Volkswagen schließt erstmals Werk in China

Volkswagen schließt in China das Werk Nanjing. Das bestätigte der Konzern der Automobilwoche. Die Produktion in dem zusammen mit SAIC betriebenen Werk soll bereits stillstehen. Das Handelsblatt hatte zuerst darüber berichtet. Die Schließung des Werks in Nanjing ist ein Novum. Noch nie zuvor hatte Volkswagen einen Standort in der Volksrepublik stillgelegt. 

Derzeit macht Volkswagen das Gros seines Geschäfts in China mit Verbrenner-Fahrzeugen. Zwar konnten die Deutschen im zweiten Quartal 2025 sogar bei den Absatzzahlen zulegen. Insgesamt bleibt die Lage auf dem Markt aber angespannt und der enorme Preisdruck im E-Segment macht (nicht nur) Volkswagen zu schaffen.

In Nanjing baute Volkswagen den Passat und den Superb. Der Passat soll zukünftig im 70 Kilometer entfernten Yizheng gefertigt werden, der Superb zieht in eine andere Skoda-Produktionsstätte um. Allerdings reduziert die tschechische Marke ihr Engagement in China derzeit ohnehin stark. 

Zuletzt waren im Werk in Nanjing 2500 Mitarbeiter beschäftigt. Die Belegschaft dürfte zum Teil in andere Werke wechseln können, vor allem nach Yizheng. Insgesamt betreibt Volkswagen in China rund 40 Fahrzeug- und Komponentenwerke.

Zum Teil würden Stellen aber auch sozialverträglich mit Abfindungsprogrammen abgebaut, heißt es aus Insider-Kreisen.  Denkbar ist, dass Mitarbeiter neue Jobs bei aufstrebenden chinesischen Marken finden. Die gut ausgebildeten Volkswagen-Beschäftigten dürften gerade bei neuen Playern auf dem Markt gefragt sein.

Im Rahmen seiner "In China, für China"-Strategie forciert Volkswagen den Umstieg auf elektrische, intelligente und vernetzte Fahrzeugen. In diesem Zuge richtet der Konzern derzeit auch das Produktionsnetzwerk neu aus. Zahlreiche Standorte von SAIC Volkswagen würden derzeit für die Produktion von E-Autos umgerüstet oder seien bereits umgerüstet worden, heißt es.

Ein Grund für die Schließung, heißt es aus Unternehmenskreisen, sei die Nähe des Werks zur Stadt Nanjing. Das dichtbebaute Stadtzentrum erschwerte Umbauten und die logistische Anbindung. Eine Umrüstung auf E-Mobilität wäre deshalb zu aufwändig gewesen.

2024 hat Volkswagen mit rund drei Millionen Fahrzeugen so wenig Autos wie seit 2021 nicht mehr in China ausgeliefert. Die Trendwende sollen neue Modelle bringen, die ab 2026 auf den Markt kommen. Insgesamt sind mehrere Dutzend neue Fahrzeuge speziell für den chinesischen Markt geplant.

Das Werk in Yizheng wird neues Zentrum von SAIC Volkswagen in der Jiangsu-Region nördlich von Schanghai. In der Umgebung sind hundert Zulieferunternehmen ansässig, die einen industriellen Cluster im Wert von 100 Milliarden Yuan (ca. 12 Milliarden Euro) bilden.

Zu den in der Region um das Jangtse-Delta gefertigten Komponenten zählen Innen- und Außenausstattung von Fahrzeugen, Antriebssysteme, hochwertige Automobilelektronik, Fahrzeugsicherheits­systeme sowie Teile für den Automobil-Aftermarket.

Das Gelände in Nanjing soll dem Vernehmen nach an die Stadt zurückgegeben werden. Was die mit dem Areal vor hat, ist noch offen. Denkbar wäre theoretisch auch die Ansiedlung eines anderen Herstellers. 

Für Volkswagen ist die Schließung ein Novum. Noch nie zuvor hat der Konzern einen Standort in China komplett stillgelegt. Das umstrittene Werk in Xinjiang wurde Ende 2024 verkauft, Teile des Werks in Anting, dem Stammsitz von SAIC Volkswagen, wurden zur Forschungs- und Entwicklungsabteilung umgebaut.