BMW iX3 gegen Mercedes GLC: Die Modelle der neuen Plattformen im großen Vergleich

Mit der Weltpremiere des iX3 beginnt für BMW die Ära der Neuen Klasse. Diese geht weit über eine Modellreihe hinaus. Die Neue Klasse ist die neue Technologie- und Design-Plattform des Herstellers. Jedes neue Modell ab 2026 und auch jedes Facelift wird davon beeinflusst. Für BMW bedeutet die Neue Klasse die größte Investition der 109-jährigen Unternehmensgeschichte. 

Für Mercedes ist der elektrische GLC das wichtigste Modell, um endlich beim BEV-Anteil einen großen Sprung zu machen. Das Auto basiert auf der Plattform MB.EA. Nicht nur beim Aussehen soll es Maßstäbe setzen.

Mit dem Neue-Klasse-Design wendet sich BMW ab von aktuellen Macho-Design. Als Reminiszenz an die Neue Klasse von 1961 ist die markante Niere nun wieder vertikal angeordnet und deutlich schlanker, was der Front die aggressive Optik nimmt. Wo bislang verspielte Linien die Optik bestimmen, herrscht fortan flächige Klarheit. Von hinten betrachtet kommt der iX3 breitschultrig daher. Erkennbar ist die Zielsetzung, die Modernität der Neue-Klasse-Technologie in Design zu übersetzen, ohne den Bezug zur Historie zu verlieren.

Nach den schlechten Erfahrungen mit dem avantgardistischen Design von EQS und EQE setzt Mercedes-Stylist Gorden Wagener beim GLC auf Retro-Charme. Auffälligstes Merkmal ist der Kühlergrill, der im Stil der 80er-Jahre den Wiedererkennungswert im SUV-Einheitsbrei steigern soll und auch die Linie für künftige Verbrenner vorgibt. Die Honigwaben in Chrom-Optik kehren in modernem Look zurück. Optional ist eine Version mit insgesamt 942 von hinten beleuchteten Gitterpunkten erhältlich, die animiert werden können – etwa für einen Willkommensgruß.

BMW hat alle Komponenten der grundlegend neu entwickelten sechsten Generation der eDrive-Technologie, kurz Gen6, auf 800 Volt Spannung ausgelegt. Im Zentrum steht dabei die neue Rundzelle. Gegenüber den prismatischen Zellen der Gen5-Technologie verfügen die runden Zellen über eine um 20 Prozent gesteigerte volumetrische Energiedichte. Weitere Vorteile: Die kompakteren Rundzellen können direkt in die Hochvoltbatterie integriert werden. Und: Da die Hochvoltbatterie deutlich kleiner ist, lässt sie sich auch in flach gebauten Limousinen einsetzen.

Der GLC hat eine Batterie mit einer nutzbaren Kapazität von 94 kWh an Bord, deutlich weniger als der iX3 von BMW. Trotzdem soll damit eine Reichweite von über 700 Kilometern möglich sein. Genaue Angaben fehlen noch. Dank 800-Volt-Technik beträgt die Ladeleistung bis zu 330 kW. Damit lässt sich die Reichweite innerhalb von zehn Minuten um 300 Kilometer verlängern. Außerdem ist bidirektionales Laden möglich. Anders als beim CLA ist ein DC-Wandler für das Laden an 400-Volt-Säulen an Bord.

Beim E-Motor der Gen6 hält BMW am Prinzip der stromerregten Synchronmaschine (SSM) fest. Der Synchronmotor wird wie in der Gen5 in die Hinterachse integriert und vereint die elektrische Antriebsmaschine, Leistungselektronik und Getriebe in einem kompakten Gehäuse. Zusätzlich kommt bei der Neuen Klasse eine zweite E-Motoren-Technologie zum Einsatz: der Asynchronmotor (ASM). Dieser wird bei den xDrive-Varianten an der Vorderachse integriert. 

Der Antrieb des GLC erfolgt über einen Elektromotor an der Hinterachse, der eine Leistung von 489 PS entfaltet. Bei Allradantrieb kommt ein zusätzlicher Motor an der Vorderachse zum Einsatz. Mercedes setzt wie schon beim CLA auf ein Zweiganggetriebe, das ein hohes Drehmoment und Effizienz auf der Autobahn verbindet.

Mit der Neuen Klasse führt BMW das neue Anzeige- und Bedienkonzept Panoramic iDrive ein, das nach 20 Jahren den iDrive ablöst. Herzstück ist Panoramic Vision, ein von BMW neu entwickeltes Display-Konzept, bei dem Inhalte direkt in den unteren Bereich der Windschutzscheibe projiziert werden. Radikal entzieht sich BMW dem aus China getrieben Trend zu immer noch größeren Displays und belässt es bei einem vergleichsweise zierlichen 17,9-Zöller. 

Mercedes bringt im GLC auf Wunsch den MBUX-Hyperscreen mit einer Breite von knapp einem Meter. Es ist der größte bislang verbaute Bildschirm. Dazu kommt ein neuer 3D-Sound, bei dem die Sitze im Takt zur Musik vibrieren und die Ambientebeleuchtung mit Lichtwechseln das Erlebnis auf eine neue Stufe heben soll. In der Sprachbedienung sind verschiedene KI-Assistenten wie ChatGPT integriert. Mehr als 40 Apps sind vorinstalliert.

BMW führt mit der Neuen Klasse als erster deutscher Hersteller die zonale Elektronikarchitektur ein, die mit vier Hochleistungsrechnern, den sogenannten Superbrains, die Grundlage für das Software-definierte Fahren bildet. Die Superbrains sind mit Zone-Controllern in vier Fahrzeugbereichen vernetzt. Diese Aufteilung legt die Grundlage für eine Trennung von Hardware und Software in der Entwicklung. Der iX3 kommt beim automatisierten Fahren mit gegenüber heutigen Fahrzeugen weiterentwickelten Level-2+-Funktionalitäten. 

Jedes GLC-Modell ist mit einem Sensor-Set ausgestattet, das bis zu zehn Außenkameras, fünf Radarsensoren und zwölf Ultraschallsensoren umfasst. Der GLC ist für das automatisierte Fahren auf Level 2++ vorbereitet, kann also auch im urbanen Umfeld ohne Eingriff des Fahrers von A nach B navigieren. Allerdings ist dieses System in Deutschland bisher noch nicht zugelassen. In jedem Fall soll der Fahrer in fast allen Situationen sanft unterstützt werden.

Erste Auslieferungen des iX3 gibt es in Deutschland noch Ende 2025, bis April 2026 sollen die Märkte in Europa bestückt sein. Preislich startet der iX3 mit der großen Batterie bei 68.900 Euro. Bereits im ersten Halbjahr soll eine Einstiegsvariante mit kleinerer Batterie ab 60.000 Euro folgen.

Die Markteinführung des GLC ist für das Jahr 2026 vorgesehen. Preise stehen noch nicht fest. Für einen GLC 450 d 4Matic liegt der Preis aktuell bei 78.849 Euro. Das Elektromodell dürfte kaum günstiger werden.