Xiaomi SU7 Ultra: Dieses Auto kann Porsche nicht ignorieren

Dass chinesische Hersteller günstigere und teils bessere Elektroautos bauen als europäische Marken, hat sich auch in Zuffenhausen herumgesprochen. Bisher konnte sich Porsche jedoch darauf verlassen, dass ihnen in Sachen Sportwagen niemand das Wasser reicht – erst recht nicht auf der Nürburgring-Nordschleife.

Doch dieser Nimbus wankt: Ausgerechnet Xiaomi, ein Smartphone-Hersteller, hat mit seinem ersten Auto zwei Porsche-Bestzeiten gebrochen – und das auf dem wohl prestigeträchtigsten Rundkurs der Welt.

Der Xiaomi SU7 Ultra absolvierte die Nordschleife in 7:04,957 Minuten. Damit ist er nicht nur das schnellste serienmäßige Elektroauto, sondern auch der schnellste Viertürer, der je dort gemessen wurde. Die bisherigen Rekordhalter – Porsche Taycan und Panamera – sind damit entthront.

Die Reaktion in China: Euphorie. Der SU7 Ultra war innerhalb von zwei Stunden nach Bestellstart ausverkauft – 10.000 Fahrzeuge. In den ersten zehn Minuten gingen bereits 7000 Bestellungen ein. Und das, obwohl der Ultra mit rund 67.800 Euro mehr als doppelt so viel kostet wie die Basisversion.

Im Vergleich zu einem Taycan Turbo GT mit Weissach-Paket, der in Deutschland über 240.000 Euro kostet, ist er jedoch ein Schnäppchen – selbst die Nürburgring-Edition des Xiaomi bleibt mit rund 100.000 Euro deutlich günstiger.

Wer einen SU7 Ultra ergattert, bekommt Fahrleistungen der Extraklasse: Bis zu 1548 PS liefert das System im Rennmodus. Im Alltagsbetrieb wird die Leistung aus Sicherheitsgründen auf 648 PS gedrosselt. Auch damit beschleunigt der Wagen extrem.

Die 1,98 Sekunden von 0 auf 100 km/h sind dann zwar nicht mehr erreichbar, doch der Schlag beim Kickdown ist spürbar. Die Entwickler sprechen von physischer und mentaler Überforderung bei voller Beschleunigung.

Technisch hat Xiaomi aufgerüstet: Zwei Elektromotoren mit bis zu 27.200 Umdrehungen pro Minute treiben die Hinterachse an. Ein 800-Volt-System mit 93,7-kWh-Akku ermöglicht eine chinesische Normreichweite von 630 Kilometern.

Beim Laden geht es ähnlich schnell wie auf der Strecke – an geeigneten DC-Säulen fließen bis zu 489 kW, was einen Ladevorgang von zehn auf 80 Prozent in nur elf Minuten ermöglicht. Auch das Thermomanagement wurde optimiert: Zwei volle Runden auf der Nordschleife schafft der Ultra ohne Überhitzung.

Der Anspruch ist klar: Xiaomi meint es ernst mit der Leistung. Das zeigt auch die Ausstattung: Knapp sechs Quadratmeter Karbon reduzieren das Gewicht trotz schwerer Batterie auf etwas über zwei Tonnen. Das Zweikammer-Luftfahrwerk überzeugt mit Stabilität, die riesigen Karbonbremsen greifen kraftvoll zu, das Aerodynamikpaket sorgt für den nötigen Anpressdruck. Die Lenkung reagiert präzise und zuverlässig.

Trotz aller Sportlichkeit ist der SU7 Ultra kein kompromissloser Rennwagen. Auf chinesischen Ringstraßen fährt er sich überraschend komfortabel. Selbst die Passagiere im Fond, bei drei Metern Radstand großzügig bemessen, genießen hohen Reisekomfort.

Für die deutschen Hersteller ist die Lage ernst. Porsche und Co. spielen in China bei Elektroautos inzwischen nur noch eine Nebenrolle. Der Erfolg des zweiten Xiaomi-Modells, des YU7, unterstreicht das: 200.000 Bestellungen in drei Minuten nach Vorstellung. Der Rückstand der deutschen Marken wächst.

Noch bleibt ihnen eine Atempause: Xiaomi plant den Markteintritt in Europa erst ab 2027. Aber der Angriff auf das Premiumsegment hat begonnen.