So strafft Milliardär Li Shufu das Geely-Imperium

Der chinesische Milliardär Li Shufu arbeitet weiter an der Konsolidierung seines weitläufigen Geely-Autoimperiums. Nach der Ankündigung, die Elektro-Edelmarke Zeekr von der Börse nehmen zu wollen, wird nun auch die Führungsmannschaft neu aufgestellt.

So soll Andy An, CEO von Zeekr, in Zukunft die Muttergesellschaft  Geely Holding führen, nachdem die Privatisierung der Tochtergesellschaft durch Geely abgeschlossen ist. Dies sagte der derzeitige CEO Daniel Li auf einer Telefonkonferenz. Zeekr-Aktionäre sollen zwischen einer Auszahlung und Anteilen von Geely wählen können. Die Holding hält bereits gut 65 Prozent an Zeekr.

Die Privatisierung von Zeekr (Bewertung: 6,4 Milliarden Dollar) war nur ein Jahr nach dem Börsengang auf dem New Yorker Parkett erfolgt. Li Shufu begründete den Schritt damit, dass die strukturelle Trennung zwischen Zeekr und Geely die Geschwindigkeit und Effektivität der Integrationsbemühungen eingeschränkt habe. Nun solle die Profitabilität aller Konzernteile erhöht werden.

Die Geely-Gruppe, zu der auch Anteile an Volvo, Polestar, der britischen Sportwagenmarke Lotus und dem Hersteller der schwarzen Taxis in London gehören, gerät durch den intensiven Wettbewerb auf dem chinesischen Automarkt unter Druck. "Angesichts der Bedingungen auf dem chinesischen Automarkt gibt es für Geely keinen Spielraum für Fehler", so Gui Shengyue, Mitbegründer von Zeekr. Die Elektro-Marke geht in diesem Jahr auch in Deutschland an den Start.

Interne Berechnungen hätten ergeben, dass die Gruppe durch eine engere Koordinierung jährlich viel Geld für Forschung und Entwicklung einsparen könnte. "Deshalb müssen wir die Probleme schnell lösen und die Wettbewerbsfähigkeit unseres Unternehmens steigern", so Schengyue. Geely hatte zuletzt auch eine vertiefte Kooperation mit Renault angekündigt, um in Südamerika zu expandieren.

Daniel Li wird den Angaben zufolge nach der Fusion Vizechef der Geely Holding Group. Er soll eine wichtige Rolle bei den Finanzoperationen der Gruppe spielen. Der Führungswechsel wurde kurz nach der Bekanntgabe des Quartalsergebnisses angekündigt. Der Gewinn von Geely hat sich in den ersten drei Monaten des Jahres auf 5,67 Milliarden Yuan (rund 699 Millionen Euro) mehr als verdreifacht.

Dies entsprach mehr oder weniger den Prognosen, die das Unternehmen im vergangenen Monat nach einer Änderung seiner Rechnungslegung abgegeben hatte. Der Umsatz stieg um 25 Prozent auf 72,5 Milliarden Yuan (rund neun Milliarden Euro).

Unabhängig davon meldete Zeekr für das erste Quartal einen Nettoverlust von 718 Millionen Yuan, was einem Rückgang von 63 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die Gesamteinnahmen blieben weitgehend unverändert und stiegen nur um 1,1 Prozent auf 22 Milliarden Yuan.

Zeekr hatte Anfang des Jahres mit der erfolglosen Marke Lynk & Co. fusioniert, beide Marken waren bei den Quartalsergebnissen erstmals vollständig integriert. "Die technologische Konsolidierung der beiden Marken hat die Rentabilität durch optimierte Entwicklung sowie gemeinsame Plattformen bereits gesteigert", so An.

Geely verzeichnete kurzfristige Nettoverbindlichkeiten in Höhe von 11,3 Milliarden Yuan, sagte jedoch, dass dies nach einer umfassenden Bewertung keine signifikanten Auswirkungen auf die Fähigkeit des Unternehmens habe, seine Geschäftstätigkeit fortzusetzen, da das Unternehmen stabile Cashflows generiere, gute Beziehungen zu Finanzinstituten unterhalte und Pläne zur Verbesserung der Liquidität durchführe, hieß es.

Geely verzeichnet weiterhin starkes Wachstums in China, mit einem Anstieg der Auslieferungen um 48 Prozent in den ersten drei Monaten dieses Jahres. Damit ist Geely die Nummer zwei hinter BYD. Allerdings holen andere Marken wie Chery auf und verschärfen den Wettbewerb weiter. Beliebte Geely-Modelle wie die elektrische Schräghecklimousine Xingyuan und das Nutzfahrzeug Xingyue L gehören zu den meistverkauften Fahrzeugen in China.