VW verkauft ID. Buzz wieder in den USA – erstes Schiff ist unterwegs

Update vom 15. Juli 2025:

Nach Problemen mit der dritten Sitzreihe hat VW den Verkauf des ID.Buzz in den USA vorläufig gestoppt – jetzt rollt das Geschäft wieder an. Ein erstes Schiff mit neuen Elektro-Bullis hat Bremerhaven bereits verlassen, heißt es von VW.

Die ID. Buzz an Bord sollen noch die Standard-Rückbank haben, im Hafen in den USA wird dann – wie bei den schon ausgelieferten Fahrzeugen – vor dem Import eine Plastikabdeckung angebracht, damit die Sitzbank offiziell zum Zweisitzer wird. Zukünftige Fahrzeuge sollen bereits umgerüstet verschifft werden.

Volkswagens ID. Buzz sollte der Star schlechthin in Nordamerika werden, doch statt großer Verkaufszahlen gibt es viele Probleme. Derzeit ist der Export in die USA komplett eingestellt.

Ausschlaggebend für den Verkaufsstopp waren Probleme mit der dritten Sitzreihe, die schon Mitte Mai aufkamen. Die US-Behörden monierten, die Bank sei so breit, dass dort drei Personen sitzen könnten – es gibt aber nur zwei Gurte.

Volkswagen stellte den Vertrieb ein und verschmälert die Sitze bei den bereits ausgelieferten Fahrzeugen nachträglich mit Plastik-Anbauteilen. Zum Glück war der Retro-Bulli noch kein Kassenschlager, möchte man sagen – es betrifft nur rund 5600 Fahrzeuge, die nachgebessert werden müssen. 

Das Problem mit den Sitzen könnte im Werk in Hannover sicher schnell behoben werden. Derzeit allerdings scheint VW Nutzfahrzeuge keine Eile zu haben, den Vertrieb in den USA wieder aufzunehmen.

Auch wenn Volkswagen es nicht bestätigt: Die aktuelle Zoll-Situation dürfte ausschlaggebend dafür sein, dass man sich mit der Wiederaufnahme des Geschäfts Zeit lässt. VW gibt seinen Kunden aktuell eine Preisgarantie, trägt die Zolllast von derzeit 27,5 Prozent selbst. Dadurch wird der Verkauf unattraktiv.

Die Hoffnung auf ein baldiges Abkommen zwischen Europa und den USA ist bei allen Autobauern groß. Sollte es zeitnah keine Einigung über die Zölle geben, wird auch VW gezwungen sein, die Aufschläge an die Kunden weiterzugeben. Das aber dürfte (nicht nur) dem ID. Buzz in den USA das Genick brechen.

Mit Preisen ab rund 60.000 US-Dollar (ca. 51.000 Euro) – und deutlich mehr, wenn etwas Ausstattung dazu kommt – ist der ID. Buzz einer der teuersten in seinem Segment. Und nicht das, was der geistige Vater des Elektro-Bullis, Herbert Diess, schon 2017 versprochen hatte: ein Auto für Millionen, nicht für Millionäre. 

Diess enthüllte damals den ersten Protoypen, stellte in der Elektro-Euphorie nach der Dieselkrise sogar einen Start im Jahr 2019 in Aussicht. Schon wenige Monate später war von 2022 die Rede, 2024 schließlich rollten die ersten Autos zu den US-Händlern – wenige Tage nach der Wahl Donald Trumps zum Präsidenten.

Die Rücksitzbank ist nicht das einzige Problem des ID. Buzz. Schon zuvor gab es in den USA einen Rückruf wegen einer nicht den US-Regeln entsprechenden Warnleuchte im Kombiinstrument. 

Diess wollte an die Erfolge des VW Bus aus den 1960er-Jahren anknüpfen. Damals war der Bulli mit rund 20.000 Dollar aber ein Schnäppchen – und er traf den Nerv der US-Kunden. Der ID. Buzz aber scheint an den amerikanischen Wünschen vorbei entwickelt worden zu sein.

Insider berichten, dass in den Häfen teilweise Getränkehalter nachgerüstet werden müssen. Es gab Probleme mit der kultigen Zweifarb-Lackierung. Und überhaupt hatten die Ingenieure in Deutschland die für den US-Markt entscheidende Langversion mit dritter Sitzreihe nicht schon zum Start 2022 fertig gestellt. Dazu kommt: 250 Meilen Reichweite (rund 400 Kilometer) sind den US-Kunden schlichtweg zu wenig Reichweite. 

Dazu kommen die hohen Kosten. Herbert Diess wollte den ID. Buzz ursprünglich in den USA bauen. Jetzt läuft er in Hannover vom Band, einem der teuersten Werke des Konzerns. Die Arbeitskosten, das haben jüngst die Experten von Oliver Wyman berechnet, liegen in Deutschland mit über 3300 Dollar deutlich über denen in den USA: Hier fallen pro Fahrzeuge 1341 Dollar an.

Dass die Buzz-Fertigung noch in die USA umzieht, ist unwahrscheinlich. Konzern-Chef Oliver Blume setzt eher auf Scout als neuen Image-Träger und Gewinn-Bringer. Und etwaige Kapazitäten in den US-Werken dürften eher an Audi gehen. Die Marke hat aktuell gar keine lokale Produktion.

Auch weltweit bleibt der ID. Buzz noch hinter den Erwartungen zurück. War einst von 130.000 Einheiten die Rede, wurde die Zahl später auf 40.000 korrigiert. Im vergangenen Jahr gingen gerade einmal 30.000 Fahrzeuge an Kunden.

Immerhin: Die Zahl wird VW Nutzfahrzeuge dieses Jahr deutlich übertreffen, hat sie schon nach sechs Monaten annähernd erreicht. Inzwischen kann man von einem Aufschwung sprechen, im ersten halben Jahr verzeichnete der ID. Buzz ein Wachstum von rund 70 Prozent. Das kommt allerdings vor allem aus Europa.

Das Management hat erkannt, dass Handlungsbedarf besteht, nicht nur in den USA. "Wir müssen am Preis arbeiten", erklärte jüngst ein hochrangiger VW-Verantwortlicher. Damit ist nicht nur eine vorübergehende Leasing-Aktion für Gewerbekunden gemeint. Die Kosten müssen runter, der Einstiegspreis sinken, dann könnte der ID. Buzz doch noch zum Bestseller werden.

Außerdem hat VW gerade die Serienversion des autonomen ID. Buzz AD vorgestellt. Der wird – auch im Werk in Hannover – zwar zunächst nur in kleinen Stückzahlen gebaut. Geplant ist aber, in Zukunft mehrere Tausend Fahrzeuge auszuliefern, unter anderem an Uber.

Und vielleicht kriegt der Retro-Bus, wenn er erst einmal autonom durch Los Angeles und Co. kurvt, dann auch in den USA noch die Kurve.