Mercedes knackt mit digitalen Services beim Gewinn Milliardenmarke

Es ist noch nicht so lange her, da sorgte BMW für einen Aufreger, weil die Münchner die Sitzheizung ihren Kunden als nachträglich zubuchbare Funktion im Abonnement verkaufen wollte. Das Abo gibt es nicht mehr.

Doch Functions on Demand sind mit der zunehmenden Verbreitung des Software-definierten Fahrzeugs zum integralen Bestandteil des Geschäftsmodells der Hersteller geworden. Die anfängliche Skepsis der Kunden scheint vorbei.

BMW macht zwar keine genauen Angaben zu Zahlen, spricht aber von einer "interessanten Geschäftsentwicklung“.  So seien heute beispielsweise beispielsweise Extras wie Remote Engine Start, High Beam Assistant, BMW Drive Recorder, Active Cruise Control mit Stop&Go Funktion, Traffic Camera Information, Adaptive M Suspension, Driving Assistant Plus sowie IconicSounds Sport oder Parking Assistant Professional zubuchbar.

BMW gehe mit dem Verbau der Hardware in Vorleistung ohne Auswirkungen auf den Fahrzeugpreis. "Der Kunde zahlt die Funktion nur, wenn er sie auch tatsächlich nutzt“, so eine Sprecherin.

Der Premium-Wettbewerber Mercedes wird konkreter. "Stand heute ist das Unternehmen auf dem Weg, das selbstgesteckte Ziel zu übertreffen, im Jahr 2025 mit digitalen Services eine Milliarde Euro EBIT zu erwirtschaften", sagte eine Sprecherin auf Anfrage der Automobilwoche.

Dies sei bereits Teil der bestehenden Profit-Ziele. In den vergangenen drei Jahren bis Ende 2024 sei mit digitalen Extras ein Umsatz von 2,5 Milliarden Euro erwirtschaftet worden. Dabei hätten sich Verkäufe von Digital-Produkten über den Online-Shop mehr als verdreifacht, die Verkäufe ab Werk mehr als verdoppelt. 

Insbesondere in den Bereichen Komfort und Konnektivität hätten sich die Erwartungen erfüllt. So bietet Mercedes mit Guard 360° eine zusätzliche Sicherung gegen Diebstahl mit Schlüsseldeaktivierung und Ortungsmöglichkeit. Viele Zusatzfunktionen kommen zudem aus den Bereichen Navigation, Infotainment und Energiemanagement.  

Das Unternehmen sieht allerdings Verbesserungsbedarf. "Herausforderungen bestehen noch bei der Integration neuer Dienste in bestehende Fahrzeugarchitekturen und bei der Skalierung über Modellreihen hinweg“, so die Sprecherin.

Ziel sei es Mercedes zu einem führenden Softwareunternehmen in der Automobilbranche zu entwickeln und Kunden "ein nahtlos vernetztes, personalisiertes und sich stetig weiterentwickelndes Fahrzeugerlebnis zu bieten".

Optimistisch äußert sich auch Volkswagen: „Unsere aktuellen Erwartungen werden erfüllt. Das Geschäft mit Functions on Demand entwickelt sich kontinuierlich und gewinnt zunehmend an Bedeutung bei unseren Kunden“, so eine Sprecherin.

Die meistgebuchten Funktionen seien aktuell Navigation, Sprachbedienung und spezielle Effekte der Ambientebeleuchtung. Auch App Connect, die Smartphone-Integration, sei beliebt.

Im neuen ID.7 können bereits eine ganze Reihe Upgrades für das Fahrassistenzsystem IQ.Drive hinzugebucht werden wie beispielsweise Umgebungsansicht Area View, Travel Assist, Park Assist Plus oder Park Assist Pro mit Vorbereitung für fernbedientes Parken.