BMW startet die Ära Neue Klasse – und verabschiedet mit dem iX3 das Macho-Design

Die Bühne bei der Vorstellung des BMW iX3 am Freitag vor dem IAA-Start in den Eisbach-Studios gehörte Oliver Zipse und Chefdesigner Adrian van Hooydonk. 34 Jahre ist Zipse bei BMW, viele Weltpremieren, aufregende neue Konzepte und mutige technologische Innovation hat er dabei erlebt; ebenso wie die Aufregung um den Bangle-Siebener.

Aber für ihn wie für die 160.000 Mitarbeiter des Unternehmens "ist die heutige Premiere ein wahrer "Einmal-im-Leben Moment", so der BMW-Chef und fragte bei der Enthüllung des BMW ix3, dem ersten Modell mit Neue Klasse-Technologie, rhetorisch in die Runde hunderter Gäste: "Wann hat man schon die Gelegenheit, eine Marke wie BMW neu zu gestalten?"

Dazu hat der notorisch auf Effizienz getrimmte Autobauer mehr Geld in die Hand genommen als jemals zuvor in seiner 109-jährigen Geschichte. Kolportiert werden Zahlen zwischen acht und zehn Milliarden Euro, so ganz seriös lässt sich die Frage nicht beantworten. Jetzt, fünf Jahre nach dem Beginn der Entwicklung der Neuen Klasse, ist man mit der Enthüllung des iX3 als erstem Modell am Ziel.

Alles geht schneller, effizienter und weiter. Mit der fundamental neu entwickelten Gen6-Antriebstechnologie kommt der iX3 auf eine Normreichweite von 805 Kilometern, die 400 kW Ladeleistung ermöglichen im Idealfall mehr als 372 Kilometer zusätzliche Reichweite in zehn Minuten.

Im Auto sind zu 30 Prozent recycelte Materialien verbaut, in der Lieferkette wurden die C02e-Emissionen um 35 Prozent reduziert. Rekordwerte, wohin man im Lastenheft auch schaut. Und das vielleicht Wichtigste hinter den Seiten füllenden Zahlen an technologischen Neuerungen: Mit der Neuen Klasse führt BMW als erster deutscher Hersteller die zonale Architektur ein, die die Basis bildet für die Umsetzung des Software-definierten Fahrzeuges (SDV).

Mit der Entkoppelung von Hard- und Software in der Entwicklung ist man mit der Neue Klasse-Technologie nun in der Lage, Updates in allen funktionalen Bereichen over-the-Air aufzuspielen. Damit ist die Voraussetzung geschaffen, um ein Fahrzeug während eines Zyklus technologisch frisch zu halten.

Dies galt als einer der großen Bremsklötze, warum traditionelle Autobauer bei den Entwicklungszeiten nicht mit meist aus der Software-Ecke kommenden Innovatoren mithalten können, insbesondere aus China.

An offenen Fragen für den Tag der Enthüllung blieben das Design, der Preis und der Marktstart. Im Vorfeld war von großer Anspannung die Rede. Bei bereits abgehaltenen Präsentationen vor Experten, Händlern und Analysten soll die neue Designlinie, die künftig für alle neuen Modelle kommt, auf ein geteiltes Echo gestoßen sein.

Die Aufgabestellung an Chefdesigner Adrian Hooydonk war komplex. Einerseits soll das Design Modernität und High-Tech transportieren, für die die Neue Klasse steht. Gleichzeitig soll es das Markenversprechen erfüllen, den Bezug zur eigenen Historie nicht verlieren und die Marke neu interpretieren.

Gelöst hat van Hooydonk das mit einer konsequenten Abkehr vom herrschenden Macho-Design. Die Frontpartie zeigt eine neue Interpretation des BMW-typischen Gesichts, bei dem Chrom durch Licht ersetzt wird. Der größte Faktor ist die nun wieder vertikal ausgerichtete Niere, die der Front jegliche Aggressivität nimmt. Die Formensprache ist klar. Insgesamt zeichnen die neue Designsprache markante Proportionen aus, am augenfälligsten wird das am breitschultrigen Heck.

Im Innenraum herrscht jetzt eine luftige Schöner-Wohnen-Atmosphäre. Blickfang ist dabei das BMW Panoramic Vision, das in den unteren Rand der Windschutzscheibe ragt. Gegen den aktuellen Markttrend agiert BMW beim Display. Entgegen dem aus China getriebenen Trend, den Innenraum mit immer noch mehr und größeren Displays vollzupflastern, belassen es die Münchner bei einem 17,9-Zöller.

Bekannt wurden bei der Weltpremiere erste Details zur Preisgestaltung: So schickt BMW den iX3 mit der großen 108 kw-Batterie und mehr als 800 Kilometern Reichweite ab 68.900 als iX3 xdrive Euro auf die Straße. Von Preisparität zum Verbrenner ist man noch entfernt, liegt aber zwischen dem aktuellen X3 xdrive 30e Plug-in-Hybrid und dem X3 xdrive 40d. Bereits im ersten Halbjahr soll eine Einstiegsversion für ab 60.000 Euro das Angebot erweitern.

Bis man den ersten Neue Klasse-iX3 auf der Straße wahrnimmt, werden noch ein paar Monate ins Land ziehen. Zwar dürfte es in Deutschland noch 2025 ein paar Auslieferungen geben, bis die Händlerbetriebe in Europa bestückt sind, dürfte es April werden. Danach wird man sehen, wie weit BMW mit der Neuen Klasse in der Gunst der Kunden springt.