Nach Streit im ZDK: Gruppe um Weller gründet neue Interessenvertretung für Händler

Automobilhändler haben eine neue Interessenvertretung gegründet. In Münster haben sieben Händler den "Verband der Automobilhändler Deutschlands“ (VAD) ins Leben gerufen.

"Als Autohändler hatten wir bislang keine eigene Vertretung“, sagte Burkhard Weller, der Präsident des neu gegründeten Verbands. "Wir werden politisch bislang nicht wahrgenommen – weder in Berlin noch in Brüssel.“ Das wollen Weller und seine Mitstreiter ändern. 

Wellers Stellvertreter ist Helmut Peter, geschäftsführender Gesellschafter der Autohausgruppe Peter. Schatzmeister ist Peter Schäfer, Mitinhaber der Autohausgruppe Kreuter-Medele-Schäfer aus Weilheim. Die Geschäftsführung des Verbands übernimmt Kurt-Christian Scheel, der zuvor Hauptgeschäftsführer beim ZDK war. 

Ziel ist es, den VAD zu einer schlanken, schlagkräftigen und meinungsstarken Interessenvertretung der Automobilhändler zu machen. Die öffentliche Wahrnehmung der Unternehmer und der Branche spiegelt ihre wirtschaftliche, beschäftigungs- und umweltpolitische Bedeutung noch nicht wider.

Zudem will der Verband die Beziehung zwischen Herstellern und Händlern hinterfragen. Dabei möchte man den Fabrikatsverbänden, in denen die Autohäuser organisiert sind, nicht hineinreden, sondern ihnen Unterstützung anbieten.

Die Neugründung des Händlerverbandes kann als Antwort auf die Unstimmigkeiten im Zentralverband des Deutschen Kfz-Gewerbes (ZDK) gesehen werden. Der Streit um die Ausgestaltung der Abgasuntersuchung hat dazu geführt, dass der ZVK eine eigene Organisation mit eigener Geschäftsstelle aufbaut. Dennoch bleibt der ZVK Mitglied im ZDK. 

„Durch den Aufruhr im ZDK ist das Thema ist richtig aufgekommen, dass der Handel nicht richtig vertreten ist“, so Weller. „Der ZDK ist schwer geleitet vom ZVK.“ Aber die Werkstatt haben mit der Handelsvertretung wenig am Hut. 

Weller sieht den neuen Verband nicht gegen den ZDK positioniert, sondern will Handelsthemen in Abstimmung mit dem ZDK vorantreiben. Das gilt auch für seinen Vize Peter, der weiterhin im ZDK-Vorstand sitzt und zugleich Präsident des Kfz-Landesverbandes Thüringen ist. 

Weller sieht den neuen Verband gegenüber dem ZDK im Vorteil: „Wir sind viel flexibler und schneller als ein so großer Apparat wie der ZDK.“ Er könne sich eine Zusammenarbeit auf viele Feldern vorstellen, aber die Ausrichtung des VAD sei jedoch die Wahrnehmung in der Politik. 

Hier kann vor allem auch sein Vize Peter helfen. Der Unternehmer pflegt ausgezeichnete Kontakte in die Politik bis hin zu den höchsten Stellen. Im Herbst des vergangenen Jahres besuchte Bundeskanzler Friedrich Merz das Autohaus. 

Allerdings ist der neue Verband kein Selbstläufer. Das bekam auch der 2019 gegründete Verband der Markenvertragshändler (VMH) zu spüren, der nie über die Startphase hinauskam und nun wieder aufgelöst wurde. Weller war bis zuletzt zweiter Vorstand. 

Die Themen der beiden Verbände sind dieselben. „Wir haben uns nicht weit genug aus dem Fenster gelehnt und waren zu zögerlich“, so Weller. Man sei nicht in Vorleistung gegangen und habe keinen Geschäftsführer installiert.  

Die verbliebenen VMH-Mitglieder kommen nun in den neuen Verband. „Wir haben bereits ein Dutzend Zusagen von Händlern, die eintreten wollen“, so Weller. Doch das reicht bei weitem nicht aus, um als Interessenvertretung wahrgenommen zu werden.  

Er geht davon aus, dass der VAD über kurz oder lang rund 80 Prozent des Handelsvolumens abdecken wird. „Um ernst genommen zu werden, brauchen wir mehr als die Hälfte, also mindestens 50,1 Prozent“, sagt der VAD-Präsident.

Dabei hat Weller vor allem die Top-200-Händler im Blick, aber auch kleinere Händler seien herzlich willkommen.

Der Handel beschäftigt über 300.000 Menschen und verkauft fast drei Millionen Neu- sowie 6,5 Millionen Gebrauchtwagen, darunter eine wachsende Zahl Elektroautos. Damit erzielt er einen Umsatz von etwa 128 Milliarden Euro. Handel und Werkstätten bilden zudem mehr als 60.000 junge Menschen aus.