Gamechanger GLC? Die wichtigste Mercedes-Premiere des Jahres

Wenn Mercedes zu einer Designvorschau auf ein kommendes Modell einlädt, dann erklären dort meist Experten kenntnisreich die Neuerungen im Detail. Diesmal aber taucht Mercedes-Chef Ola Källenius höchstpersönlich in der neuen Stuttgarter Niederlassung auf, um den neuen GLC anzupreisen. Der Bestseller im Portfolio feiert in der Elektrovariante auf der IAA Mobility im September in München Premiere und kommt 2026 auf den Markt.

Es ist das erste Auto auf der neuen Plattform MB.EA und hat das Zeug zum Gamechanger in Sachen Elektromobilität für die Schwaben. Entsprechend hoch ist die Anspannung in Stuttgart.

Mit dem elektrischen GLC ändert Mercedes das Gesicht der Marke auch für die kommenden Verbrenner-Fahrzeuge. In China gebe es über 100 Automarken, viele der SUVs seien kaum mehr unterscheidbar, so Källenius. "Wir haben uns daher gefragt, wie man da seine Identität bewahren kann."

Die Antwort liegt im Chrom-Kühlergrill, der für den Mercedes-Chef zur Marken-DNA gehört. Beim Design-Workshop hängen hinter ihm Exemplare aus den vergangenen Jahrzehnten, etwa vom legendären Mercedes‑Benz 600 Pullman, vom "Strich 8" sowie von den S‑Klasse-Baureihen W 108 bis W 126.

Einen Chrom-Kühlergrill bekommt der elektrische GLC zwar nicht, dafür aber eine Neuinterpretation. Mercedes spricht von einem "illuminierten Kunstwerk, das durch Reduktion, klare Linien und Technologie Prestige und Status vermittelt".

Die Honigwaben kehren in modernisierter Form zurück: Dazu gehört eine Gitterstruktur in Rauchglas-Optik, ein breiter verchromten Rahmen und eine integrierte Konturbeleuchtung. Optional ist eine Version mit insgesamt 942 von hinten beleuchteten Punkten erhältlich, die als Pixelgrafik animiert werden kann – etwa für einen Willkommensgruß.

Chefdesigner Gordon Wagener schwärmt über den neuen Look der Front: "Er ist die perfekte Verschmelzung zeitloser Designcodes, die für die Zukunft neu interpretiert wurden."

Während das Design des elektrischen GLC also weitgehend bekannt ist, geben sich die Schwaben mit sonstigen Informationen zurückhaltend – obwohl viele Details bereits durchgesickert sind.

Klar ist, dass auch der GLC das neue Betriebssystem MB.OS erhalten wird, das schon beim CLA zum Einsatz kommt. Der Bordcomputer wird allerdings deutlich leistungsstärker sein.

Dies bedeutet, dass jederzeit Funktionen und Updates aus der Ferne aufgespielt werden können. So ist der GLC bereits für autonomes Fahren auf Level 3 ausgelegt – bisher nur bei EQS und S-Klasse erhältlich.

Außerdem erhält der elektrische GLC einen MBUX-Hyperscreen, der sich über die gesamte Cockpitbreite zieht und als ein zusammenhängender Bildschirm wahrgenommen wird. Die Zeit der Kacheln ist damit vorbei.

Der Innenraum soll ebenfalls deutlich aufgewertet werden und zum Teil dem Niveau der heutigen S-Klasse entsprechen. Wie schon beim CLA Shooting Brake hat der GLC das neue Lenkrad an Bord, das wieder mit Wippe und Walze ausgestattet ist. Vor allem auf den Rücksitzen gibt es mehr Platz als je zuvor. Mercedes verspricht ein Gefühl von Komfort, Sicherheit und Geborgenheit. 

Überhaupt taucht das Wort Sicherheit im Verhältnis zu Luxus wieder deutlich häufiger auf. Für Källenius ist dies ein wesentliches Differenzierungsmerkmal gegenüber den zahlreichen Newcomern vor allem auf dem chinesischen Markt. Ein Mercedes erfüllt nicht nur die gesetzlichen Vorgaben, sondern geht in der Regel weit darüber hinaus.

Auch was Fahrleistungen und -komfort angeht, soll der elektrische GLC im Vergleich mit dem Verbrenner-Pendant keinerlei Abstriche machen. Die 94,5 Kilowattstunden große Batterie ermöglicht Reichweiten von über 700 Kilometer. Wie beim CLA ist auch eine günstigere Version mit LFP-Batterie in Planung.

Das 800-Volt-Bordnetz verspricht eine hohe Ladeleistung von 320 Kilowatt, was für 400 Kilometer Reichweite in 15 Minuten reichen dürfte. Damit lassen sich auch lange Urlaubsfahrten mit nur einem Ladestopp erledigen.

Höhere Leistungen machen sich zwar auf dem Papier gut, in der Realität aber sind die Unterschiede nur noch gering. Im Gegensatz zum CLA hat der GLC auch einen DC-Wandler an Bord, kann also auch an 400-Volt-Ladesäulen Strom zapfen. Für Komfort auf der Straße sorgen eine Luftfederung aus der S-Klasse sowie eine optionale Hinterachslenkung bis zu 4,5 Grad, die für mehr Agilität sorgt.

Der Kofferraum hat ein Fassungsvermögen von 570 Litern, hinzu kommen unter der Fronthaube nochmals 128 Liter. Der GLC kann außerdem bis zu 2,4 Tonnen Anhängelast ziehen, also ein Boot oder einen Oldtimer.

Mit dem GLC hofft Mercedes auf den großen Schub bei der Elektromobilität. Es ist das mit Abstand meistverkaufte Modell mit dem Stern. Bisher sind die Elektromodelle von EQA bis EQS nur mäßig erfolgreich.

Im ersten Halbjahr 2025 wurden nur 75.700 rein elektrische Fahrzeuge abgesetzt, ein Rückgang von 19 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Mit elektrischem GLC und der C-Klasse, die im kommenden Jahr folgen wird, soll endlich der Knoten platzen und der Absatz wieder wachsen.

Dabei soll der GLC eigene Fahrzeuge wie den EQE, der im Vergelich bereits wieder überholt wird, keinesfalls kannibalisieren. "Wir werden auch hier ein Facelift sowie einen Nachfolger bringen", sagt Källenius auf Nachfrage der Automonilowoche.

Behaupten müssen sich die Autos der Plattform MB.EA im Wettbewerb vor allem gegen die Neue Klasse von BMW, die ebenfalls auf der IAA Premiere feiert, sowie gegen viele lokale Anbieter auf dem wichtigen Markt in China. Neben dem Kühlergrill dürfte daher auch der Preis den entscheidenden Unterschied machen, den Mercedes noch nicht nennt.

Zur Not hat Mercedes den GLC mit Verbrenner in der Hinterhand. Der ist erst 2023 komplett neu auf den Markt gekommen und dürfte noch bis weit über das Jahr 2030 hinaus parallel zur Verfügung stehen.