Vorstands-Umbau bei Porsche läuft – Spekulationen über Blumes Abgang neu entfacht

Der Vorstandsumbau bei Porsche ist längst angelaufen. Mit Jochen Breckner (Finanzen), Matthias Becker (Vertrieb), Vera Schalwig (Personal) und Joachim Scharnagl (Einkauf) sind bereits vier der sieben Vorstandressorts neu besetzt worden. Digital-Chef Sajjad Khan ist auch erst seit zwei Jahren an Bord.

Kommt als nächstes ein neuer Vorstandschef, gibt Oliver Blume seine Doppelrolle als Volkswagen- und Porsche-Chef auf?

Die Wirtschaftswoche berichtet, dass bereits im Herbst der Wechsel an der Führungsspitze des Sportwagenbauers eingeläutet werde. Gespräche über einen Nachfolger liefen bereits im Aufsichtsrat, heißt es. Die Debatte um Blumes Doppelrolle, die seit Jahren schwelt und immer wieder aufflackert, erhält neue Nahrung.

Bei Lichte betrachtet ist das Ganze nicht völlig überraschend. Blume selbst hat mehrfach öffentlich deutlich gemacht, dass die aktuelle Konstellation "nicht auf Ewigkeit angelegt ist". Das sagte er beispielsweise im Interview mit der Automobilwoche im Mai, aber auch bei anderen Gelegenheiten. Bleibt die Frage, wann der richtige Zeitpunkt  gekommen ist.

Blume verwies im Interview mit der Automobilwoche, dass aus der Doppelrolle heraus noch viel zu tun sei. "Wir bewegen uns in großen geopolitischen Herausforderungen. Zudem haben wir beispielsweise bei Porsche einen Vorstandsumbau und Generationswechsel, der begleitet werden muss." Maßgebend sei, dass die jetzige Führungsstruktur Vorteile für beide Unternehmen habe.

So kann Blume etwa bei Verhandlungen mit der US-Regierung zu Zöllen oder Kooperationen wie mit dem Elektroautohersteller Rivian nicht nur die Sichtweise des großen Konzerns einbringen, sondern auch die Belange des sehr viel kleineren Sportwagenbauers berücksichtigen.

"Viele Themen konnten wir synergetisch erfolgreich auf- und umsetzen. Nur wer Situationen aus mehreren Perspektiven bewerten kann, kann den komplexen Herausforderungen unserer Zeit gerecht werden", so Blume.

Klar ist aber auch, dass der Druck auf den Porsche-Chef wächst und die Probleme sich häufen. Die Zahlen zum Halbjahr waren ungewohnt schlecht. Der Absatz in China ist weiter eingebrochen, dazu kommt die Neuordnung der Batterie- und Antriebsstrategie, die viel Geld verschlingt. Die Rendite schrumpfte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 15,7 auf 5,5 Prozent.

Mit aktuell rund 47 Euro hat sich der Aktienkurs im Vergleich zum Allzeithoch mit 118,90 Euro im April 2023 mehr als halbiert. Das kann auch den Aufsichtsrat rund um die Eigentümerfamilien Wolfgang Porsche und Hans-Michel Piëch nicht unberührt lassen.

Blume selbst hatte den anstehenden Generationenwechsel bei Porsche wiederholt als Argument ins Feld geführt, warum er bei Porsche noch an Bord bleiben müsse. Doch der Umbau ist so gut wie abgeschlossen.

Produktionschef Albrecht Reimold hat mit 64 Jahren fast das Rentenalter erreicht, Entwicklungschef Michael Steiner (61) dürfte zumindest noch die Neuausrichtung der Modellstrategie begleiten, seinen Posten als oberster Entwickler in Wolfsburg hat er bereits abgegeben. Hier wird es wohl in nächster Zeit weitere Personalien zu verkünden geben.

Es erscheint daher einleuchtend, das im Hintergrund Gespräch über einen mögliche Nachfolge von Blume bei Porsche laufen. Nach Informationen der Automobilwoche  sollen mehrere Kandidaten aus dem VW-Konzern in Salzburg bei den Eigner-Familien vorstellig geworden sein, ohne jedoch gänzlich überzeugt zu haben.

Blume selbst hatte angekündigt, bei der Kandidatensuche zum gegebenen Zeitpunkt helfen zu wollen. "Ich halte es für eine der wichtigsten Aufgaben eines Chefs, auch die Nachfolge im Blick zu behalten. Keiner ist unersetzbar."