Batterie-Produktion: Warum die bayerischen Pilotwerke für BMW so wichtig sind

Wenn die Großserienfertigung der Batteriesysteme für die Neue Klasse einmal läuft, heißen die Zelllieferanten CATL, Eve und AESC. Für einen möglichst reibungslosen Serienanlauf soll die intensive Vorarbeit in den Pilotwerken Parsdorf, Hallbergmoos und München sorgen.

Die BMW-Chefeinkäufer sind kühle Rechner, auch wenn es um die Neue Klasse geht. Die Preise für Lithium-Ionen-Batterien haben sich zwischen 2017 und 2024 auf durchschnittlich 115 Dollar pro Kilowattstunde halbiert, laut Prognosen werden sie bis 2030 auf unter 60 Dollar fallen. Deshalb winkt man bei BMW nach wie vor ab, wenn die Sprache auf eine eigene Zellproduktion kommt.

Stattdessen fokussiert sich der Hersteller darauf, seine Expertise in der Zellentwicklung, der Produktion und den Produktionssystemen für die Zellproduktion so zu vertiefen, dass man mit den Größen der Branche auf Augenhöhe diskutieren kann.

Das gilt für die gesamte Wertschöpfungskette. Spätestens hier kommen die drei bayerischen Pilotwerke ins Spiel, die BMW im Dunstkreis der Münchner Zentrale aufgebaut hat.

Die Rollen zwischen den drei Standorten sind klar verteilt. Das größte Pilotwerk für die Hochvoltbatterien der Gen6 befindet sich in Parsdorf. Mehr als 350 Mitarbeiter sind hier seit 2023 mit dem Bau der ersten Gen6-Prototypen beschäftigt.

Seit Mitte 2024 werden diese auch nach Debrecen in das ungarische Fahrzeugwerk geschickt, wo sie in die Erprobungsfahrzeuge der Neuen Klasse eingebaut werden.

Ein weiteres Vorserienwerk für Hochvoltbatterien befindet sich in Hallbergmoos, ganz in der Nähe des Münchner Flughafens. Dort wird – im wahrsten Sinn des Wortes – im kleinen Maßstab die Serienproduktion des noch in Bau befindlichen Montagewerks in Woodruff (USA) gespiegelt. Künftig entstehen dort die Hochvoltbatterien für das Werk in Spartanburg.

Am dritten bayerischen Pilotstandort, im Münchner Forschungs- und Innovationszentrum (FIZ), testen etwa 200 Mitarbeiter die Prototypen und kleinere Modulvarianten der Hochvoltbatterie. Dafür stehen im erst kürzlich eröffneten Aeroakustik- und E-Antriebszentrum (AEZ) mehrere Etagen zur Verfügung.

Die Anlagen und Prozesse, die an den drei Standorten entwickelt und erprobt wurden, werden weltweit in den Serienwerken umgesetzt und sind ein Eckpfeiler der Produktionsstrategie.

Auch leisten sie einen zentralen Beitrag zur Verkürzung der Produktionszeiten. Denn ohne die in die Pilotwerke ausgelagerte Vorarbeit wäre es zeitlich kaum möglich, in weniger als zwei Jahren die Serienproduktion an den fünf Montage-Standorten anlaufen zu lassen.

Den Anfang macht im Herbst das Montagewerk Debrecen (Ungarn), in dessen Nachbarschaft noch 2025 die Serienfertigung des iX3 startet, das erste Modell mit Neue-Klasse-Technologie.

Es folgen dem Produktionshochlauf der Neuen Klasse entsprechend die Batterie-Montagewerke in Shenyang (China), Irlbach-Straßkirchen (Deutschland), Woodruff (USA) und San Luis Potosí (Mexiko).

"Mit unseren Pilotwerken für Hochvoltbatterien stärken wir die Innovationskraft in Deutschland. Sie befähigen die neuen Serienwerke weltweit und stellen so den reibungslosen Anlauf der Hochvoltbatterieproduktion sicher", ordnet BMW-Produktionschef Milan Nedeljković die Bedeutung der Standorte ein.