E-Autos: Die Rabattschlacht hat begonnen

Die Branche steht vor einem heißen Preis-Herbst bei Elektroautos: "Bis Jahresende 2025 spricht vieles für anhaltend hohe BEV-Rabatte, insbesondere in den volumenstarken Segmenten und im Flottenkanal, der 2025 wieder als BEV-Treiber auffällt", sagt Stefan Reindl, Direktor des Instituts für Automobilwirtschaft (IfA). 

Ähnlich sieht es Martin Gehring, Senior Partner bei der Unternehmensberatung Simon-Kucher: "Trotz sehr hoher Autopreise sind wir in einem Käufermarkt. Die Kunden haben alle Möglichkeiten: Es gibt eine große Auswahl und viel Wettbewerb, dem hohe Preise gegenüberstehen." Das könne kurzfristig eine Rabattschlacht bedeuten und mittelfristig zu günstigeren Angeboten für die Kunden führen.

Getrieben durch die CO2-Vorgaben aus Brüssel und die relativ geringe Nachfrage vor allem nach Elektroautos, drücken die Hersteller ihre Fahrzeuge in den Markt. Der Start neuer Marken sowie die erratische US-Zollpolitik und die EU-Strafzölle heizen die Entwicklung zusätzlich an.

Die Nachlässe ziehen sich durch die gesamte Branche – keiner kann sich dieser Entwicklung entziehen. Massive Rabatte gibt es sowohl für Pkw als auch für leichte Nutzfahrzeuge. So gibt es den Toyota Proace City für Gewerbekunden ab monatlich gut 82 Euro und den Renault Master ab 83 Euro.

Ähnlich sieht es im Pkw-Segment aus. Hier stechen vor allem die Marken von Stellantis mit ihren Angeboten hervor: Citroën-Partner bieten Gewerbekunden den e-C3 ab 107 Euro an, für den e-Corsa und den e-Grandland werden 99 Euro fällig.

Damit unterbieten die deutschen Händler die Konditionen des Herstellers in Frankreich, wo dieser von staatlichen Zuschüssen im Rahmen des Social Leasing profitiert. Ein Opel-Sprecher verweist auf die "allgemein attraktiven BEV-Konditionen" des Herstellers. Zu konkreten Aktionen äußert er sich nicht.

Bei solchen Angeboten können nur wenige mithalten. Grund für die hohen Nachlässe sind bei Stellantis nicht nur der branchenweite Wettbewerb, sondern auch der selbst gemachte Druck.

"Die Bonussysteme zwingen die Händler, bei den Rabatten mitzumachen", schimpft ein Stellantis-Händler. Nur wenn Volumenziele und BEV-Vorgaben erreicht werden, gibt es den Bonus. Dieser liegt bei 1700 Euro, was vor allem bei Kleinwagen viel Geld ist.

Vor allem bei den großen Gruppen seien die Zielvorgaben so formuliert, dass sie kaum zu erreichen sind. "Wer den Bonus will, muss also mitziehen", so der Stellantis-Händler. Die Rabattspirale dreht sich weiter.

Beim Neuwagenverkauf kalkulieren Händler demnach Verluste ein, um den Bonus zu erhalten. "Die Nachlässe gehen derzeit auf Kosten der Händlerrendite", so der Stellantis-Partner. Die Margen müssten hoch, die Boni runter.

Auch die deutschen Hersteller sind dabei. "Volkswagen trifft mit seinen Verkaufsaktionen derzeit gut die Preispunkte", sagt ein VW-Händler. Man verdiene zwar wenig Geld, aber der Traffic in den Autohäusern stimme. Er gehe davon aus, dass Volkswagen nach der IAA mit Rabattaktionen wieder stärker in den Vordergrund trete.
 
Ähnlich könnte es bei BMW sein. "Wir hatten in März und April große Aktionen, die nun ausgeliefert werden", berichtet ein BMW-Partner. Soll es Ende des Jahres oder Anfang 2026 nicht zu einer Lücke kommen, brauchen man nun wieder eine Aktion.

Doch die Rabatte sind nur eine Seite der Medaille. Die andere sind taktische Zulassungen. In den ersten sieben Monaten kam jede vierte Neuzulassung von einem Hersteller oder Händler.

Marken wie Great Wall Motor und DS lagen dabei deutlich über 60 Prozent, Mitsubishi, Lexus und Opel bei rund 45 Prozent. Letztlich kommen die Tageszulassungen als junge Gebrauchte auf den Markt, wo sie für viele Privatkunden eine willkommene Alternative zum Neuwagen darstellen.

"Bei Elektroautos befinden wir uns in einem ruinösen Preiskampf, der die Margen aufzehrt. Die Streckung der CO2-Ziele hat daran nichts geändert", sagt Thomas Peckruhn, Präsident des Zentralverbands Deutsches Kfz-Gewerbe. "Elektroautos sind im Privatkundenmarkt noch immer nicht angekommen."