Türkischer Autobauer Togg startet in Deutschland

Der türkische Autobauer Togg bereitet seinen Markteintritt in Deutschland vor. Verbunden ist dieser mit einem großen Auftritt bei der IAA Mobility in München im September. Der Verkauf des ersten Fahrzeugs, das elektrische SUV mit dem Namen T10X, soll nach Informationen der Automobilwoche noch in diesem Jahr starten. Danach soll im neuen Jahr die Limousine T10F folgen.

Ursprünglich wollte die Marke bereits im Herbst 2024 antreten. "Wir haben die besten Rahmenbedingungen für einen langfristigen Erfolg unserer Marke abgewartet“, sagte ein Togg-Sprecher der Automobilwoche als Grund für die Verzögerung.

Deutschland ist der erste Markt außerhalb der Türkei für Togg. Hier leben knapp drei Millionen Menschen mit türkischen Wurzeln. Bereits vor einigen Jahren hatte das Unternehmen eine Zentrale in Stuttgart eingerichtet, um die Expansion vorzubereiten.

Nach Deutschland will Togg auch in anderen europäischen Länder wie Frankreich, Italien, Niederlande oder Schweden antreten.

Der Autobauer hält trotz des verspäteten Starts an seinem Ziel fest, bis zum Jahr 2032 rund eine Million Fahrzeuge der Marke auf europäischen Straßen zu haben. Man sei sich aber "möglicher Marktdynamiken" bewusst.

Zu kaufen sein wird das Auto wie schon in der Türkei über die App Trumore. Der ausschließlich digitale Verkauf ist Teil des Konzepts von Togg. Vor allem chinesische Marken machen derzeit allerdings die Erfahrung, dass in Deutschland der Verkauf ohne klassische Händler nur begrenzt funktioniert.   

Die Preise des T10X für den deutschen Markt stehen noch nicht fest, sie sollen auf der IAA in München bekannt gegeben werden. In der Türkei kostet das Modell mit der kleineren Batterie, die für rund 320 Kilometer Reichweite sorgt, ab umgerechnet 41.000 Euro.

In der Türkei startet im Sommer der Verkauf des zweiten Modells, des Fließhecks T10F. So will Togg neue Kundengruppen erschließen. Danach soll ein kleineres SUV folgen.

In den ersten sechs Monaten des Jahres 2025 hat Togg nach eigenen Angaben 68.000 Exemplare des T10X verkauft und seine Marktführerschaft behauptet. Die Verkäufe von Elektroautos in der Türkei hatten im Jahr 2024 einen Rekord gebrochen und die Marke von 100.000 überschritten. Ihr Anteil am türkischen Automarkt lag damit bei fast elf Prozent.

Nach Angaben des Verbands der Automobilindustrie OSD war der T10X im Jahr 2024 mit 30.093 Einheiten das meistverkaufte E-Auto in der Türkei. Mit deutlichem Abstand dahinter lag Tesla auf Platz 2 (11.534), gefolgt vom KG Mobility Torres (5094) und dem BMW iX1 (4708). Der chinesische Fahrzeughersteller BYD belegte mit 2252 verkauften Atto 3 den achten Platz.

Vor acht Jahren hatte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan den Anstoß für einen lokalen, voll elektrischen Autohersteller mit dem Namen "Türkiye'nin Otomobili Girişim Grubu" (Togg) gegeben, finanziert von einem Verbund großer türkischer Unternehmen aus dem Handel, der Telekommunikation, der Elektronik sowie dem Maschinenbau.

Geführt wird es vom ehemaligen Bosch-Manager Gürcan Karakas, der seine Autos gerne als "Smart Device" bezeichnet und großen Wert auf modernes Infotainment mit großen Bildschirmen in den Fahrzeugen legt.

Was oft als Prestigeprojekt Erdogans interpretiert wird, ist der Versuch, die türkische Automobilindustrie erfolgreich durch die Transformation zu führen und nicht nur ein Standort für günstige Produktion von Verbrenner-Autos zu bleiben.

Da sich kein ausländischer Investor fand, wollte Erdogan einen lokalen Champion formen. In Gemlink auf der asiatischen Seite des Bosporus entstand eine Fabrik mit einer Kapazität von bis zu 175.000 Autos pro Jahr. 

Die Zellen für die Batterien der Fahrzeuge stammen vom chinesischen Unternehmen Farasis. Dieses wollte ursprünglich auch in Thüringen eine Fabrik errichten und unter anderem Mercedes beliefern. Die Pläne wurden aber zugunsten des türkischen Engagements beendet.