China: Huawei greift die letzte Bastion der Deutschen an

Bislang war die Luxusklasse für die deutschen Premiumhersteller Audi, BMW und Mercedes noch so etwas wie ein einigermaßen sicherer Hafen in China. Die Käuferschicht in der Preisklasse ab umgerechnet 100.000 Euro aufwärts ist älter, konservativer und greift noch lieber zum Verbrenner als die jüngeren, technikaffinen Käuferschichten.

Doch jetzt greifen auf die Oberklasse gerichtete Marken wie  Maextro und Aito diese letzte Bastion der Deutschen in China an. Ende Mai enthüllte Maextro mit dem S800  das erste Serienmodell.

Die große, wuchtige Luxuslimousine, die in Format, Ausstattung und Design unverkennbar auf die Mercedes S-Klasse/Maybach und Edelmarken wie Bentley abzielt, bekommt zum Start zwei Antriebsvarianten: eine rein elektrische Version sowie eine mit Range Extender.

Innerhalb von 72 Stunden habe sich die Zahl der festen Bestellungen auf 2600 erhöht. Spannend wird es nun, ob dieser starke Einstieg seine Fortsetzung findet und die Marke zum ernsten Konkurrenten im Luxussegment aufsteigt.

In der Anfang des Jahres veröffentlichen Marktbetrachtung "Quo vadis China 2025" hatte die Unternehmensberatung Berylls auf die Gefahr hingewiesen: Chinesische Marken nehmen als nächstes großes Ziel die Oberklasse ins Visier. Schon jetzt haben einheimische Hersteller innerhalb weniger Jahre eine Marktdominanz auf dem  NEV-Markt (New Energy Vehicles, elektrifizierte Fahrzeuge) erreicht.

Bislang waren die Vorstöße chinesischer Player wie HiPhi, in das Top-End- und Luxussegment vorzudringen, mehr oder weniger kläglich gescheitert.

Willi Wang, einer der Autoren der Studie, weist darauf hin: "Wir sehen jetzt neue Marken und Modelle, die Anstrengungen unternehmen, das Segment mit einem Preisschild oberhalb von 100.000 Euro zu durchdringen und signifikante Umsätze zu erzielen."

Eine dieser Marken ist Maextro, eine High-Tech-NEV-Marke, für deren Entwicklung sich der Tech-Gigant Huawei und der eher traditionelle Autobauer JAC zusammengetan haben. mit dem 

Maextro wurde erst im Jahr 2024 gegründet worden und ist Teil des markenübergreifenden Kooperationsmodells Harmony Intelligent Mobility Alliance, kurz HIMA, von Huawei.

Innerhalb des HIMA-Netzes verantwortet Huawei Technik und Marketing und liefert intelligente Fahrzeugsoftware und -hardware. Die Fahrzeuge werden von unterschiedlichen Autoherstellern produzieren. Maextro ist die bislang hochwertigste Marke unter dem HIMA-Dach.

Bemerkenswert ist auch die Preisgestaltung, die Maextro S800. Wurde im Vorfeld noch eine Spanne von umgerechnet 120.000 bis 170.000 Euro genannt, liegt der Startpreis mit umgerechnet 86.500 Euro nun deutlich darunter.

Laut einen Statement von Richard Yu, Executive Director und Vorsitzender der Consumer Business Group von Huawei, lagen innerhalb einer Stunde nach der Markteinführung über 1000 Bestellungen für den Maextro S800 vor. Davon seien 70 Prozent auf die Top-Versionen oberhalb von umgerechnet 120.000 Euro entfallen.

Dass es Huawei mit seinem Angriff auf die Luxusklasse ernst meint, ist für den China-Experten Willi Wang unstrittig. Bereits heute stehen die Marken Stelato der BAIC-Group, Aito der Seres-Group sowie Luxeed von Chery unter dem Dach der HIMA-Gruppe.

Dem chinesischen Portal CNEV Post zufolge erreichten HIMA-Modelle im Mai einen neuen Rekordabsatz von knapp 45.000 Fahrzeugen. Die erfolgreichste unter den HIMA-Marken ist Aito.

So wurden vom Aito M9 knapp 15.500 Fahrzeuge ausgeliefert, seit Jahresbeginn sind es knapp 49.000 Einheiten. Auch der Aito M8 ist beim Monatsabsatz inzwischen in den fünfstelligen Bereich vorgedrungen.

Bei BMW wird man sich darüber nicht wundern: Aito zählt zu den Marken, die man beim Benchmarking mit der Neuen Klasse weit oben auf dem Radar der neuen Wettbewerber hat.