Porträt: Nach 25 Jahren bei Mercedes führt Katrin Adt jetzt Dacia

"Wenn Du erfolgreich sein willst, dann beherrsche das Spiel, das gespielt wird", sagte sie einmal im Interview mit der Automobilwoche über Karrierechancen in einer männerdominierten Branche. Katrin Adt beherrscht dieses Spiel offenbar: Nach 25 Jahren im Mercedes-Konzern wird sie CEO der Marke Dacia.

Die 53-Jährige folgt damit auf Denis le Vot, der sich Hoffnungen auf den Chefposten bei Renault gemacht hatte. Nun warf er enttäuscht hin, nachdem ihm François Provost vor die Nase gesetzt wurde.

Dieser nutzte die Gelegenheit, die Organisation neu zu ordnen, und Le Vot sollte dabei keine Rolle mehr spielen. Anders als ihr Vorgänger berichtet Adt aber nicht an den Renault-Chef direkt, sondern an den neuen Chief Growth Officer Fabrice Cambolive.

Bei Mercedes leitete Adt zuletzt die Konzernrevision, sie bringt aber sehr viel Erfahrung im Vertrieb mit. Ihre Karriere im damaligen Daimler-Konzern startete sie 1999 als Assistentin der späteren Smart-Chefin Annette Winkler, die damals die Region Belgien und Luxemburg für Mercedes leitete.

Adt kommt aus einer Diplomatenfamilie und hat bereits ihre Kindheit in verschiedenen Städten wie Kalkutta, Genf oder Paris verbracht. Dabei habe sie früh gelernt, mit unerwarteten Situationen klarzukommen. Sie spricht Englisch und Französisch, ebenso ein wenig Portugiesisch, Niederländisch und Luxemburgisch.

Ihr Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Göttingen schloss sie mit dem Zweiten Staatsexamen ab, bevor sie sich für eine Karriere in einem Unternehmen entschied.

Nach diversen Stationen im internationalen Vertrieb übernahm sie 2013 die Leitung von Mercedes in Luxemburg, bevor sie bei der Personalberatung Egon Zehnder ihr einziges Jahr außerhalb des Konzerns verbrachte. Danach ging es Schlag auf Schlag.

Zunächst kam sie 2014 zurück zu Mercedes, arbeitete als Vice President im Personalbereich unter anderem an der unter dem damaligen Daimler-Chef Dieter Zetsche neuen Führungskultur mit dem Titel "Leadership2020". Im Jahr 2018 schließlich wurde sie Chefin von Smart.

Mit ihrem jugendlichen Auftreten galt sie ihrer Vorgängerin Annette Winkler als Idealbesetzung für die urbane Smart-Community. Beide kannten und schätzten sich bereits seit Beginn ihrer gemeinsamen Zeit im Konzern.

Als Markenchefin von Smart wurde Katrin Adt schließlich auch einem breiteren Publikum bekannt, hatte beispielsweise einen großen Auftritt auf dem Pariser Autosalon im Jahr 2018.

Allerdings währte die Verbindung zur Kleinwagenmarke nicht lange, denn nur ein Jahr später entschied Mercedes, Smart in ein Joint Venture mit Geely einzubringen.

Adt wechselte daraufhin wieder in den Vertrieb und wurde Leiterin der konzerneigenen Autohäuser in Europa, von denen sich Mercedes allerdings im Laufe der Jahre trennte. Im Mai 2023 startete Adt in der Konzernrevision, die sie bis zuletzt führte.

Zwar bringt Adt viel Erfahrung im Verkauf mit, allerdings unterschiedet sich Dacia als Marke erheblich von ihrem bisherigen Arbeitgeber mit Luxus-Anspruch und Stern auf der Motorhaube. 

Das dürfte sie jedoch kaum schrecken. Sich auf neue Herausforderungen einzulassen, zählt zu ihren großen Stärken.

"Man muss auf den Platz wollen, Verantwortung übernehmen und mitspielen", sagt Adt. Bei Dacia kann sie zeigen, ob sie das Spiel auch unter völlig anderen Vorzeichen beherrscht.