Ford streicht 1000 Jobs in Köln

Wegen schwacher Nachfrage streicht der Autobauer Ford in seinem Kölner Werk eine Schicht und bis zu 1000 Stellen. Ab Jahresbeginn 2026 stelle man vom bisherigen Zweischicht- auf Einschicht-Betrieb um, teilte das Unternehmen mit.

Die 11.500 Mitarbeiter im Werk wurden am Dienstag von Ford über die Entscheidung informiert.  

"Wir sind uns der Auswirkungen auf unsere Mitarbeitenden bewusst und setzen uns dafür ein, die Betroffenen bestmöglich zu unterstützen", sagte ein Sprecher. Der Stellenabbau soll freiwilliges Ausscheiden und Abfindungen erfolgen.

Der Sprecher der IG Metall im Kölner Ford-Werk, David Lüdtke, sagte in einer ersten Reaktion: "Das ist ein weiterer Tiefschlag für den Standort Köln: Die Umstellung von Zwei-Schicht- auf Ein-Schicht-Fertigung ist ein schlechtes Omen für den Standort." 

Viele Mitarbeiter befürchten, dass das Werk nach und nach ausblutet. Zwar gilt bis Ende 2032 eine Betriebsvereinbarung, die betriebsbedingte Kündigungen ausschließt – nicht jedoch die freiwillige Annahme von Abfindungsangeboten. 

Die SPD im Landtag von Nordrhein-Westfalen sprach von einem "erneuten Alarmsignal." FraInktionschef Jochen Ott erklärte: „Die heutige Nachricht aus Köln ist ein schwerer Schlag für den Industriestandort NRW und vor allem für die Beschäftigten bei Ford und ihre Familien."

Ein Grund für den schleppenden Verkauf der E-Modelle bei Ford sieht der Politiker in der Diskussion um eine Reform der CO2-Emissionsgesetzgebung in der EU. "Die anhaltende Debatte über eine vermeintliche Rückkehr des Verbrennungsmotors verunsichert die Menschen und bremst den Absatz von Elektroautos. Das trifft Ford in Köln direkt," so Ott. Weniger Druck auf die Hersteller bei der Elektrifizierung führe letztlich zu einer Dominanz der chinesischen Hersteller in Europa, warnte er weiter. "Wir brauchen genau das Gegenteil: ein klares Bekenntnis zur Transformation und zur Zukunft der Elektromobilität in NRW. Hier geht es um alles."

Ott forderte einen "Strategiedialog" zur Automobilwirtschaft auf Landesebene. "Wir müssen gemeinsam mit Unternehmen, Gewerkschaften und der Politik einen Zukunftsplan für die Autoindustrie entwickeln, bevor noch mehr Arbeitsplätze verloren gehen."

Erst in der vergangenen Woche hatten die Beschäftigten im Kölner Werk mit großer Mehrheit einem Verhandlungsergebnis zwischen Geschäftsführung und IG Metall zugestimmt. Derzeit sind noch 11.500 Menschen in den verschiedenen Werksbereichen beschäftigt. 

93,5 Prozent der Mitglieder, die an der Abstimmung teilnahmen (das waren 81 Prozent der Mitglieder), akzeptierten den sozialverträglichen Abbau von 2900 Stellen bis Ende 2027. Im Gegenzug erreichte die Gewerkschaft, dass für die gesamte Belegschaft im theoretisch möglichen Fall einer Insolvenz der US-Konzern einspringt und alle Ansprüche der Mitarbeiter übernimmt.

Dieses "Sicherheitsnetz" gilt bis zum Auslaufen einer Betriebsversammlung, die betriebsbedingte Kündigungen bis 2032 ausschließt. 2018 arbeiteten dort noch rund 20.000 Menschen.

In Köln baut Ford nur noch die reinen E-Modelle Capri und Explorer, die aber nur auf sehr schwache Resonanz im Markt treffen - vor allem weil sie eher hochpreisig positioniert sind.

Per Ende August wurden in Deutschland nur 1929 Capri und 6602 Explorer neu zugelassen. Beliebtester Ford-PKW ist dagegen der Focus, dessen Fertigung im Werk Saarlouis aber Ende diesen Jahres ausläuft.

Der Capri beginnt bei 42.400 Euro, der Explorer bei 39.900 Euro. Ford hatte die Preise im März gesenkt, zuvor lagen sie noch höher. 

Für den Umbau des Werkes zur Elektrofertigung hat Ford fast zwei Milliarden Euro investiert.