Peugeot-Chef: "Wir wollen keine Premiummarke sein"

Realismus und Ehrgeiz zugleich, das hat sich der seit Februar amtierende Peugeot-Markenchef Alain Favey auf die Fahne geschrieben. 

Für 2025 hat er sich einen weltweit unveränderten Absatz von 1,1 Millionen Fahrzeugen vorgenommen, davon 800.000 in Europa. 2024 waren es weltweit 1,098 Millionen. Dabei sieht er sich auf gutem Weg.

"Wir haben in den ersten vier Monaten in Europa rund 400.000 Einheiten erreicht und einen Marktanteil von 6,1 Prozent, 0,4 Prozentpunkte mehr als im Vorjahreszeitraum." Da sollte das Gesamtziel zu schaffen sein, meint er.

Realistisch zeigt er sich auch beim Thema Premium-Anspruch: "Wir wollen keine Premiummarke sein. Peugeot ist gehobenes Volumensegment (upper mainstream)" ordnet Favey die Marke ein. "Peugeot ist und bleibt eine Volumenmarke", sagte er jetzt bei einem Gespräch mit Journalisten, an dem auch die Automobilwoche teilnahm.

In den Jahren zuvor hatte Peugeot bei vielen Gelegenheiten erklärt, Premium-Ansprüchen im Volumensegment genügen zu wollen.

Allerdings distanziert sich Favey zugleich nach unten: "Wir stehen auch nicht in der Low Cost Ecke." Peugeot sehe sich als gehobene Marke in den Segmenten C (Mittelklasse) und D (gehobene Mittelklasse), auch das B-Segment (Kleinwagen) werde abgedeckt.

Das bedeutet allerdings auch: Peugeot ist nicht mehr an Kleinstwagen (A-Segment) interessiert. "Wir haben keine Absicht, wieder in das A-Segment zurückzukehren", stellt Favey fest.

Von 2005 bis 2022 hatte Peugeot diesen Markt bedient, zunächst mit dem 107, später mit dem 108. Längere Zeit war das Modell nahezu baugleich mit dem Toyota Aygo, den die Japaner inzwischen in Eigenregie weiterbauen.

Für diese nicht mehr anvisierten Marktsegmente verfügt der Konzern inzwischen ohnehin über eine Alternative: Das Joint Venture mit dem chinesischen Hersteller Leapmotor soll den Bereich der günstigen Einstiegsmodelle im Elektrobereich abdecken, und zwar primär im A- und B-Segment, womöglich künftig auch noch im C-Segment, aber nicht darüber hinaus.

Technologisch sieht Favey die Marke mit dem Löwen-Emblem geradezu als Inbegriff der Antriebsvielfalt im Konzern. 2023 hat Peugeot angekündigt, dass die Flotte bis 2030 zu 100 Prozent elektrisch sein werde. Doch das gilt nicht mehr.

"Für die Marke Peugeot ist Elektromobilität sehr wichtig. Aber sie wird noch längere Zeit nicht unsere einzige Antriebstechnik sein", betont Favey. "Unsere Stärke sind unsere Multi-Energy-Plattformen. Sie überlassen die Wahl des Antriebs den Kunden."

Deshalb biete Peugeot auch die kommenden neuen Hybrid-Modelle 3008 und 5008 mit Allradversionen und mit erhöhter Motorisierung an.

"Wir werden Ende dieses Jahres so weit sein und bei allen Modellreihen alle Antriebsvarianten anbieten können - vom Hybridantrieb über den Plug-in-Hybrid bis hin zum rein elektrischen Antrieb."

"Solange die Ladeinfrastruktur nicht zur Genüge ausgebaut ist, werden wir E-Autos nur schwer ohne externe Anreize verkaufen können", sagte Favey. Bis es so weit sei, könnten noch fünf bis zehn Jahre vergehen.

Beim Thema Kundenzufriedenheit und Händlerzufriedenheit wird Favey selbstkritisch. "Wir haben uns etwas distanziert von den Kunden und auch von unseren Partnern," räumt er ein. "Wir wollen wieder die Nähe zu Kunden und Partnern."

An erster Stelle stehe für die Marke wieder der Qualitätsanspruch. "Wir hatten gewisse Qualitätsthemen," gibt der Peugeot-Chef zu. "Das ist aber nur ein Problem, wenn man sich darum nicht kümmert. Jetzt werden wir deutlich machen, dass wir solche Probleme ernst nehmen." 

Beim jüngsten "Connect"-Event der Stellantis-Marken in Rüsselsheim wurde deutlich, wie die Kernmarke Peugeot diesen Vorsatz umsetzen möchte. "Zuhören ist wichtig", sagt Favey. "Vielleicht haben wir einige Business-Themen nicht früh genug gelöst. Da wollen wir pro-aktiver werden", verspricht Favey.