BAW 212: Chinesen bringen "Peking-Jeep" nach Deutschland

In China ist der BJ212 eine Legende. Seit über 60 Jahren produziert der Hersteller BAW International, einer der ersten im Land, das Militärfahrzeug im Stil eines alten Jeep Wrangler. Über 2,5 Millionen Einheiten wurden nach Angaben des Unternehmens seither verkauft.

Es habe "große Dienste beim Aufbau einer sozialistischen Wirtschaft und der nationalen Verteidigung" geleistet, heißt es stolz zur Firmengeschichte auf der Webseite des Unternehmens. Selbst Mao fuhr einst in dem auch als "Beijing-Jeep" titulierten Fahrzeug an den Massen vorbei.

Jetzt wurde der Offroader als 212 ohne den Zusatz BJ erstmals komplett neu aufgelegt und soll auch in Deutschland und Europa erhältlich sein. Zum ersten Mal ist BAW bei der IAA Mobility in München vertreten und stellt das Fahrzeug dort vor.

Vom einstigen Militär-Klassiker sind nur die charakteristischen Scheinwerfer an der Front geblieben, ansonsten sieht der kantige Geländewagen aus wie eine Mischung aus klassischem Land Rover Defender und Toyota Land Cruiser. 

Im Cockpit geht es dagegen modern zu – mit digitaler Anzeigetafel, einem großen zentralen Bildschirm und jeder Menge Knöpfe und Schalter auch am Lenkrad. Das Konzept ist am ehesten vergleichbar mit der G-Klasse von Mercedes oder dem Ineos Grenadier.

Der Innenraum wirkt auf den Bildern durchaus hochwertig und aufgeräumt. BAW verweist auf eine hohe Verarbeitungsqualität, wobei der Fokus auf Robustheit und Langlebigkeit liege. In dem 4,75 langen und 1,90 Meter breiten Fahrzeug finden fünf Personen Platz, die Rücksitzbank ist großzügig bemessen.

Der 212 ist ausgestattet mit einem zuschaltbaren Allradantrieb mit Geländeuntersetzung sowie Differenzialsperren in beiden Achsen. Er verfügt über eine Wattiefe von 66 Zentimetern, die maximal bewältigbare Steigung beträgt 80 Prozent. Sogar einen Suchscheinwerfer gibt es als Serienausstattung.

Das Schalten übernimmt eine Achtgang-Automatik. Mit einer Leistung von 185 Kilowatt (251 PS) und einem Drehmoment von 410 Newtonmeter ist der 212, den es zunächst als Zweiliter-Benziner gibt, laut BAW auch für Aufgaben im schweren Gelände geeignet. Die Höchstgeschwindigkeit wird mit 170 km/h angegeben, die Anhängelast soll bei 2,5 Tonnen liegen.

Zum Verbrauch machte BAW zunächst keine Angaben. Ein 80 Liter großer Tank lässt aber auf ordentlichen Durst schließen.

Wie groß die Chancen für ein solches Fahrzeug in Deutschland sind, muss sich zeigen. So kommt der Ineos Grenadier in den ersten sieben Monaten lediglich auf 396 Einheiten. Die G-Klasse von Mercedes verkaufte sich dagegen im selben Zeitraum 3939-mal, obwohl sie deutlich teurer ist.

Für den 212 könnte letztlich der Preis sprechen. Der liegt in China selbst in der Topversion unter 20.000 Euro. Für diesen Preis wird das Auto in Europa zwar nicht erhältlich sein, er dürfte dennoch weit unter den Preisen der Konkurrenz liegen. Mit dem Offroader alter Schule dringen chinesische Anbieter nun auch in die letzte Bastion westlicher Hersteller vor.