Software: Daimler Truck und Volvo rücken noch enger zusammen

Mit der Gründung des Joint Ventures Coretura wollen Daimler Truck und Volvo die Entwicklung einer neuen Software-Plattform für Nutzfahrzeuge gemeinsam vorantreiben. Das Gemeinschaftsunternehmen mit Sitz in Göteborg soll bei Bedarf auch weitere Kunden bedienen. 

"Durch den Einsatz modernster Technologie und kollaborativer Innovation schaffen wir die Grundlage für eine neue Ära der Konnektivität und Effizienz in der Branche", sagte Volvo-Chef Martin Lundstedt. Die Pläne waren im Herbst 2024 bekannt geworden, jetzt haben alle Behörden grünes Licht gegeben.

Coretura wird von einem vierköpfigen Führungsteam geleitet, das sich aus je zwei Mitgliedern der beiden Anteilseigner zusammensetzt. Johan Lundén, zuvor bei Volvo für die strategische Produktplanung sowie das strategische Projekt- und Innovationsmanagement verantwortlich, wurde zum CEO ernannt. 

"Dieses Joint Venture verbindet die Agilität eines Start-ups mit der Stabilität und Expertise unserer Hauptanteilseigner", so Lundén.

Aufgabe von Coretura wird es sein, ein Betriebssystem zu entwickeln und dafür Hochleistungssteuergeräte, die große Datenmengen verarbeiten können, zu spezifizieren und zu beschaffen.

Dies ermögliche die zukünftige Entkopplung von Software- und Hardware-Entwicklungszyklen. Endkunden können dann, wie im Pkw bereits weit verbreitet, digitale Anwendungen drahtlos "over the air" erwerben und kontinuierlich aktualisieren.

Das Unternehmen in Göteborg startet mit 50 Mitarbeitern, ist aber auf Wachstum ausgerichtet. Bis Ende des Jahrzehnts sollen die ersten Produkte in die Fahrzeuge kommen. Beide Unternehmen wollen auf diese Wiese Kosten sparen. 

"Dies ist ein großer und wirklich spannender Schritt – nicht nur für uns, sondern für die gesamte Branche und unsere Kunden", so Daimler-Truck-Chefin Karin Radström. Sie muss vor allem bei der Kernmarke Mercedes-Benz Lkw auf lange Sicht die Profitabilität verbessern.

Es ist nicht die erste Zusammenarbeit mit dem schwedischen Rivalen. Begonnen hat diese mit der Gründung des Joint Ventures Cellcentric zur Entwicklung und Produktion von Brennstoffzellen-Systemen im Jahr 2021.

Inzwischen werden in einer kleinen Fabrik in der Nähe von Stuttgart die ersten Stacks produziert. Die Pläne für ein großes Werk wurden allerdings angesichts der noch schwachen Nachfrage nach hinten verschoben. Jetzt rechnet Cellcentric erst für die Zeit nach 2030 mit dem Bedarf einer größeren Produktionsstätte.

Außerdem arbeiten Daimler Truck und Volvo gemeinsam mit Traton am Aufbau eines leistungsfähigen Ladenetzes für elektrische Langstrecken-Lkw.

Ziel des 2022 gestarteten Joint Ventures ist es, innerhalb von fünf Jahren mindestens 1700 Hochleistungs-Ladepunkte für Ökostrom an und in der Nähe von Autobahnen sowie an Logistik-Hubs und an Abladestellen zu errichten und zu betreiben. Dafür haben alle drei Unternehmen rund 500 Millionen Euro investiert.

Im Jahr 2024 war Volvo mit einem Marktanteil von 17,9 Prozent erstmals Marktführer bei schweren Lkw über 16 Tonnen in Europa. Mercedes-Benz folgt mit 13 Prozent nach DAF auf dem dritten Rang.

Trotz der intensiven Zusammenarbeit betonen beide Unternehmen, nach wie vor Wettbewerber zu sein. Man werde "weiterhin auf ein komplett eigenständiges Produkt- und Dienstleistungsangebot setzen, einschließlich der jeweiligen digitalen Lösungen."