Service.

Obwohl sich Humanoide noch in der Entwicklung befinden, könnte es bis 2050 mehr als eine Milliarde geben, von denen 90 Prozent für industrielle und kommerzielle Zwecke eingesetzt werden.

Zahlreiche Firmen, auch aus der Autobranche, treiben die Entwicklung voran. "Was humanoide Roboter angeht, glaube ich nicht, dass es ein Unternehmen gibt, das mit Tesla mithalten kann", sagte Tesla-Chef Elon Musk jüngst gewohnt großspurig auf einer Investorenkonferenz. Er sei allerdings etwas besorgt, dass auf den Plätzen zwei bis zehn chinesische Unternehmen folgen könnten.