Hyundai gibt sich ehrgeizig: Wie die Koreaner bis 2030 Marktanteile erobern wollen

Hyundai lässt die Hüllen fallen und hat Modelle und Strategie für die kommenden fünf Jahre angekündigt. Der koreanische Konzern will bis 2030 weltweit jährlich 5,55 Millionen Fahrzeuge verkaufen. Davon sollen 3,3 Millionen elektrifizierte Fahrzeuge sein (rund 60 Prozent Anteil). Diese Zahlen gab Hyundai auf dem CEO Investor Day in New York bekannt.

Die Produktpalette ist bereits beschlossen: Hyundai will bis dahin mehr als 18 Hybridmodelle und eine umfassende EV-Produktpalette auf dem Markt haben. Die Wachstumsstrategie umfasst im Kern drei Punkte: Elektrifizierung der Flotte, Lokalisierung der Fertigung sowie Fortschritte beim Software-definierten Fahrzeug.

José Muñoz, President und CEO der Hyundai Motor Company: "Wir bieten ein umfassendes Portfolio an Elektromodellen in allen Segmenten, lokalisieren die Produktion in Schlüsselmärkten und nutzen bahnbrechende Technologien, von Software-definierten Fahrzeugen bis hin zu Batterien der nächsten Generation."

Auch das Deutschland-Geschäft soll davon profitieren. Hyundai-Deutschlandchef Ulrich Mechau sagte der Automobilwoche dazu: "Bis zum Ende dieses Jahrzehnts wollen wir deutlich wachsen und unseren Marktanteil in Deutschland auf vier bis fünf Prozent ausbauen – damit festigen wir unsere Position als stärkster asiatischer Importeur weiter."

Die Produktpipeline sei hervorragend gefüllt: Ab 2027 wird laut Mechau jedes Hyundai-Modell auch mit einer elektrifizierten Antriebsoption erhältlich sein. Schon heute liege der Anteil der vollelektrischen Modelle in Deutschland bei knapp 30 Prozent am Gesamtabsatz – ein Wert, den Hyundai weiter steigern möchte.

Mechau setzt gleichwohl auf Flexibilität: "Gleichzeitig bleiben wir flexibel und bieten unseren Kunden eine breite Palette an Antriebsarten an, darunter Hybrid- und Plug-in-Hybrid-Varianten – ganz nach den individuellen Präferenzen. Mit dem elektrischen Einstiegsmodell Inster, dem nächstes Jahr startenden Ioniq 3 sowie dem Kona, Ioniq 5, 6 und 9 decken wir alle wichtigen Segmente ab."

Das Angebot der Antriebe wird auch global breiter: Erste Modelle mit Range Extender sollen von 2027 an auf den Markt kommen und mit einer Reichweite von fast 1000 Kilometer den Übergang zur vollständigen Elektrifizierung überbrücken.

An elektrischen Fahrzeugen kommen unter anderem der Ioniq 3 – speziell für Europa entwickelt und designt – und Indiens erstes lokal entwickeltes Elektrofahrzeug, sowie der in China produzierte Elexio und eine elektrische Limousine im C-Segment für das Land. Auf der IAA Mobility in München zeigte Hyundai das Konzeptauto Concept Three.

Hyundai stößt zudem in neue Segmente vor: Bis 2030 soll der erste mittelgroße Pickup-Truck in Nordamerika in den Handel kommen. Bislang hatten sie nur den Kompakt-Pickup Santa Cruz. Im Nutzfahrzeugsegment will Hyundai das Portfolio ebenfalls auf dem nordamerikanischen Markt erweitern.

Hyundai Motor strebt an, bis 2030 mehr als 80 Prozent der in den USA verkauften Fahrzeuge im Inland zu produzieren, wobei der Anteil der Lieferkette von 60 auf 80 Prozent steigen soll.

Weltweit plant das Unternehmen, seine Produktionskapazität bis 2030 um 1,2 Millionen Einheiten zu steigern. Darin enthalten sind 500.000 zusätzliche Einheiten des Megaprojekts "Hyundai Motor Group Metaplant America", 250.000 Einheiten aus dem Multi-Modell-Exporthub in Pune/Indien und 200.000 Einheiten aus dem speziellen EV-Werk in Ulsan/Südkorea.

Darüber hinaus werden CKD-Montagestandorte – das steht für Completely Knocked Down – in Saudi-Arabien, Vietnam, Nordafrika und anderen Ländern voraussichtlich weitere 250.000 Einheiten beitragen.

Hyundai beschleunigt zudem nach eigener Aussage den Übergang zu Software-defined Vehicles (SDVs) durch einen umfassenden Technologie-Stack für die sogenannte CODA- Architektur. Das ist eine vereinfachte Hardware-Architektur, die Software von Hardware trennt, "um die Entwicklungseffizienz und Skalierbarkeit zu maximieren", wie das Unternehmen berichtet.

Im Mittelpunkt der SDV-Strategie des Unternehmens steht Pleos, ein verteiltes Betriebssystem für Fahrzeuge, "das schnelle Software-Updates, personalisierte Funktionserweiterungen und ein sichereres, flexibleres Fahrerlebnis ermöglicht". Durch die Trennung von Hardware und Software biete Pleos eine hochflexible Plug-and-Play-Umgebung, die verschiedene Hardware-Lösungen unterstützt und die Implementierung von Sicherheits- und Funktionsupdates beschleunigt.

Hyundai will im zweiten Quartal 2026 mit der Einführung von Pleos Connect beginnen, seinem Infotainment-System der nächsten Generation.

Das Umsatzziel für 2025 wurde auf dem CEO Investor Day überraschend um fünf bis sechs Prozent nach oben korrigiert. Das Unternehmen passte dagegen sein Ziel für die operative Gewinnmarge um einen Prozentpunkt auf sechs bis sieben Prozent nach unten an. Begründet hat Hyundai dies mit den Auswirkungen der neu eingeführten US-Zölle.

Hyundai strebt bis 2027 eine operative Gewinnmarge von sieben bis acht Prozent und bis 2030 von acht bis neun Prozent an. Das soll durch eine verbesserte Produktpalette – einschließlich Hybrid- und Genesis-Modellen –, die Lokalisierungsstrategie sowie eine verbesserte Kosteneffizienz erreicht werden.