Zur Sache: Die IAA läutet eine neue Design-Ära ein

Es ist die Show vor der Show. Eine Woche, bevor die IAA Mobility startet, lädt Audi-Chef Gernot Döllner nach Mailand, um eine Weltpremiere zu feiern: die neue Designsprache des Premiumherstellers.

Die exklusive Preview in der norditalienischen Designmetropole garantiert Aufmerksamkeit. Das Konzeptauto, welches pars pro toto für die neue Philosophie steht und die erste Arbeit von Chefdesigner Massimo Frascella ist, wird dann eine Woche später an Audis IAA-Stand am Wittelsbacher Platz in München stehen.

Die IAA wird zur Designshow. Neue Optiken stehen im Fokus vieler Messeauftritte. Davon zeugen die Ankündigungen. Das heißt: Bis Ende des Jahrzehnts werden sich Autos deutlich von dem unterscheiden, was wir bislang kennen.

Treiber ist die Hinwendung zur Elektromobilität, zur In-Car-Digitalisierung und zum Software-definierten Fahrzeug mit den ganz neuen Designmöglichkeiten. Was lang angekündigt wurde, passiert jetzt wirklich. Das Auto wird neu definiert. Das Straßenbild verändert sich. Es ist eine Design-Revolution im Gange.

BMW präsentiert kurz vor der IAA erstmals die "Neue Klasse", beginnend mit dem iX3. Die neue Technologiearchitektur ist natürlich mehr als ein Designthema. Es gilt bei den Münchnern als Jahrhundertprojekt.

BMW verspricht Proportionen mit langem Radstand und kurzen Überhängen, ein monolithisches Design, bündige Glasflächen für einen lichtdurchfluteten Innenraum. Und innen alles reduziert.

Die digitale Herangehensweise im Cockpit lässt Autos wie ein kleines Raumschiff wirken. Da reicht auch der oft zitierte Begriff des "Smartphone auf Rädern" nicht mehr (Dieter Zetsche, 2012).

Für BMW soll mit der "Neuen Klasse" eine neue Ära beginnen. Es wird spannend zu sehen sein, wenn der NK/iX3 neben einem "normalen" X3 steht. Aber: Die neue Architektur wird ohnehin auf das gesamte Modellportfolio übertragen.

Auch Mercedes-Benz trumpft mit einer "Prenight" am Sonntag vor Messestart auf. Die Stuttgarter zeigen den neuen, erstmals elektrischen GLC, hergestellt auf der neuen Plattform MB.EA. Es ist das erste Serienfahrzeug im neuen Design und der Blickfang des IAA-Auftritts.

Der beleuchtete Kühlergrill des GLC erregte in den vergangenen Wochen schon viel Aufsehen. Mit dem markanten Kühlergrill – mit historischer Anleihe – schlägt Mercedes-Benz ein neues Designkapitel auf.

Es löst das bisherige EQ-Design ab, das nicht wirklich "Benz"-Credibility hatte. Spätere Modellgenerationen werden dann im gleichen Styling kommen – sowohl Verbrenner als auch BEVs.

Audi, BMW, Mercedes – aber auch Volumenhersteller machen mit. Skoda hat das Concept Car eines neuen elektrischen Combis im IAA-Gepäck. Das Modell wird auf der Zukunftsplattform SSP entstehen. Der Arbeitstitel: Vision O. Wie Octavia.

Mit dem Konzeptauto gibt der Hersteller erstmals einen Ausblick auf die nächste Dekade, was Design, Technik, HMI-Konzept, Bildschirme und UX-Struktur anbelangt. Die Digitalisierung schlägt also auch bei Volumenherstellern voll durch. Sie wird Skoda verändern und eine neue visuelle Identität geben.

Beispiele für Neuheiten auf der IAA gibt es zur Genüge. Design ist – im Fußballjargon – nunmehr der Unterschiedsspieler, wenn PS und Hubraum nicht mehr zählen.