Huawei drängt noch stärker in die letzte Bastion der Deutschen in China

Nach dem erfolgreichen Marktstart des Maextro S800, das erste Modell der vom Elektronik-Giganten Huawei und dem chinesischen Autokonzern JAC entwickelten Elektro-Luxusmarke, wollen die Partner zügig nachlegen und haben die Arbeit an zwei weiteren Modellen beschleunigt. 

Maextro wurde erst im August 2024 gegründet und ist Teil des markenübergreifenden Kooperationsmodells Harmony Intelligent Mobility Alliance, kurz HIMA, unter Führung von Huawei. Innerhalb des HIMA-Netzes verantwortet Huawei Technik und Marketing und liefert intelligente Fahrzeugsoftware und -hardware. Die Fahrzeuge werden von unterschiedlichen Autoherstellern produziert, Maextro von JAC in der Provinz Anhui.

Wie JAC auf dem Online-Portal Weibo jetzt bekannt gab, befinden sich das zweite und das dritte Modell in der beschleunigten Entwicklung. Der Autobauer, der innerhalb der Kooperation mit Huawei die Fahrzeugentwicklung und Produktion verantwortet, machte keine weiteren Angaben.

Laut einem Bericht der chinesischen Wirtschaftszeitung "National Business Daily" handelt es sich bei einem davon um den S600, eine Modellversion unterhalb des S800. Die Ankündigung erfolgte nur wenige Tage nachdem Huawei und JAC eine Vertiefung ihrer Partnerschaft bekanntgegeben hatten.

Vor allem durch das Engagement des Elektronik-Giganten Huawei gilt Maextro als eines der erfolgversprechendsten Projekte heimischer China-Marken, um im Luxusautomarkt Fuß zu fassen.

Frühere Versuche sind bislang gescheitert. So gilt das Luxus-Segment in China als die letzte Bastion westlicher Autobauer und insbesondere der deutschen Marken Audi, BMW und Mercedes. Auf der Modellseite sind die Stuttgarter Marktführer, die von ihrem üppigsten Modell, dem Maybach, im vergangenen Jahr rund 15.700 Einheiten in China verkauften.

Der S800, der in Design, Dimensionen, Luxusausstattung unverkennbar auf den noch vom Mercedes-Maybach dominierten Luxusmarkt ausgerichtet ist, hatte am 30. Mai einen viel beachteten Marktstart hingelegt.

So gab es angeblich für das Huawei-Flaggschiff mit einem Startpreis ab umgerechnet 85.600 Euro innerhalb der ersten 72 Stunden 2600 verbindliche Bestellungen. Wie die HIMA Mitte Juni mitteilte, ist die Zahl der Festbestellungen bis Mitte Juni auf 5000 Einheiten gestiegen. Maextro bietet den S800 als batterieelektrisches Fahrzeug (BEV) und Elektrofahrzeug mit Range Extender sowie als viersitzige und fünfsitzige Version an.

Nach dem offiziellen Marktstart Ende Mai sollen am 26. Juni die ersten Fahrzeuge ausgeliefert werde. Bis September strebt Maextro eine monatliche Produktionskapazität von 3000 Einheiten für die S800 an, bis Jahresende will man auf 4000 Einheiten pro Monat steigern, schreibt "Cnev Post" unter Berufung auf Li Ming, General Manager von JAC.

Maextro ist die bislang luxuriöseste Marke unter dem HIMA-Dach. Zu den weiteren HIMA-Marken  gehören unter anderem Stelato der BAIC Group, Aito der Seres Group, Luxeed von Chery und Shangjie von SAIC Motor.

Die Marktgröße für Pkw mit Preisen oberhalb 600.000 RMB, umgerechnet rund 72.500 Euro, pendelte in den Jahren 2020 und 2024 zwischen 410.000 und 480.000 Einheiten.

So lukrativ das Geschäft ist, so begrenzt sind die Wachstumsaussichten. Dass sich Marken wie Nio und Aito verstärkt in das Luxussegment drängen, liegt  am knallharten Verdrängungswettbewerb auf dem chinesischen EV-Markt. 

Ein limitierender Faktor für E-Modelle im Luxussegment ist in China ­­– neben der vergleichsweise geringen Zielgruppe – die Reichweite. So ist es wenig verwunderlich, dass Maextro vom Start weg einen Range Extender im Sortiment führt.

Gleichwohl gibt es für den Newcomer viele Vorschusslorbeeren: Basierend auf einem jährlichen Verkaufsvolumen von 450.000 Einheiten im Luxussegment halten Experten für Maextro einen Marktanteil von 20 Prozent für realistisch. Das entspräche einem jährlichen Absatz von 80.000 bis 100.000 Einheiten.