Studie: Interesse junger Leute an E-Autos sinkt

Die Neuzulassungen von Elektroautos steigen nur langsam. Wenn Hersteller und Importeure mit ihren E-Autos vorankommen wollen, müssen sie umsteuern. "Mit ihren Angeboten müssen Hersteller stärker auf die verschiedenen Märkte und Regionen eingehen" sagt Martin Gehring, Senior Partner der Unternehmensberatung Simon-Kucher. Gerade für junge Käufer der Generation Z fehlten weiterhin die klassischen Einstiegsmodelle.

Dafür gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. "Das können ganz neue Fahrzeuge sein oder klassische Basismodelle auf einem geringeren Preisniveau", so Gehring. Für traditionelle Hersteller sei dies schwierig, wenn chinesische Wettbewerber ihre Einstiegsmodelle schon mit zahlreichen Features ausstatten.

Einheitliche Strategien funktionieren aus Sicht der Unternehmensberatung nicht mehr. Hersteller müssen differenziert auf Alters- und Preissegmente eingehen. Gezielte Garantien und transparente Informationen sind nötig, um das Vertrauen in gebrauchte E-Fahrzeuge zu stärken. 

Laut einer aktuellen Umfrage von Simon-Kucher mit mehr als 1000 Teilnehmern entwickelt sich das Interesse der Verbraucher an Elektroautos sogar rückläufig. Wer über den Kauf eines Autos nachdenkt, zeigt weniger Interesse am Elektroantrieb. Im Durchschnitt ist es gerade noch gut jeder Zweite (54 Prozent).

Quer durch alle Genrationen zeichnet sich eine gewisse Abkehr ab. Die Boomer stellen mit 36 Prozent (Vorjahr: 44 Prozent) den Tiefpunkt dar. Bei Gen X und den Millennials sind die Zustimmungswerte mit 49 bzw. 56 Prozent zwar deutlich höher, aber das Minus mit zehn beziehungsweise acht Prozentpunkten ebenfalls hoch. 

Selbst bei der Gen Z, also den um die Jahrtausendwende und danach Geborenen, wächst die Skepsis. Lediglich jeder Zweite (52 Prozent), der über den Erwerb eines Fahrzeugs nachdenkt, zeigt Interesse am E-Antrieb, neun Punkte weniger als im Jahr zuvor. 

Stattdessen gewinnen Benziner wieder an Bedeutung. Knapp zwei Drittel (65 Prozent) zeigen Interesse an einem Benziner, zwei Punkte mehr als zwölf Monate zuvor. Auch Plug-in-Hybride steigen im Interesse der angehenden Gen-Z-Autokäufer um zwei Punkte auf 51 Prozent.

"Junge Käufer gehören oft noch nicht zur zahlungskräftigen Zielgruppe", sagt Alexander Dietz, Senior Director bei Simon-Kucher. "Verbrenner sind eine sichere Wahl, denn im Gegensatz zu Elektroautos bieten sie stabile Restwerte." Dies erkläre das wieder erstarkte Interesse der Generation Z an Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor.

Grundsätzlich "sind junge Menschen noch nicht festgelegt und bringen beim Autokauf deutlich mehr Offenheit mit", so Gehring. Doch darauf sind Hersteller nicht eingestellt – weder bei der Modellpolitik, noch im Vertrieb. 

"Die Gen Z ist es gewohnt, die Angebote online zu vergleichen – und das nicht nur mit Blick auf den Preis, sondern auch auf das Produkt", so Gehring. Das müssten Hersteller nutzen und bei KI-gestützten Vergleichen die Vorzüge ihrer Angebote in den Vordergrund stellen.

Dietz ergänzt: "Für junge Menschen geht es bei KI beim Autokauf vor allem um den Vergleich von Produkten, Finanzierungs- und Versicherungsangeboten im Netz. Danach folgen Kundenservice und Predictive Maintenance. Bei diesen technologischen Lösungen im Kundenerlebnis haben viele Hersteller Nachholbedarf."

Ohnehin sitzen viele Verbraucher beim Kauf eines Autos lieber einem Menschen gegenüber als sich mit einer Maschine zu unterhalten. Mehr als drei Viertel (76 Prozent) sprechen sich für einen Besuch im Autohaus samt Probefahrt aus, weitere 17 Prozent stehen dem neutral gegenüber. Lediglich sieben Prozent bewerten dies als schlechten Ansatz.

Deutlich schwächer fällt die Zustimmung für digitale Lösungen aus: Weniger als jeder Zweite (45 Prozent) findet es gut, sich vom KI-gestützten virtuellen Verkaufsberater auf der Customer Journey führen zu lassen. Die Schritt-für-Schritt-Hilfe beim Online-Konfigurator kommt besser an (56 Prozent).

Das breite Interesse der Verbraucher stellt die Hersteller vor Herausforderungen. "Trotz sehr hoher Autopreise sind wir in einem Käufermarkt", stellt Gehring klar. Die Kunden haben alle Möglichkeiten: Es gibt eine große Auswahl und viel Wettbewerb, dem hohe Preise gegenüberstehen. Gehring: "Das kann kurzfristig eine Rabattschlacht bedeuten und mittelfristig zu günstigeren Angeboten für die Kunden führen."

Und Dietz ergänzt:"Das sehr herausfordernde Marktumfeld trifft auf emanzipierte und selbstbewusste Käufer." Die Hersteller hätten Chancen, diese müssten jedoch aktiv angegangen werden.