Neuer Audi Q3: Android Auto, höhere Qualität und Oberklasse-Features

Als "elementaren Bestandteil der Modelloffensive" bezeichnete Audi-CEO Gernot Döllner den neuen Q3, der am Montagabend in Ingolstadt seine Weltpremiere feierte. Anders als der aufwändig inszenierte erste Auftritt des SUV – ein coupéhafter Q3 Sportback folgt später – wirkte Döllner allerdings wenig emotional, als er den Neuzugang präsentierte. 

Dabei hat er allen Grund zur Freude: Der Q3 ist nicht nur eine von 20 Neuheiten, die Audi, angefangen mit dem Q6 im Frühjahr 2024 bis Ende des laufenden Jahres präsentierten will, sondern nach dem Q5 auch das am häufigsten verkaufte Modell.

Zusammen mit dem A3 markiert das SUV zudem den Einstieg in die Markenwelt und sei "ein wichtiges Modell für die Eroberung neuer Kunden", wie Vertriebs-Vorstand Marco Schubert betonte.

Am stärksten nachgefragt ist das SUV in Europa, vor allem in Deutschland und Italien, aber auch in Nordamerika und Übersee. Während es in China lokal gefertigt wird, schließt Audi eine Produktionsverlagerung in die USA derzeit trotz hoher Zölle aus. 

Allerdings wird der Q3 für alle Märkte außerhalb Chinas nicht mehr nur im ungarischen Györ gefertigt: Ab 2026 läuft er auch am Stammsitz in Ingolstadt vom Band. Geplant ist, die Karossen in Györ zu fertigen und zur Endmontage "bestimmter Derivate" nach Oberbayern zu bringen.

Györ soll dabei aber weiterhin voll ausgelastet bleiben. In drei Schichten können dort an fünf Tagen die Woche bis zu 185.000 Autos pro Jahr gebaut werden, aktuell läuft das Werk sogar mitunter darüber, so Audi Hungaria-Vorstandsvorsitzender Michael Breme. 

Ob es bei der Verbundfertigung mit Ingolstadt wirklich nur um eine Kapazitätserweiterung geht, wie Breme erklärt, oder ob die Einrüstung nicht auch ein Stück weit ein Zugeständnis an den Ingolstädter Betriebsrat im Tarifstreit war, sei dahingestellt.

Fakt ist: Die Nachfrage nach dem neuen Q3 war immer hoch. Die ersten beiden Generationen verkauften sich jeweils rund eine Million Mal, und die Zahlen dürften auch bei der Neuauflage keinesfalls niedriger ausfallen. Denn: Audi besinnt sich wieder zurück auf alte Tugenden, setzt auf Qualität und bringt "Vorsprung durch Technik" auch in die Kompakt-Klasse. 

Die Kritik derer, die zuletzt schon einen Audi gekauft haben, habe man ernst genommen heißt es. So kam es, dass Audi kurzerhand ein halbes Jahr vor Produktionsstart nochmal an der Qualitätsschraube gedreht hat und bei Türverkleidungen und Lüftungsdüsen nachgebessert hat.

Innerhalb so kurzer Zeit Teile auszutauschen, ist ein organisatorischer Kraftakt. Der hat sich aber gelohnt: Beim ersten Probesitzen wirkt der Q3 hochwertig und sauber verarbeitet. 

Die Kunden dürfen sich zukünftig auch auf eine umfangreiche Assistenz-Armada freuen: vom Notbremsassistent, der im Ernstfall, wenn der Fahrer nicht mehr reagiert, automatisch auf dem Standstreifen anhält bis zum trainierbaren Parkassistenten. Dieser kann bis zu fünf Parkmanöver auf einer Länge von 50 Metern lernen und den Wagen beispielsweise selbstständig von der Hofeinfahrt ins Carport manövrieren. 

Wer will, bekommt in dieser Einstiegsklasse auch High-End-Licht aus der Oberklasse: Matrix-LED-Scheinwerfer mit einem erstmals bei Audi eingesetzten Mikro-LED-Modul erleuchten die Nacht.

Jedes dieser nur 13 Millimeter breiten Module beherbergt 25.600 rund 40 Mikrometer große LEDs – das ist in etwa halb so stark, wie ein menschliches Haar. Audi verspricht damit eine noch besseres Ausleuchtung der Straße vor allem bei schlechtem Wetter. 

Ähnlich wie Projektoren können die Scheinwerfer wichtige Hinweise auch direkt auf der Straße anzeigen. So lässt sich etwa ein Eiskristall als Warnung vor Glatteis auf die Fahrbahn projizieren.

Aber auch Hinweise von den Assistenzsystemen werden durch Lichtsignale unterstützt. Am Heck gibt es optional digitale OLED-Leuchten die unterschiedliche Lichtsignaturen ermöglichen und rot beleuchtete Audi-Ringe. 

Äußerlich reiht sich der noch vom Ex-Chef-Designer Marc Lichte verantwortete Q3 in das neue Formensprache der Marke ein. Das SUV sieht erwachsener aus als sein Vorgänger. 

Der breite Kühlergrill, die schmalen "schlitzigen Scheinwerfer", wie es Exterieur-Designer Frank Lamberty bezeichnet, und das vom Audi A6 inspirierte Heck lassen den Kompakten kräftiger wirken, als er ist. An den Proportionen hat sich gegenüber dem Vorgänger nichts geändert, auch der neue misst rund viereinhalb Meter in der Länge. 

Technisch eng verwandt ist der Q3 unter anderem mit dem VW Tiguan, dem Skoda Kodiaq und dem Cupra Terramar. Letzterer wird sogar in Györ auf der gleichen Linie gefertigt.

Um sich von seinen Geschwistern auf der MQB-evo-Plattform dort abzuheben, wo es der Kunde vielleicht am meisten merkt, setzt Audi beim Infotainment aber als einziger auf Android Automotive als Betriebsystem.

Implementiert hat das System die Cariad, für den Nutzer bringt es unter anderem den Vorteil, dass Drittanbieter-Apps direkt über den Audi Application Store verfügbar sind: So lässt sich etwa Youtube nutzen, ohne dass ein Smartphone verbunden sein muss.

Viel Zeit mit Filmchen-Gucken werden Q3-Fahrer allerdings nicht überbrücken müssen. Denn rein elektrisch fährt das SUV noch nicht; lange Ladepausen fallen also aus. Der 200 kw /272 PS starke Plug-in-Hybrid wird die Stromtank-Pausen in der Regel über Nacht zuhause oder tagsüber im Büro machen.

Schnellladen unterwegs ist allerdings auch mit bis zu 50 kW möglich. Ist der 25,7-kWh-Akku im Fahrzeugbauch voll, sollen bis zu 120 Kilometer rein elektrisch machbar sein. Ein Argument, das – so die Audi-Planung – zahlreiche Kunden überzeugen soll.  

Den motorseitigen Einstieg markiert ein 110 kW/150 PS starker Vierzylinder-Benziner, darüber rangieren die Zweiliter-Varianten mit 150 kW (204 PS) und 195 kW/265 PS. Das Topmodell verfügt über Allradantrieb und auch der einzig verfügbare Diesel mit 110 kW/150 PS gibt seine Kraft an alle vier Räder ab – jeweils per Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe, die Zeit der Handschalter ist vorbei.    

Die Zeit, in der Einstiegsmodelle günstig waren, allerdings auch: Mindestens 44.600 Euro ruft Audi für den günstigsten Benziner auf. Der Plug-in-Hybrid beginnt bei 49.300 Euro. Kreuzt man bei der Bestellung großzügig die zahlreichen Technikschmankerl an, dürfte diese Preis schnell um zehn- oder zwanzigtausend Euro nach oben gehen.