Nach 1,5 Millionen ID.Modellen sieht VW den "Kipppunkt" erreicht

VW hat 1,5 Millionen ID-Modelle ausgeliefert. Das Jubiläums-Fahrzeug, ein ID.7 Tourer, wurde jüngst im Werk Emden im Beisein von Vertriebsvorstand Martin Sander, Entwicklungs-Chef Kai Grünitz und dem niedersächsischen Ministerpräsident und qua Amt Volkswagen-Aufsichtsrat Olaf Lies an den Kunden aus Vechta übergeben.

Den Start der ID-Baureihe machte im September 2020 der kompakte ID.3. Den ersten Meilenstein erreichte die Marke gute zwei Jahre später mit 500.000 verkauften ID-Fahrzeugen im November 2022. Für die nächsten 500.000 Autos benötigte VW nur noch rund 18 Monate.

Die dritte halbe Million schließlich brachte VW zwischen Mai 2024 und August 2025 in nur etwas mehr als einem Jahr unters Volk – das inzwischen aus einer breiten Palette wählen kann. Die reicht vom ID.3 über die SUV ID.4 und ID.5, den Elektro-Passat ID.7 und den ID.Buzz von den Nutzfahrzeug-Kollegen bis hin zu zwei China-Modellen (ID.6 und ID.Unyx). 

Freilich: 1,5 Millionen E-Autos hat Tesla im vergangenen Jahr allein mit Model Y und 3 verkauft. Und auch an BYD knackt die Millionen-Marke auf Jahres-Basis. Das aber schmälert den Erfolg nicht: Die Zahl zeigt, dass Volkswagens E-Strategie aufgeht und dass der deutsche Hersteller beim Thema E-Autos nicht mehr nur hinterher fährt.

Den in Emden gebauten ID.7 bezeichnete Ministerpräsident Olaf Lies (SPD) bei der Übergabe gar als "Durchbruch in der E-Mobilität" und beruft sich dabei auf seine eigenen Erfahrungen. In seiner Zeit als Wirtschaftsminister fuhr auch Lies einen ID.7, 45.000 Kilometer in sechs Monaten – und der Minister griff oft auch selbst in Steuer.

Dass Lies den ID.7 über den grünen Klee lobt, liegt auf der Hand. Schließlich spricht der Aufsichtsrat auch von "unser Konzern", wenn er Volkswagen meint. Dennoch: Ganz so viel falsch, wie vielleicht in den Anfangstagen des ID.3 anzunehmen war, macht VW bei der E-Mobilität nicht. 

Man habe die Kritik der Kunden ernst genommen, erklärt Martin Sander, und habe die anfänglichen Fehler konsequent ausgebessert. Der Vertriebs-Chef bringt es auf den Punkt: "Es sind 1,5 Millionen Kunden, die sich bewusst für VW entschieden haben".

Sander betont, dass die Marke mit Abstand Marktführer bei der E-Mobilität in Deutschland und in Europa sei. Und weltweit, so Sander,, fänden sich in den Top-10 der meistverkauften Stromer mit ID.3, ID.4 und ID.7 immerhin drei VW. Dies zeige, dass VW Elektro könne.

Gebaut werden die ID.Modelle vor allem in Zwickau und Emden, dazu kommen die Werke in Hannover, Chattanooga und an drei chinesischen Standorten. 

Vor allem für die Werke in Zwickau und Emden sind die ID-Modelle überlebenswichtig. Beide Standorte sind inzwischen zu reinen E-Werken umgerüstet, wobei Emden auf dem Weg dahin viel aus Sachsen lernen konnte, erklärt Werkleiter Enno Fehse, der Ende 2024 mit dem letzten Passat den Verbrenner endgültig aus Emden verabschiedet hat. 

Eine Herausforderung, auch und vor allem für die Belegschaft, wie der Emdener Betriebsrat Manfred Wulff im Rahmen des Jubiläums-Fests betont. Er sei froh, dass das Werk den Schritt bereits vollzogen habe.

Die aktuell weniger starke Nachfrage als erhofft, sorge zwar für Verunsicherung bei den Mitarbeitern; Emden hatte sogar die Werksferien auf fünf Wochen ausgedehnt. Doch er sei sich sicher, dass E-Mobilität die Zukunft sei, so Wulff.

In diesem Punkt sind sich alle bei dem Festakt einig. Und auch immer mehr Kunden kämen zu dieser Überzeugung, erzählt Sander. Der Manager spricht von einem Kipppunkt, E-Autos würden nun im Markt "funktionieren".

Die Privatkunden-Nachfrage steige kontinuierlich und auch der Kauf gegenüber dem bisher bevorzugten Leasing nehme "rasant" zu, so Sander. 

Ganz ohne "Auftrag" verabschiedet Sander den Ministerpräsidenten allerdings nicht aus Emden. Sein Wunsch an die Politik wäre ein klares Bekenntnis zur E-Mobilität. Die Hersteller hätten Milliarden investiert und seien bereit. Lokal emissionsfrei und effizienter, sei elektrisch schlichtweg der bessere Antrieb.

Beim Aufsichtsrsat Lies sowieso, aber auch beim Ministerpräsidenten, rennt Sander damit offene Türen ein. "Verunsicherung kann keiner brauchen," pflichtet Lies dem Vertriebs-Chef bei.  

Für Olaf Lies ist klar: Selbst den Zweiflern der E-Mobilität sei bewusst, dass sich an der Entwicklung nichts mehr ändere. Man arbeite nicht gegen den Verbrenner, aber die Zukunft sei strombasiert.  

Im Falle VWs ist zumindest die nähere Zukunft zum Greifen nah. In wenigen Wochen präsentiert der Hersteller auf der IAA in München seinen elektrischen Kleinwagen, der aus der Studie ID.2all hervor geht.

Die Eckdaten sind bekannt: Rund 400 Kilometer Reichweite und einen Einstiegspreis von unter 25.000 Euro hat VW bei der Präsentation der Studie vor zwei Jahren versprochen – und will dieses Versprechen nun auch halten.

Im Laufe des Jahres 2026 soll der Wagen auf den Markt kommen. Und wenn VW wirklich alles richtig gemacht hat, dürfte es bis zur Zwei-Millionen-Marke nicht mal mehr ein Jahr dauern.