"Massive Herausforderungen": Porsche-Chef Blume bereitet Belegschaft auf Jobabbau vor

Die Automobilwoche hatte bereits vor einigen Tagen berichtet, dass neben anderen wichtigen Entscheidungen bei Porsche nach der Sommerpause auch über einen Stellenabbau im so genannten "Strukturpaket II" verhandelt wird.

Jetzt hat Oliver Blume in einem Brief an die Belegschaft bestätigt, dass das Unternehmen vor weiteren Einschnitten steht und die Entscheidungen dazu im Einvernehmen mit dem Betriebsrat treffen will.

"Unser Unternehmen kämpft derzeit mit massiven Herausforderungen", so Blume in dem Brief, der der Automobilwoche in Auszügen vorliegt. Das gelte weltweit und mache sich bei Absatz und finanziellem Ergebnis bemerkbar. So erwartet Porsche in diesem Jahr nur noch eine Rendite zwischen 6,5 und 8,5 Prozent.

Dies liegt weit unter dem strategischen Ziel von 15 bis 17 Prozent, langfristig waren dem Kapitalmarkt sogar 20 Prozent in Aussicht gestellt worden. "Die aktuelle Performance ist nicht unser Anspruch. Unsere Porsche-Ambitionen liegen weit höher", so Blume. 

Zwar habe Porsche ein runderneuertes Portfolio, allerdings gebe es eine "Krise der Rahmenbedingungen". Blume verweist in diesem Zusammenhang auf die Schwäche in China, wo sich das Marktumfeld komplett gewandelt habe und sich der E-Automarkt unterhalb des Premium-Segments abspiele.

In den USA entfalteten Zölle und der schwache Dollar einen enormen finanziellen Druck. Auch hier habe sich die Lage in kurzer Zeit dramatisch geändert. Die Flexibilisierung der Antriebe erfordere außerdem hohe Investitionen. 

Im Februar hatte Porsche bereits die Streichung von 1900 Stellen angekündigt und die Verträge von 2000 Leiharbeitern nicht mehr verlängert. Diese kurzfristigen Maßnahmen seien jedoch nicht ausreichend.

"Im zweiten Halbjahr 2025 verhandeln Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretung von nun an über ein zweites Strukturpaket, um die Leistungsfähigkeit des Unternehmens langfristig abzusichern", so Blume.

Die Verhandlungen waren durch Neuwahlen des Betriebsrats unterbrochen worden. Ibrahim Aslan, der bisher Vertrauenskörperleiter war, löst nach Informationen der Stuttgarter Zeitung Harald Buck (63) ab, der seit 2022 an der Spitze des Arbeitnehmergremiums stand.

Zur Größenordnung des Stellenabbaus sagte Blume nichts. Es ist aber anzunehmen, dass dieser angesichts der aktuellen Lage in der deutschen Autoindustrie deutlich höher ausfällt als beim ersten Paket. Laut einer VDA-Studie zur Beschäftigung könnten durch die Transformation bis 2035 rund 20 Prozent aller Jobs wegfallen.

Bei der Porsche AG arbeiten in Deutschland derzeit rund 23.600 Beschäftigte. Mit diesem Rechenbeispiel wären im Extremfall fast 5000 Jobs gefährdet.

Allerdings hat das Unternehmen betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2029 ausgeschlossen. Der Abbau müsste daher über die Demografie, Altersteilzeit oder Abfindungen erfolgen. Teil des Deals dürfte außerdem eine Verlängerung der Beschäftigungssicherung bis Ende 2034 sein.