Vorerst sollen keine weiteren Händler das Vertriebskonzept "Destination" umsetzen. Grund sind die hohen Kosten und die aktuelle Lage der Marke.
Vorreiter: Die Hülpert-Gruppe eröffnete das erste Porsche-Zentrum im Destination-Format in Dortmund. Investitionen: 19 Millionen Euro.
10, 20, 30 Millionen Euro – die Händler-Investitionen in das Porsche-Vertriebskonzept "Destination" sind zum Teil immens. Im Zuge der Absatzkrise hat die Marke das weitere Ausrollen des Konzeptes auf Eis gelegt und stellt nun die Kosten auf den Prüfstand.
"Porsche hat den weiteren Roll-out des Destination-Konzeptes gestoppt. Wer in den vergangenen Wochen den Antrag gestellt hat, erhält kein grünes Licht", sagte ein Porsche-Händler der Automobilwoche. Mehrere Händler bestätigten die Aussagen.
Von Seiten des Herstellers heißt es: "Auf Basis der gesammelten Erfahrungen mit umgesetzten Projekten wird das Konzept lediglich inhaltlich geringfügig überarbeitet", sagt eine Porsche-Sprecherin. "Dies kann in Einzelfällen auch einmal zu Verzögerungen führen."
Mit der Einführung des Vertriebskonzeptes Destination startete Porsche vor rund fünf Jahren. Ende 2020 eröffnete die Hülpert-Gruppe das erste Porsche Zentrum mit der neuen CI in Dortmund.
Knapp 20 Millionen investierte die Autohausgruppe in den Standort. Seither haben zahlreiche Porsche-Händler nachgezogen. Meist investierten sie einen oberen einstelligen bis zweistelligen Millionen-Betrag in die Standorte.
Der Hersteller und seine Partner haben bei der Einführung des Vertriebskonzeptes erst Halbzeit. Bis 2029 soll das gesamte Netz umgestellt sein. Daran will der Hersteller festhalten, aber maßvoller vorgehen: "Porsche analysiert die bereits umgesetzten Investitionen und hinterfragt, ob so hohe Ausgaben notwendig sind", so der betroffene Porsche-Händler.
Während viele Hersteller ihre CI-Anforderungen an die Vertriebspartner zurückschraubten, hielt Porsche die Vorgaben hoch. Die Stuttgarter wollten weg vom typischen Autohaus, ein markenbezogenes Umfeld schaffen und das Kundenerlebnis in den Vordergrund rücken.
In den vergangenen Jahren sind die Baukosten deutlich gestiegen. "Man bekommt heute nichts mehr unter zwölf bis 14 Millionen Euro", sagt ein Porsche-Partner, der investiert. In Palästen zu wohnen sei schön, aber man müsse es sich auch leisten können. "Wer heute 15 Millionen Euro in den Umbau steckt, der tut sich schwer, diese wieder zu erwirtschaften."
Doch es reicht nicht, nur die aktuelle Situation zu betrachten. Wichtig ist auch der Blick zurück: In den vergangenen Jahren erzielten die Porsche-Händler gute Gewinne. "Man muss immer den Schnitt der letzten Jahre sehen", so der Händler. Wer allerdings zu viel entnommen hat, der hat jetzt ein Problem.
Denn Porsche liegt im laufenden Jahr deutlich hinter seinen Plänen. In den ersten vier Monaten brachte der Sportwagenbauer in Deutschland gerade noch gut 11.100 Fahrzeuge neu auf die Straße. Das entspricht einem Rückgang von knapp einem Drittel (32 Prozent) im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, wie Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes (KBA) zeigen.
"Letztes Jahr gab es einige Sondereffekte, die sich positiv auf die Absatzzahlen in 2024 ausgewirkt haben", so die Porsche-Sprecherin. "Trotz der herausfordernden geopolitischen Lage rechnen wir mit einem soliden Jahr 2025 für Porsche in Deutschland."
Vor allem Elektroautos sind wenig gefragt. Laut Händler liegen sowohl Taycan als auch Macan unter den Erwartungen.
Händler berichten, dass ihre Absatzziele um bis zu zehn Prozent gesenkt wurden. "Wir definieren gemeinsam mit den einzelnen Porsche-Zentren individuelle jährliche Ziele. Die Ziele können je nach Produktverfügbarkeit und dem individuellen Bedarf der Porsche-Zentren unterjährig angepasst werden", sagt eine Sprecherin.
Damit nimmt der Hersteller Druck aus dem Markt. Denn erste Händler gaben bereits Rabatte. Nicht nur für Elektroautos, selbst vor dem 911 machten die Nachlässe nicht halt.
Porsche selbst sind hier die Hände gebunden, denn für den Preis ist der Handel verantwortlich. "Porsche darf auf deren Preissetzung nicht einwirken, sondern nur unverbindliche Preisempfehlungen aussprechen", sagt die Porsche-Sprecherin.
Die Entwicklung macht nicht nur dem Zuffenhausener Hersteller zu schaffen, sondern auch den Partnern. Ein Porsche-Händler sagt: "Das letzte Mal gab es im Porsche-Netz während der Finanzkrise 2008 und 2009 so viel Unruhe."
