Der Sportwagenbauer löst den Vertrag mit dem Zulieferer Valmet auf. Dieser hatte bereits eine Produktion in der Nähe von Heilbronn aufgebaut. Doch die wird kaum genutzt.
Batteriefabrik von Valmet in Kirchardt bei Heilbronn: Außer einer Kleinserie für Lamborghini wird seit Jahren praktisch nichts produziert.
Nach dem Aus der Tochter Cellforce, die Zellen für Hochleistungsfahrzeuge produzieren sollte, hat Porsche jetzt eine weitere Batteriefabrik aufgegeben.
Nach Informationen der Automobilwoche aus zuverlässiger Quelle hat der Sportwagenbauer seinen Vertrag mit dem finnischen Zulieferer Valmet Automotive aufgelöst. Dieser hatte in Kirchardt bei Heilbronn eine Produktion aufgebaut, um Batterien für die elektrische Generation der Baureihe 718 zu montieren und nach Stuttgart zu liefern.
Allerdings verzögert sich die Einführung der beiden Modelle Boxster und Cayman seit Jahren. Statt 2025 soll der Marktstart nun frühestens 2027 erfolgen. Eines der Probleme: Die Zellen für die Akkus sollten von Northvolt kommen. Das schwedische Unternehmen ist jedoch pleite.
Abgesehen von einer Kleinserie von Plug-In-Batterien für Lamborghini steht die Fabrik in Kirchardt deshalb praktisch leer. Jetzt haben beide Seiten die Reißleine gezogen. Valmet wollte das Ende der Partnerschaft auf Anfrage nicht kommentieren. Eine Porsche-Sprecherin sagte, man äußere sich generell nicht zu Zulieferern.
Was die Vertragsauflösung Porsche kostet, ist nicht bekannt. Allerdings hat das Unternehmen laut Geschäftsbericht im ersten Halbjahr 2025 Sonderaufwendungen in Höhe von 500 Millionen Euro für "Batterieaktivitäten“ vermerkt, rund 300 Millionen Euro entfallen davon auf die Abschreibung der Produktionsanlagen von Cellforce.
Die Valmet-Fabrik war im Jahr 2023 mit großen Ambitionen eröffnet worden. Nach eigenen Angaben hat das finnische Unternehmen einen "hohen zweistelligen Millionenbetrag" in den Umbau des Standorts mit einer Produktionsfläche von rund 13.000 Quadratmetern investiert.
"Dies unterstreicht unsere Ambitionen, innerhalb Europas eine führende Rolle in der Produktion, aber auch der Entwicklung von Batteriesystemen einzunehmen", sagte der damalige Valmet-Chef Olaf Bongwald.
160 Mitarbeiter sollten hier perspektivisch beschäftigt sein. Diese Zahl wurde aber nie erreicht. Stattdessen stellt sich die Frage, ob die Produktion überhaupt aufrechterhalten werden kann, wenn sich kein weiterer Kunde findet.
Porsche muss die Batterie für seine kompakten Zweitürer nun völlig neu denken, da auch die Northvolt-Pleite voll durchschlägt. "Bei der elektrischen Baureihe im 718-Segment können auch wir uns dem Thema Verfügbarkeit von hochleistungsfähigen Zellen nicht entziehen", hatte Porsche-Chef Blume gegenüber der Automobilwoche im April eingeräumt.
Auch die Zellfabrik der Porsche-Tochter Cellforce bei Tübingen wird nicht in Betrieb gehen.
Boxster und Cayman sollen anders als ursprünglich geplant erst nach dem elektrischen Cayenne an den Start gehen, der für 2026 geplant ist. Weil die Vorgänger-Generation mit Verbrenner zum Ende des Jahres ausläuft, entsteht im Segment der 718-Baureihe damit bei Porsche eine längere Angebotslücke.
Bei der Tochter Cellforce wird laut Gewerkschaft IG Metall an diesem Montag eine Betriebsversammlung stattfinden, bei der womöglich die Entlassung von 200 der rund 290 Mitarbeiter verkündet wird.
Die Gewerkschaft will dies verhindern und plant daher parallel eine Kundgebung am Standort Kirchentellinsfurt bei Tübingen. Die aktuell noch laufende Betriebsratswahl soll am 19. September abgeschlossen sein. Dann könnte die Gewerkschaft über das Mitbestimmungsrecht an einem Sozialplan mitwirken.
Für den Fall, dass Porsche das Ende der Betriebsratswahl nicht abwartet, droht die IG Metall mit Kündigungsschutzklagen für jeden Mitarbeiter. Diesen Weg wolle zwar niemand einschlagen, er sei aber unumgänglich, so Lamparter. Nur so habe man eine Chance, die Rechte der Mitarbeiter zu schützen.
