Als sie vor vier Jahren auf der letzten IAA in Frankfurt die Studie enthüllt haben, war das erst einmal nur ein „schöner Traum“. Doch jetzt wird der Wunsch so langsam Wirklichkeit. Denn in Berlin hat Cupra endlich die Serienfassung des Tavascan präsentiert, der die Elektrifizierung des Seat-Ablegers beschleunigen soll. 4,64 Meter lang und im Radstand auf 2,77 Meter gestreckt, ist er das aktuell schnittigste SUV im Strom der Wolfsburger E-Modelle und soll zu Schätzpreisen jenseits der 50.000er Marke ab Sommer 2024 den Cupra Born flankieren.
Zwar ist der Tavascan ein weiteres Kind des VW-Elektrifizierungsbaukasten MEB, doch gehen die Spanier dabei einen eigenen, ziemlich weiten Weg. Denn während die Technik aus Wolfsburg stammt und das Design aus Barcelona, läuft der Crossover mit der schnittigen Kehrseite und den immerhin 540 Litern Kofferraum darunter in Anhui in China vom Band.
Cupra stellt Seat weiter in den Schatten
Mit dem Tavascan könnte Cupra zum Sargnagel für Seat werden. Die junge Marke bekommt damit schon ihr zweites E-Auto - und emanzipiert sich weiter.

Der Tavascan basiert auf der neusten Stufe des MEB, was man unter anderem an dem 15 Zoll großen Bildschirm erkennt.
Und noch etwas ist anders, sagt Markenchef Wayne Griffiths: „Es kommen so viele rein rationale Elektrofahrzeuge auf den Markt“, ätzt er gegen die Konkurrenz außerhalb und irgendwie auch innerhalb des Konzerns. Aber das sei nicht Cupra. „Sondern 2019 hatten wir die Vision, E-Mobilität neu zu denken: Wir wollten der Welt zeigen, dass E-Autos Spaß machen und sexy sein können, dass sie ein tolles Design haben und gleichzeitig auf einzigartige Weise sportlich sein können. Damals war es vielleicht nur ein Traum. Doch mit dem Cupra Tavascan ist unser Traum wahr geworden.“
Bei aller Liebe zur spanischen Leidenschaft und allem Lob für das Design und vor allem den Innenraum mit einer Art metallenem Skelett als Basis für das Cockpit halten sich die Überraschungen ansonsten allerdings in engen Grenzen – zu stramm sind die Familienbande und zu klein die Spielräume im MEB, als dass der Tavascan wirklich ausreißen könnte. Doch immerhin greifen die Spanier in die neuste Evolutionsstufe des Baukastens und sind dem ID.7 damit näher als dem Born.
Das gilt für den 77 kWh starken Akku für bis zu 549 Kilometer Reichweite, dessen Ladeleistung auf 200 kW angehoben wurde, genau wie für die Motoren, die nun in der Einzelanwendung auf 284 PS kommen und im Doppel 340 PS bereitstellen. Und es gilt für das Infotainment mit dem auf 15 Zoll gewachsenen Bildschirm in der Mitte und der beleuchteten Slider-Leiste darunter.
Zwar wird Cupra nicht müde, Sportlichkeit und Spaß des aufgebockten Coupés zu betonen. Und mit einem Sprintwert von 5,6 Sekunden wird es schon ein bisschen Herzklopfen geben beim Kavalierstart. Doch ganz so wichtig können den Spaniern die hergebrachten Werte aus dem PS-Quartett nicht sein – schließlich erwähnen sie die Höchstgeschwindigkeit im Umfeld der Premiere mit keinem Wort.
Für Cupra mag mit dem Tavascan zwar ein Traum in Erfüllung gehen. Doch für die Mutter-Marke Seat könnte das große Crossover zum Alptraum werden. Denn während die Tochter jetzt schon das zweite MEB-Modell bekommt, ist für die Mutter von Elektrifizierung keine Rede und von Aufmerksamkeit erst recht nicht. Während Cupra im Glorienschein der Elektrifizierung immer heller strahlt, geht bei Seat deshalb so langsam das Licht aus.
Aus dem Datencenter:

Cupra Tavascan: Mit einer Länge von 4,64 Meter und einem Radstand von 2,77 Meter ist er das aktuell schnittigste SUV aus dem VW-Konzern.