Bereit für Duell mit BMW: Worauf Mercedes mit dem neuen GLC hofft

Mercedes wählte wie schon vor zwei Jahren den Apothekerhof der Münchner Residenz für seine wichtigste Premiere des Jahres. Vor einem gemischten Publikum aus Journalisten, Promis und geladenen Gästen rollte am Sonntagabend die Neuheit des Jahres, der elektrische GLC.

Das Kompakt-SUV ist der Hoffnungsträger der Stuttgarter und zum Erfolg verdammt. Sein Verbrenner-Pendant legt die Messlatte hoch: Der GLC ist das meistverkaufte Modell. Elektrisch kommt der GLC mit markanten Kühlergrill, führt damit eine neue Designsprache ein und ist Hoffnungsträger für die Elektrooffensive der Stuttgarter, die bisher nicht in Fahrt gekommen ist.

Im vergangenen Jahr betrug der Anteil reiner E-Autos am Gesamtabsatz lediglich 9,3 Prozent. Im ersten Halbjahr 2025 wurden nur 75.700 rein elektrische Fahrzeuge abgesetzt, ein Rückgang von 19 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Mit elektrischem GLC und der C-Klasse, die im kommenden Jahr folgen wird, soll endlich der Knoten platzen .

Punkten will der Stromer mit üppiger Reichweite und Ladeleistung (wenn auch immer ein bisschen weniger als BMWs iX3) und vor allem mit dem Design: Der neue, beleuchtet Kühlergrill ist ein Hingucker und markiert den GLC im Rückspiegel eindeutig.

Das Stilelement wird zukünftig weitere Modelle zieren. Von denen hat CEO Ola Källenius im Rahmen der Premierenfeier zwei angekündigt. Zum einen bestätigte er die für kommendes Jahr erwartete elektrische C-Klasse, die als Schattenriss kurz über die Leinwand huschte und ebenfalls mit dem neuen Grill aufwarten wird.

Zum anderen konkretisierte der Mercedes-Chef den Ausbau der G-Klasse-Familie. Neben dem bereits bekannten Baby-G auf Basis der MMA-Plattform, die auch den neuen CLA trägt, gab Källenius den Startschuss für ein neues G-Klasse Cabriolet.

Den kultigen Frischluft-Kraxler hat Mercedes seit 2013 nicht mehr im Programm – bei den eingefleischten Fans dürfte die Marke damit offene Türen einrennen. Ob der offene G auch elektrisch auf Basis des EQG kommt, ist derzeit noch nicht bekannt.

Der GLC steht auf der neuen Plattform MB.EA und hat das neue Betriebssystem MB.OS an Bord, das schon beim CLA zum Einsatz kommt. Der Bordcomputer wird allerdings deutlich leistungsstärker sein.

"Das Auto wird digital nicht alt. MB.OS ist ein Paradigmenwechsel", so Ola Källenius im Vorfeld der Premiere. "Jeder Mercedes ist so vorgerüstet, Dass Du alles bekommen kannst, das ist top auch für den Wiederverkaufswert."

Dies bedeutet, dass jederzeit Funktionen und Updates aus der Ferne aufgespielt werden können. So ist der GLC bereits für autonomes Fahren auf Level 3 ausgelegt – bisher nur bei EQS und S-Klasse erhältlich.

Außerdem erhält der elektrische GLC einen MBUX-Hyperscreen, der sich über die gesamte Cockpitbreite zieht und als ein zusammenhängender Bildschirm wahrgenommen wird. Die Zeit der Kacheln ist damit vorbei.

Der Innenraum soll ebenfalls deutlich aufgewertet werden und zum Teil dem Niveau der heutigen S-Klasse entsprechen. Wie schon beim CLA Shooting Brake hat der GLC das neue Lenkrad an Bord, das wieder mit Wippe und Walze ausgestattet ist und unten abgeflacht ist, was moderner wirkt. Vor allem auf den Rücksitzen gibt es mehr Platz als je zuvor. Mercedes verspricht ein Gefühl von Komfort, Sicherheit und Geborgenheit. 

Überhaupt taucht das Wort Sicherheit im Verhältnis zu Luxus wieder deutlich häufiger auf. Für Källenius ist dies ein wesentliches Differenzierungsmerkmal gegenüber den zahlreichen Newcomern vor allem auf dem chinesischen Markt. Ein Mercedes erfüllt nicht nur die gesetzlichen Vorgaben, sondern geht in der Regel weit darüber hinaus, so sein Credo.

Auch was Fahrleistungen und -komfort angeht, soll der elektrische GLC im Vergleich mit dem Verbrenner-Pendant keinerlei Abstriche machen. Die 94,5 Kilowattstunden große Batterie ermöglicht Reichweiten von über 700 Kilometer.

Wie beim CLA ist auch eine günstigere Version mit LFP-Batterie in Planung. Produziert wird der GLC in Bremen auf einer Linie mit dem Verbrenner-Modell. so kann Mercedes je nach Nachfrage flexibel reagieren.

Behaupten müssen sich die Autos der Plattform MB.EA im Wettbewerb vor allem gegen die Neue Klasse von BMW, die ebenfalls auf der IAA Premiere feiert, sowie gegen viele lokale Anbieter auf dem wichtigen Markt in China.

Neben dem Kühlergrill dürfte daher auch der Preis den entscheidenden Unterschied machen, den Mercedes aber noch nicht nennt. Er könnte im Bereich eines gut ausgestatteten Verbrennermodells liegen, der schnell jenseits der 70.000 Euro kostet.

Läuft das neue Modell nicht, hat Mercedes noch den konventionellen GLC als Diesel, Benziner und Plug-In-Hybrid in der Hinterhand. Der ist erst 2023 komplett neu auf den Markt gekommen und dürfte noch bis weit über das Jahr 2030 hinaus parallel zur Verfügung stehen.

Unwahrscheinlich scheint zudem, dass es zu einer Kooperation bei Verbrennungsmotoren mit BMW kommt. "Wir rüsten alle Verbrenner im Portfolio auf den neuesten Stand um im Jahr 2026, sind also EU-7-Vorerfüller", sagte Källenius. "Sollte es irgendwann am Rande des Portfolios eine Überlegung für eine Kooperation – mit wem auch immer – geben, geben wir das auch bekannt."

Davor durfte Mercedes-Technikchef Markus Schäfer den AMG Concept GT XX vorstellen, der jüngst eine ganze Reihe von Rekorden für rein elektrische Fahrzeuge eingesammelt hat, zum Beispiel für die schnellste Erdumrundung.

Besonders stolz sind die Ingenieure, dass die Leistung im Gegensatz zu vielen anderen E-Modellen immer wieder abgerufen werden kann, ohne irgendwleche Limitierungen durch die Batterie.

Källenius gab außerdem einen Ausblick auf die kommende Modelloffensive, die zum Beispiel eine kleine elektrische g-Klasse oder eine G-Klasse als Cabriolet umfasst. Die elektrische C-Klasse, die im nächsten Jahr kommt, hat eine Reichweite von über 800 Kilometer, zudem kommt mit dem GLB ein weiteres elektrisches SUV in einem beliebten Format.