Toyota: Mit diesen E-Autos will der Spätzünder durchstarten

Toyota wurde jahrelang vorgeworfen, zu zögerlich in die Elektrifizierung seines Portfolios zu investieren. Tatsächlich ist der japanische Autobauer im Vergleich zu Wettbewerbern wie Volkswagen, Renault oder Volvo spät in das Rennen um rein batterieelektrische Fahrzeuge eingestiegen.

Doch diese Kritik blendet aus, dass Toyota tatsächlich zu den Pionieren der Elektrifizierung zählt. Schließlich startete der erste hybride Prius bereits Ende 1997, und der wasserstoffbetriebene Mirai wurde 2014 vorgestellt.  

Inzwischen startet Toyota im BEV-Segment durch. Von Quartal zu Quartal kommen neue Modelle auf den Markt – und zwar dort, wo es die Kunden und die Regulierung erfordern – also vor allem in Europa und China. 

Seit dem ersten Prius lieferte der Autobauer bis Ende 2024 weltweit mehr als 30 Millionen und in Europa mehr als sechs Millionen elektrifizierte Fahrzeuge aus. Wiederholt hat Toyota sein Ziel bekräftigt, der Regulierung in Europa zu entsprechen und von 2035 an nur noch Null-Emissionen-Autos zu verkaufen.

Ab 2030 sollen zumindest 50 Prozent der Verkäufe rein elektrisch sein. Und von 2050 an will der Hersteller weltweit im gesamten Unternehmen CO2-neutral aufgestellt sein, in Europa ab 2040.

Bis dahin bleibt für den Hersteller aber die "Multi-Pathway"-Strategie Basis der Antriebsentwicklung. Sie besagt, dass stets der Kunde entscheiden soll, wie er vorwärtsbewegt werden will, nicht der Hersteller.

Der Verkaufserfolg gibt den Japanern recht: 2024 kletterte der Absatz in Europa um vier Prozent auf den Rekordstand von gut 1,2 Millionen Einheiten. Davon waren 74 Prozent elektrifiziert, allerdings nur rund zwei Prozent rein elektrisch.

Der allergrößte Teil davon entfiel auf Hybridmodelle (HEV). In Summe beliefen sich die Hybrid-Zulassungen bis Ende 2024 auf 5,9 Millionen Einheiten. Reine BEVs machten dagegen bislang nur 93.260 Einheiten aus, Plug-in-Hybride 166.830. 

Doch diese Zusammensetzung wird sich bald ändern. Allein seit Jahresbeginn präsentierte die Marke vier neue reine E-Modelle für Europa: einen deutlich aufgefrischter bZ4X, den darauf aufbauenden bZ4X Touring, einen Rivale des VW ID.7 Tourer, den als City-Car konzipierten Urban Cruiser sowie den C-HR+, die rein elektrische Version des 2022 gestarteten und erfolgreichen C-HR.

Den bZ4X Touring bezeichnet Toyota zwar als Crossover, doch tatsächlich handelt es sich dabei um einen Kombi. Basis ist das bisherige Elektro-Flaggschiff der Marke, der antriebsstarke bZ4X. Der Verkauf soll im Frühjahr 2026 starten.

Auf der gleichen Plattform steht auch der jüngst vorgestellte rein elektrische Subaru Trailseeker. Die beiden Hersteller kooperieren im Elektrobereich. Der aktuelle bZ4X lag nach Angaben des Datenlieferanten Dataforce im ersten Quartal mit 9468 Neuzulassungen in Europa auf Platz drei der rein elektrischen C-Segment-Modelle hinter Teslas Model Y (30.498) und dem Škoda Enyaq (16.705).

Die größten Hoffnungen setzt Toyota auf den vollelektrischen C-HR+. Sein Antrieb ist identisch mit dem des aktualisierten bZ4X. Das bedeutet, der Kunde hat die Wahl zwischen zwei Batterien mit 57,7 und 77 kWh Kapazität.

Ebenso ist das Motorenangebot beider Modelle identisch. Die E-Motoren bieten entweder 167, 224 oder bis zu 343 PS. Der rein elektrische Kleinwagen Urban Cruiser ist beinahe schon ein Kompaktwagen und oberhalb des Yaris Cross Hybrid angesiedelt.

Die elektrische Offensive ist damit aber noch nicht zu Ende: Bis Ende 2026 hat Toyota sechs weitere neue EV-Modelle in Aussicht gestellt. Selbst das wohl traditionsreichste Modell der Marke, der weltweit verbreitete Land Cruiser, ist vor der Elektrifizierung nicht gefeit.

Bereits 2023 stellte die Marke das Konzept Land Cruiser Se Concept vor, das in ein Serienmodell münden soll – freilich ohne die Diesel-Version zu verdrängen.

Dem Vernehmen nach erwartet der Hersteller (inklusive Lexus) 2027 ein Produktionsvolumen von gut einer Million BEVs weltweit. Um die globalen CO2-Emissionen zu verringern, hatte Toyota überdies schon vor drei Jahren mehr als 24.000 Patente zur freien Verwendung offengelegt.

Diese Modellflut ist aber nur ein Teil des Elektro-Wegs. Toyota verfolgt parallel eine auf drei Säulen beruhende Strategie für die nächsten Batterie-Generationen. Der Autobauer unterscheidet zwischen den Typen "Popularisation" (kostengünstige Einstiegstechnologie), "Performance" (Mainstream) und "High Performance" (Oberklasse, besonders die Marke Lexus).

Im Top-Segment soll ab 2027/2028 nun endlich die Festkörperbatterie ihr Debüt feiern. Toyota verspricht eine um 20 Prozent gesteigerte Reichweite bei gleichem Bauvolumen und eine Ladedauer von weniger als zehn Minuten auf 80 Prozent Kapazität. Die Reichweite der Fahrzeuge soll damit bei deutlich über 1000 Kilometern liegen.

Ebenfalls im Top-Segment siedelt Toyota seine künftige "High Performance Battery" an. Sie erreicht eine zehnprozentige Kostenreduzierung im Vergleich zur "Performance Battery", eine Ladezeit auf 80 Prozent von unter 20 Minuten und eine Reichweite von über 1000 Kilometern.

Die "Performance Battery" basiert auf einer verbesserten Lithium-Ionen-Zellchemie. Ihre Kosten sollen um 20 Prozent unter denen vergleichbarer aktueller Batterien liegen. Das Laden von 80 Prozent Kapazität soll maximal 20 Minuten dauern, die angestrebten Reichweiten liegen bei 800 Kilometern und mehr.

Ganz auf Bezahlbarkeit setzt die "Popularisation Battery". Sie soll 40 Prozent günstiger sein als heutige Angebote. Die Ladezeit bis 80 Prozent beträgt immerhin nur 30 Minuten, die Reichweite wenigstens 600 Kilometer.