Die Kombi-Marke Skoda setzt bei E-Autos bisher auf SUVs. Mit der Studie Vision O ändert sich das. Allerdings: Ein E-Octavia lässt noch auf sich warten.
Skoda-Chef Klaus Zellmer präsentiert die Studie Vision O auf der IAA 2025.
Skoda stellt im Rahmen der IAA Mobility in München die Studie Vision O vor und bekennt sich damit klar zur Rolle als Kombi-Marke. CEO Klaus Zellmer spricht von einem "bereichernden Erlebnis" für Kunden, Chefdesigner Oliver Stefani von einer "neuen Stufe der Modern-Solid-Philosophie".
Doch während die Tschechen, die gar nicht direkt Gast auf der Messe sind, in München viel über Design, Innenraum und Nachhaltigkeit erzählen, bleiben zentrale technische Fragen unbeantwortet.
Klar ist nur: Der erste elektrische Kombi von Skoda kommt erst Anfang der nächsten Dekade – und damit deutlich später, als es manch ein Wettbewerber im Kompaktsegment wagt. Zwar ist Skoda seit 2016 Marktführer im europäischen Kombisegment und hat seit 1998 mehr als drei Millionen Octavia Combi und seit 2008 über 650.000 Superb Combi verkauft.
Doch das BEV-Angebot der Marke konzentriert sich bislang auf die SUV-Formate Enyaq und Elroq und wird demnächst um den City-Hochsitz Epiq sowie ein elektrisches Siebensitzer-SUV ergänzt.
Ein elektrischer Kombi bleibt vorerst ein weißer Fleck bei Skoda, während Wettbewerber wie Opel mit dem Astra Sports Tourer Electric oder Peugeot mit dem 308 SW Electric bereits BEV-Alternativen in der Kompaktklasse anbieten. Vertriebschef Martin Jahn bleibt gelassen: Man sei "mit aktuellen und kommenden Modellen gut aufgestellt". Immerhin: Im Konzern werden Kunden eine Klasse höher beim VW ID.7 Tourer bereits fündig.
Die Vision O soll die Lücke im Golf-Segment perspektivisch schließen – und Skoda-typisch über Praktikabilität punkten. Mit über 650 Litern Kofferraum, Simply-Clever-Details wie integriertem Kühlschrank und magnetischen Ladepads sowie einem konsequent minimalistischen Innenraum positionieren die Tschechen ihr Konzept klar gegen Lifestyle-orientierte Konkurrenzprodukte.
Zellmer verweist darauf, dass Skoda Kunden seit Jahren als "Marktführer im Kombisegment" vertraut sei. Diese Loyalität will man ins Elektrozeitalter übertragen.
Skoda-Designchef Oliver Stefani weist auf äußere Merkmale der Studie hin.
Unter der Hülle dürfte die künftige Serienversion auf der SSP-Plattform des VW-Konzerns basieren. Damit wären große Reichweiten, hohe Ladegeschwindigkeiten und Level-3-Funktionen möglich.
Erste Schlaglichter setzt die Studie bereits: ein 1,2 Meter breites "Horizon Display", Bio-Adaptive Lighting, der KI-Assistent Laura in erweiterter Funktion sowie der Tranquil Mode, der Sitze und Lichtstimmung für Entspannung neu konfiguriert.
Dazu kommt der Fokus auf Nachhaltigkeit: Sitzbezüge aus recyceltem Polyester, Bodenbeläge aus Lederresten und abfallfrei im 3D-Drucker hergestellte Kopfstützen sind nur einige Beispiele. Beschaffungsvorstand Karsten Schnake betont die klare Priorität der Kreislaufwirtschaft.
Der Skoda fährt zwar mindestens im Gleichschritt mit dem Konzern, kommt aber eben erst nach den Wolfsburger Modellen. Für den Volkswagen-Konzern ist die Entscheidung auch eine Ressourcenfrage: Die SSP-Plattform läuft erst Ende des Jahrzehnts an, nicht alle Marken können zum Start dabei sein.
Ob die Strategie aufgeht, hängt vom Markt ab. Der späte Start kann sich als Vorteil erweisen, wenn die Nachfrage nach elektrischen Kombis tatsächlich erst mit breiter Ladeinfrastruktur und günstigeren Strompreisen anzieht.
Gleichzeitig riskiert Skoda, in Europa bei seiner traditionell starken Kombi-Kundschaft ins Hintertreffen zu geraten, falls Wettbewerber die Lücke früher füllen.
