Ausbildungsplätze: VW kappt Angebot in großem Stil

Bei VW sollen bis 2030 in Deutschland bis zu 35.000 Stellen wegfallen, bei Audi stehen bis Ende 2029 etwa 7500 Jobs auf der Streichliste, bei Mercedes mittelfristig 20.000 Jobs; bei allen drei Herstellern laufen massive Sparprogramme. Das bleibt nicht ohne Auswirkung auf die Ausbildungsplätze. Wie stellt sich also die aktuelle Lage dar?

Die schärfsten Einschnitte gibt es an den sechs zentralen Volkswagen-Standorten in Wolfsburg, Hannover, Braunschweig, Kassel, Emden und Salzgitter. 2025 ist der letzte Jahrgang, in dem 1150 Auszubildende und Dual Studierende ihre Ausbildung angetreten haben, ab dem 1. Januar 2026 werden es nur noch 600 sein.

"Bedarfsgerechte Reduzierung" heißt das im VW-Jargon. Vereinbart wurde diese im Rahmen der Vereinbarung "Zukunft Volkswagen" im Dezember 2024, Kernpunkt: der Abbau von 35.000 der aktuell knapp 300.000 Arbeitsplätze in Deutschland, analog dazu wird die Zahl der Ausbildungsplätze gekappt.

Was bei VW bleibt: die 600 Bewerberinnen und Bewerber, die 2026 bei Volkswagen unterkommen, haben erstklassige Chancen auf eine Karriere bei dem Autobauer. Bei bestandener Abschlussprüfung und gutem Verhalten während der Ausbildung ist ein unbefristeter Arbeitsvertrag sicher. Das ist geübte Praxis, nicht nur in Wolfsburg, sondern auch bei den anderen Herstellern. 

Einen anderen Weg geht Konzernschwester Audi: In Ingolstadt wurde im Frühjahr zwischen Unternehmensleitung und Betriebsrat eine Zukunftsvereinbarung geschlossen. Auch dort sollen Milliarden gespart werden.

Bis 2029 will der Autobauer bis zu 7500 der rund 55.000 Arbeitsplätze an den deutschen Standorten Ingolstadt und Neckarsulm abbauen. Als Teil der Zukunftsvereinbarung haben sich Betriebsrat und Vorstand darauf geeinigt, in den Jahren 2026 und 2027 die Zahl der Auszubildenden und dual Studierenden um 20 auf 730 zu reduzieren.

Danach wird die Lage neu bewertet, was eine Erhöhung der Plätze ab 2028 explizit einschließt. Damit trage man auch dem Umstand Rechnung, dass "Ausbildung eine zentrale Rolle bei der Transformation des Unternehmens" spiele, heißt es aus der Personalabteilung.

Im Jahr 2025 ist alles wie gehabt in den Vorjahren: insgesamt haben mehr als 750 junge Menschen die Berufsausbildung an den Audi-Standorten Ingolstadt und Neckarsulm in Angriff genommen, davon 675 Auszubildende und 75 dual Studierende.

Die Zahlen liegen auf einem ähnlich hohen Niveau wie in den Vorjahren Das Ausbildungsangebot umfasst 20 Berufe und rund 20 duale Studiengänge. Die Mehrzahl hat einen produktionsnahen Schwerpunkt, Audi bildet aber auch in kaufmännischen und IT-Bereichen aus.

Die Ausbildung wird kontinuierlich an den Bedarf des Unternehmens angepasst. Digitalisierung ist auch in der Ausbildung das große Schlagwort, dazu wird der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) auch in der Ausbildung immer weiter ausgebaut.

"Die Mobilität von morgen gehört zu den spannendsten Aufgabenfeldern unserer Zeit. Dafür brauchen wir Nachwuchskräfte, die mit ihrem Pioniergeist Innovationen vorantreiben und schon heute die Kompetenzen erlernen, auf die es morgen ankommt. Unsere Ausbildung ist daher konsequent auf die Zukunft ausgerichtet", sagt Audi-Personalvorstand Xavier Ros.

Wie begehrt eine Ausbildung in der Automobilindustrie nach wie vor ist, unterstreicht Mercedes-Benz mit jährlich bis zu 300.000 Bewerbungen alleine in Deutschland. Da stellen die rund 1200 jungen Menschen, die 2025 eine Ausbildung angetreten haben, fast schon eine Elite dar.

Der Autobauer bildet aktuell in 27 verschiedenen Berufen aus, dazu kommen 17 duale Studienrichtungen. Berufe und Studiengänge spiegeln den Wandel in der Industrie wider. So bietet das Unternehmen Ausbildungsberufe wie den/die Fachinformatiker/-in oder den dualen Studiengang Embedded Systems an, der Ingenieurswesen und Informatik verbindet.

Ungeachtet des laufenden Sparprogramms und der Streichung von tausenden Stellen und im Gegensatz zu Volkswagen verzichtet Mercedes wie auch Audi auf größere Einschnitte in der Ausbildung. Wie ein Sprecher bestätigt, plane man auch für 2026 auf dem Niveau des laufenden Jahres und vergibt wieder in etwa 1200 Ausbildungsplätze.

Am stabilsten unter den deutschen Autobauern ist derzeit BMW aufgestellt. Es gibt weder Stellenstreichungen in größerem Umfang noch stehen bei den Münchnern außergewöhnliche Einsparungsprogramme an. Entsprechend herrscht Kontinuität bei der Zahl der jährlichen Ausbildungsplätze, die auch zukünftig auf dem aktuellen Niveau von 1200 liegt.

Die Ausrichtung des Ausbildungsportfolios erfolge kompetenz- und bedarfsorientiert. Der Münchner Konzern bietet rund 30 Ausbildungsberufe und rund 20 duale Studiengänge an, wobei der Schwerpunkt auf den Ausbildungsclustern Elektronik, Anlagentechnik und Produktionstechnik liegt.

Hinsichtlich der Besetzungsquote sieht man in der Personalabteilung keine Verschlechterung. Allerdings räumt man bei BMW angesichts schwächerer Geburtenjahrgänge und einer fortschreitenden Akademisierung einen intensivieren Wettbewerb um junge Talente in der Ausbildung ein.

Vor dem Hintergrund sehe man die Sicherstellung eines hohen und zukunftssicheren Ausbildungsstandes auch in nichtakademischen Feldern als gesellschaftliche Kernaufgabe an. Daran will sich das Unternehmen aktiv beteiligen.