Stellantis-Chairman John Elkann: Europa braucht preiswerte E-Cars

Stellantis-Chairman John Elkann fordert von der EU Regularien, die es Automobilherstellern ermöglichen, wieder rentable Kleinwagen zu bauen.  Noch im Jahr 2019 wurden in Europa rund eine Million Fahrzeuge verkauft, die weniger als 15.000 Euro (17.400 US-Dollar) kosteten.

Inzwischen seien es nur noch etwa 100.000, sagte Elkann am 12. Juni beim Automotive News Europe Congress 2025 in Turin. Automotive News Europe gehört wie die Automobilwoche zum Verlag Crain Communications.  

Kleinwagen wie der Fiat 500 seien einst das Rückgrat der europäischen Automobilindustrie gewesen – sie ermöglichten breite Mobilität zu erschwinglichen Preisen. Doch Regulierungen, die Gewicht und Kosten erhöhten, hätten diese Fahrzeuge unrentabel gemacht.

Kleinere Autos gehörten jahrzehntelang zur Kernkompetenz der Stellantis-Marken Fiat, Peugeot und CItroen. Zwar gibt es noch den Fiat 500, doch Modelle wie Peugeot 108, VW Up! oder Smart Fortwo werden nicht mehr gebaut.

Die Neuzulassungszahlen für das sogenannte A-Segment haben sich in Europa seit 2018 bis heute von einst 1,2 Millionen Fahrzeugen auf rund 500.000 pro Jahr mehr als halbiert.

“Bis 2030 stehen wir in Europa vor über 120 neuen Vorschriften”, so Elkann. “Über 25 Prozent unserer Ingenieure arbeiten heute ausschließlich an der Einhaltung dieser Regeln – das schafft keinen Mehrwert.”

Die gestiegenen Preise bei Kleinwagen seien vorrangig auf Regulierung zurückzuführen, betonte er. Elkann schlug vor, Europa solle sich Japan zum Vorbild nehmen, wo leichte und günstige sogenannte Kei-Cars seit Langem einen hohen Marktanteil besitzen.

Eine europäische Variante könne den Namen “E-Car“ tragen, sagte er. “Es gibt keinen Grund, warum Europa kein E-Car haben sollte, wenn Kei-Cars in Japan 40 Prozent des Marktes ausmachen”, so Elkann weiter.

Stellantis produziert bereits elektrische Kleinstfahrzeuge, die offiziell als Quadricycles klassifiziert sind – darunter Citroën Ami, Opel Rocks-e und Fiat Topolino – für den europäischen Markt. 

Die Verkaufszahlen bewegen sich im fünfstelligen Bereich, was auf eine klare Nachfrage nach erschwinglicher Elektromobilität hinweist.

In vielen Ländern dürfen diese Fahrzeuge bereits ab 14 Jahren ohne klassischen Pkw-Führerschein gefahren werden. Allerdings sind der Ami und seine Schwestermodelle auf 50 km/h begrenzt und dürfen nicht auf Autobahnen oder größeren Landstraßen verkehren.

Bei einem seiner ersten öffentlichen Auftritte seit der Ernennung von Nordamerika-Chef Antonio Filosa zum CEO von Stellantis betonte Elkann, das Unternehmen werde weiterhin Fahrzeuge entwickeln, "die Kunden wirklich wollen" – unter Berücksichtigung der "Energiegleichung".

Damit meinte er, dass es ökologisch sinnvoller sei, den Wechsel von alten, ineffizienten Verbrennern zu neuen, effizienteren Modellen zu erleichtern, anstatt ausschließlich auf große batterieelektrische Fahrzeuge zu setzen.

Elkann erklärte, dass die “einstimmige” Ernennung Filosas – nach einer sechsmonatigen Suche und als Nachfolger von Carlos Tavares – vor allem dessen nachgewiesener Fähigkeit geschuldet sei, erfolgreich mit unterschiedlichen Kulturen zusammenzuarbeiten.

Der gebürtige Italiener hatte bei Stellantis sowohl Lateinamerika als auch Nordamerika geleitet.