Nach schwachem Quartal: Tesla-Chef Musk verspricht neue Modelle und mehr KI

25,5 Milliarden Dollar Umsatz im zweiten Quartal konnte Tesla 2024 verbuchen. Zwölf Monate später liegt der Umsatz bei nur noch 22,5 Milliarden Dollar, wie der Autobauer jetzt bekannt gegeben hat – ein Rekord-Rückgang von zwölf Prozent. Analysten rechneten im Schnitt mit 22,74 Milliarden Dollar. Im nachbörslichen Handel gab die Aktie nach Veröffentlichung der Zahlen um rund 1,5 Prozent nach.

Auffällig bei den Quartalszahlen: Mit seinen Autos machte Tesla gut 16,7 Milliarden Dollar Umsatz, sogar 16 Prozent weniger als im zweiten Quartal 2024. Auch der Umsatz der Energiespeichersparte (2,8 Milliarden Dollar) hat um sieben Prozent nachgegeben.

Dafür hat der Bereich "Service and other revenue" um 17 Prozent auf drei Milliarden zugelegt. Dahinter verbergen sich vor allem das Ladegeschäft mit den Superchargen (70228 Ladepunkte, 18 Prozent mehr als im Vorjahr) sowie Service und Reparaturen.

Das bereinigte EBITDA ist um sieben Prozent gesunken, auf 3,4 Milliarden US-Dollar. Aufgrund des deutlich niedrigeren Umsatzes steigt die EBITDA-Marge allerdings sogar um 71 Basispunkte auf 15,1 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Im ersten Quartal lag sie bei 14,6 Prozent.  

Das Betriebsergebnis (Operating income) ist gegenüber dem zweiten Quartal 2024 deutlich stärker gesunken: um minus 42 Prozent auf 923 Millionen Dollar. Die operative Marge fällt um 2,2 Prozentpunkte auf 4,1 Prozent. Allerdings hat sich Tesla von dem Rekordtief im ersten Quartal, 399 Millionen Dollar Betriebsergebnis, 2,1 Prozent Marge, wieder etwas erholt.

Unterm Strich steht ein Netto-Ergebnis von 1,17 Milliarden US-Dollar – 16 Prozent weniger als im Vorjahr. Nahezu unverändert geblieben sind dagegen die immensen Cash-Reserven mit knapp 37 Milliarden Dollar.

2024 drückten Restrukturierungskosten und KI-Investitionen auf das Ergebnis, diese R&D-Ausgaben werden auch jetzt wieder angeführt. Dazu kommen geringere Einnahmen aus dem CO2-Credit-Geschäft (439 Millionen Dollar, minus 51 Prozent), niedrigere Durchschnittspreise und vor allem die schlechten Verkaufszahlen.

Die liegen ab sofort übrigens in der Verantwortung von Raj Jegannathan. Tesla machte den IT-Manager, der keine Verkaufs-Erfahrung haben soll, zum Leiter des Vertriebsteams, nach dem der bisherige Vertriebschef für Nordamerika das Unternehmen Anfang Juni nach 15 Jahren verlassen hat.

Nur 384.122 Fahrzeuge hat Tesla zwischen April und Juni 2025 ausgeliefert. Das sind zwar mehr als im ersten Quartal (336.681 Autos), aber 13,5 Prozent weniger als im Vorjahr. Mit 410.244 gebauten Fahrzeugen hat Tesla zudem im zweiten Quartal 26.000 Auto mehr produziert als verkauft. Im ersten Halbjahr 2025 liegt der Überschuss sogar bei 52.000 Fahrzeugen, die auf Halde stehen. 

Immerhin: Das Anfang des Jahres aufgefrischte Model Y scheint langsam im Markt anzukommen. Im Juni konnte das SUV in Europa wieder aufholen, mit einem Plus von gut fünf Prozent und über 22.500 verkauften Einheiten landet das Model Y in der Verkaufsstatistik auf Platz zwei hinter dem Renault Clio. Im April lag der Tesla auf Platz 84, im Mai auf Rang 23. In Norwegen ist das Model Y im auf Jahressicht das bestverkaufte Auto.

Von einem Comeback des Autobauers zu sprechen wäre allerdings noch zu früh. Der Blick nach Kalifornien zeigt exemplarisch im zweiten Quartal zum siebten Mal in Folge einen Rückgang bei den Verkäufen.

Experten zufolge ist der Einbruch vor allem eine Folge von Musks politischem Engagement und seiner Nähe zu rechtskonservativen Parteien beziehungsweise dem Plan, eine eigene Partei zu gründen. Die Kunden in Kalifornien, einst einer der Hauptmärkte von Tesla, gelten als sehr liberal.

Einer der Hauptgründe für Teslas schlechte Zahlen, neben Elon Musks polarisierendem Verhalten, ist die überschaubare und in die Jahre gekommene Modellpalette. Zumindest hier scheint sich etwas zu tun: In China hat Tesla eine verlängerte, sechssitzige Version des Model Y angekündigt, die auch im Rest der Welt auf den Markt kommen könnte. Tesla bestätigte mit den Q2-Zahlen, dass man den Launch weitere Modelle in diesem Jahr vorbereite.

Neben dem Sechssitzer steht außerdem noch ein günstiges Einstiegsmodell im Raum, häufig als Model Q kolportiert. Ob es sich dabei wirklich um ein eigenes Modell handelt oder um ein abgespecktes Model 3 oder Model Y, ist unklar. Laut Tesla soll die Vor-Produktion des günstigen Modells, das um die 30.000 Euro kosten dürfte, bereits begonnen haben. Der Serienanlauf sei für die zweite Jahreshälfte geplant.

Auch die Bedeutung des Flottengeschäfts scheint das Management erkannt zu haben, zumindest in Deutschland will Tesla zukünftig verstärkt Fuhrpark-Manager überzeugen – mit Sonderkonditionen und einem neuen Firmenkundenportal.

Nichts ändern soll sich dagegen zunächst am recht dünnen Service-Netz mit nur 39 Standorten, Tesla sieht seinen Vor-Ort-Service als Alternative an. Die "Mobile Service Fleet" ist im zweiten Quartal mit 1684 Fahrzeugen weltweit allerdings um elf Prozent geschrumpft.

Ein vielleicht zukünftig neues Geschäftsmodell erschließt der Hersteller gerade in den USA: In Los Angeles wurde gerade das erste Tesla Diner im 50er-Jahre Stil eröffnet. Während Audi und Porsche hierzulande auch eine Handvoll exklusiver Ladelounges für ihre Kunden vorhalten und mit sauberen Toiletten und Kaffee werben, hat Tesla seinen mit 80 Superchargen größten Ladepark am Santa Monica Boulevard mit einem 24-Stunden-Burger-Restaurant ausgestattet und zwei 20 Meter große LED-Autokino-Leinwände aufgestellt. 

Sollte das Konzept erfolgreich sein, will Elon Musk Tesla-Diners in allen großen Städten weltweit eröffnen. Das Restaurant selbst ist übrigens auch für Fahrer anderer Marken zugänglich, spezielle Features, wie beispielsweise das Bestellen aus dem Auto heraus, bleibt Tesla-Besitzern vorbehalten.

Geht es nach den Plänen Musks, könnten Hungrige sich vielleicht schon bald sogar von einem Robotaxi zum Diner chauffieren lassen. Tesla will den in Austin gestarteten Test mit dem Model Y zeitnah ausweiten, unter anderem auf Florida und Nevada, und schon bald auf den Sicherheitsfahrer verzichten. Bislang seien rund 10.000 Test-Meilen in Texas gefahren worden.

Tesla bestätigte auch erneut den geplanten Start der Produktion des Cybercabs in Texas für 2026. Im Investoren-Call stellte Musk zudem Betriebskosten von rund 25 Cent pro Meile für das Robotaxi Cybercab in Aussicht; bei der Premiere Ende 2024 ging er noch von rund 20 Cent aus. Gegenüber einem klassischen Bus ist das immer noch rund 75 Prozent günstiger.

Viele Experten sehen Teslas Ansatz, sich beim autonomen Fahren nur auf Kameras zu verlassen, weiterhin kritisch. Tesla hält mit der erweiterten Kapazität für das Training seiner KI-Modelle dagegen. Der Supercomputer Cortex, der unter anderem die neuronalen Netze für das Full Self Driving (FSD) trainiert, wurde mit weiteren 16.000 Hochleistungs-Prozessoren von Nvidia bestückt.

Tesla kann zudem auf einen immer größeren Erfahrungsschatz aus der Praxis zurückgreifen. Inzwischen sollen Fahrzeuge mit FSD (Supervised, also Teslas Assistenzsystem auf Level 2), weltweit bereits mehr als 4,5 Milliarden Kilometer zurückgelegt haben, die in das Training einfließen. 

Dass das Thema KI immer mehr an Bedeutung bei Tesla gewinnt, lässt sich auch an den Prognosen ablesen. So erklärt Tesla, man erwarte, dass die "Hardware-bezogenen Gewinne begleitet werden von einer Beschleunigung unserer Gewinne mit KI, Software und dem Flottengeschäft“. Ein These, die von Wall-Street-Analysten unterstützt wird.

Im Vorwort des Quartalsberichts heißt es zudem, im Q2 2025 habe Teslas Übergang vom "führenden Unternehmen in den Bereichen Elektrofahrzeuge und erneuerbare Energien hin zu einem Vorreiter in den Bereichen KI, Robotik und dazugehörigen Services" begonnen.

Im Bereich Robotik setzt Tesla große Hoffnung auf den humanoiden Roboter Optimus. Schon heute kommt Optimus in den Tesla-Fabriken zum Einsatz, dort sortiert er Batteriezellen. Ab kommenden Jahr soll der Roboter verkauft werden, mittelfristig soll der Preis bei 20.000 Dollar liegen.

2026 rechnet Tesla mit 50.000 produzierten Optimus-Einheiten. Experten gehen davon aus, dass es 2060 drei Milliarden humanoide Roboter auf der Welt gibt. Musk geht davon aus, dass Optimus langfristig Teslas größtest Produkt wird. Entscheidend für den Hochlauf der Produktion ist allerdings die Versorgung mit seltenen Erden aus China.

Erst jüngst hatte Tesla auch bestätigt, den hauseigenen Chatbot Grok 4 in seine Fahrzeuge zu bringen. Das von Musks KI-Firma xAI entwickelte System kommt per Software-Update in die Autos und soll den Fahrer bei Navigation, Sprachsteuerung und mehr unterstützen. Tesla selbst bezeichnet Grok 4 als das "mächtigste KI-Modell der Welt". 

In einem anerkannten Benchmark-Test (Humanity's Last Exam) schlägt Grok 4 Wettbewerber wie GPT-4o oder Gemini 2.5 deutlich. Für negative Schlagzeilen sorgte das System in der Vorgänger-Version 3 allerdings durch antisemitische Inhalte. Auch die jüngste Generation soll politisch ähnlich denken wie Elon Musk, werfen Kritiker dem System vor. Zudem mangle es stark an Transparenz.