Vier Gründe: Warum der Flottenmarkt schrumpft

Während die Privatkunden langsam zurückkommen, lässt der Flottenmarkt Federn: Im Mai sanken die Fuhrpark-Neuzulassungen in Deutschland um mehr als zehn Prozent auf gut 65.800 Pkw. 

Noch größer ist das Minus mit Blick auf die ersten fünf Monate des Jahres: Von Januar bis Ende Mai schrumpfte der relevante Flottenmarkt im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 11,3 Prozent auf rund 345.600 Neuwagen.

Entsprechend düster fällt die Prognose für 2025 aus: "Die Entwicklung der letzten zwölf Monate zeigt einen stetigen Abwärtstrend", sagt Dataforce-Analyst Benjamin Kibies. Und ergänzt: "Erstmals seit Juli 2022 ist die aufs Jahr hochgerechnete Verkaufszahl wieder unter 800.000 Einheiten gefallen."

Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr zählte der Flottenmarkt knapp 912.000 Pkw-Neuzulassungen. Im Mittel kamen laut Dataforce zwischen 2019 und 2023 jährlich mehr als 878.000 Pkw neu auf die Straße.

Vor allem mit Blick auf die hohen Vorjahreswerte hat der relative Rückgang natürlich auch einen statistischen Effekt. Der Rückgang erscheint besonders groß.

Aber Hersteller und Händler bekommen die Zurückhaltung deutlich zu spüren: "Die nachlassende Flottennachfrage ist das Ergebnis einer ganzen Reihe von Faktoren", sagt Kibies. Vier Aspekte bremsen die Flottenentwicklung entscheidend:

1. Geringe Investitionsneigung: Schwache Konjunktur und Risiken mit Blick auf (Handels-) Konflikte sorgen für ein eingetrübtes Geschäftsklima. Viele Unternehmen sparen. Investitionen, auch in die Fuhrparks, stellen sie zurück.
2. Geringer Ersatzbedarf: Die meisten Unternehmen ersetzen ihre Fahrzeuge nach drei bis vier Jahren. Doch derzeit ist der Ersatzbedarf relativ gering: Denn in den Jahren 2021 und 2022 gab es aufgrund von Corona und Halbleitermangel relativ wenige Neuzulassungen.
3. Mit Verbrennern eingedeckt: Zwischen Februar 2023 und August 2024 haben Flotten besonders viele Verbrennermodelle angeschafft. Nach der Halbleiterkrise modernisierten sie ihre Flotten und konnten dabei meist auf attraktive Angebote zurückgreifen. 
4. Quotierung durch EU-Flottenziele: Es war absehbar, dass mit der Verschärfung der CO2-Regeln die Preise 2025 für Verbrenner steigen. Schließlich wollen die Hersteller Strafzahlungen vermeiden. Wer kein E-Auto will (oder es für seine Flotte nicht brauchen kann), verzichtet oft eher auf eine Neuanschaffung und fährt das alte länger.

Dies zeichnet sich in den Zahlen deutlich ab. Verbrenner sind tief im Minus: Benziner (-27 Prozent auf 19.500 Pkw-Neuzulassungen) und Diesel (-33 Prozent auf 18.800 Pkw-Neuzulassungen) haben zwar noch die größten Marktanteile mit 29,6 (Vorjahr 36,4) beziehungsweise 28,5 (Vorjahr 38,1) Prozent. 

Aber Elektroautos legen massiv zu: Ihr Anteil stieg im Mai im Jahresvergleich um mehr als acht Punkte auf 23,1 Prozent. Die BEV-Neuzulassungen stiegen um mehr als 68 Prozent auf knapp 15.200 Pkw.

Da verwundert es wenig, dass mit dem VW ID.7 zum ersten Mal überhaupt ein batterieelektrisches Modell an der Spitze des Rankings im Flottenmarkt. Mit VW ID.3 und Skoda Enyaq reihen sich zwei weitere unter die Top Ten.

Ohnehin teilten sich die Marken aus dem VW-Konzern die Top-Plätze unter sich auf: Neun der Top-Ten-Modelle waren entweder Volkswagen oder Škoda. Lediglich BMW schlich sich mit dem Fünfer auf Platz neun in die Wolfsburger Phalanx.

Auch Citroën war im Aufwind und konnte im Mai seine Flottenzulassungen verdoppeln. Vor allem die Benzin- und Dieselversionen von C3, Jumpy Pkw und C4 waren stark nachgefragt. Beim Elektroanteil blieb der französische Importeur jedoch unter dem Durchschnitt (17 Prozent). 

Anders sah es bei der Konzernschwester Opel aus: Sie sticht mit einem Minus von 60 Prozent unter den Top-20-Flottenmarken regelrecht hervor. Ein entscheidender Faktor: Opel hat die Verkaufsförderung insbesondere für den Astra stark zurückgefahren. Auch die bislang erfolgsverwöhnte Marke Cupra muss im Mai 2025 Federn lassen (-21 Prozent).