Chinesischer Gigant: Wie Chery in Europa den Markt aufrollen will

Das Ziel ist schnell erklärt: Chery will zum meistverkauften chinesischen Autohersteller in Europa werden. Dabei helfen sollen die verschiedenen Marken, die im ersten Quartal zusammengenommen bereits den etablierten japanischen Konkurrenten Mitsubishi hinter sich gelassen haben.

Mitsubishi liegt zwar nur auf Rang 32 der meistverkauften Marken in Europa, aber auch der Abstand zu Honda auf Platz 30 ist im ersten Quartal geschmolzen. Zur Einordnung: Im ersten Quartal des vergangenen Jahres war Chery mit den kombinierten Verkäufen seiner Marken noch auf Platz 59 gelandet.

Noch aber schlagen sich rivalisierende chinesische Anbieter in Europa deutlich besser. BYD lag im ersten Quartal dieses Jahres auf Platz 27, die SAIC-Marke MG sogar auf Platz 18. Trotzdem ist man bei Chery zuversichtlich.

Das hat entscheidend mit dem Europastart der Marken Omoda und Jaecoo zu tun, die seit dem vergangenen Jahr in sieben Märkten erhältlich sind. Im ersten Quartal erzielten sie zusammen einen Absatz von 15.799 Fahrzeugen.

Das ist eine durchaus beachtliche Entwicklung innerhalb nur eines Jahres, auch wenn der große prozentuale Zuwachs sich vor allem mit dem Basiseffekt erklären lässt.

Die erfolgreichsten Märkte des Herstellers in Europa sind das Vereinigte Königreich und Spanien. Im dritten Quartal dieses Jahres sollen Frankreich und Deutschland erschlossen werden. Cherys Ziel sind 19 Märkte in Europa, dazu mehr Marken und mehr Modelle.

Europachef Jochen Tüting hat ehrgeizige Pläne für Deutschland, wie er im Februar der Automobilwoche sagte. Chery rechnet im ersten Jahr mit rund 13.000 Einheiten. Zwölf Monate später soll sich die Zahl auf 27.000 Neuzulassungen mehr als verdoppeln. Im fünften Jahr sollen es 85.000 Einheiten sein, das wären in der aktuellen Situation etwa drei Prozent Marktanteil in Deutschland. 

Die Kernmarke Chery will ihr SUV Tiggo in ganz Europa anbieten. Die Premiummarke Exlantix steht vor ihrem Europa-Debüt in Skandinavien. Die Geländewagen-Marke Jetour soll im dritten Quartal nach Europa kommen. Im nächsten Jahr soll iCaur mit einem vergleichbaren Angebot nachziehen.

Chery wurde 1997 gegründet – mit staatlichen Mitteln der Provinz Anhui und der Stadt Wuhu nahe Schanghai. Das erste Auto des Unternehmens – die Limousine Chery Fengyun – kam 1999 auf den Markt. Es basierte auf dem Seat Toledo, nachdem die Tochtergesellschaft des Volkswagen-Konzerns Chery die Fertigung für das Modell verkauft hatte.

Zu den Meilensteinen des Unternehmens gehört auch der 2003 auf den Markt gebrachte QQ, ein erschwinglicher Kleinwagen, der wegen seiner unübersehbaren Ähnlichkeit mit dem Daewoo Matiz allerdings eine Klage von General Motors nach sich zog.

Chery hat vergleichsweise spät eine Partnerschaft mit einer ausländischen Marke im Rahmen der Joint-Venture-Strategie Chinas geschlossen. Erst 2012 eröffnete Chery Jaguar Land Rover ein Werk in der Nähe von Schanghai, um Modelle wie den Range Rover Evoque, den Land Rover Discovery Sport und den Jaguar XF für den chinesischen Markt zu bauen.

Vergangenes Jahr kündigten Chery und JLR dann an, die Elektroauto-Marke Freelander zu gründen, deren Modelle von JLR entworfen werden, aber auf Plattformen und Technologien von Chery basieren.

Das erste außerhalb Chinas verkaufte Chery-Fahrzeug wurde im Jahr 2001 ausgeliefert. Seitdem hat sich Chery als Chinas größter Autoexporteur etabliert. Nach Unternehmensangaben wurden seitdem insgesamt mehr als 13 Millionen Pkw exportiert; vergangenes Jahr sollen es allein 1,14 Millionen gewesen sein.

Cherys größter Exportmarkt ist Russland, wo sich westliche Hersteller als Reaktion auf die russische Invasion der Ukraine zurückgezogen haben. Das Unternehmen erwirtschaftet in Russland "signifikante Umsätze", wie es in einem im Februar bei der Börse in Hongkong hinterlegten Dokument heißt, ohne jedoch konkreter zu werden.

Chery hat zudem eine starke Präsenz im Nahen Osten aufgebaut, wo die Marke Jetour schon heute mit Nissan und Toyota konkurriert. Auch in Südamerika wächst der Absatz; der Tiggo 2 war im März beispielsweise das meistverkaufte Auto in Chile.

Seit der Einführung von Jaecoo und Omoda vor zwei Jahren werden die beiden Marken nach Angaben des Unternehmens in 42 Ländern bei 1300 Händlern verkauft. Unternehmensangaben zufolge hatte Chery außerhalb Chinas im September 2541 Vertriebspartner, in China sind es 3218.

Der sprunghafte Anstieg der Exporte von Chery hat den Gewinn in den ersten neun Monaten des Jahres 2024 Börsenunterlagen zufolge auf umgerechnet 1,5 Milliarden Dollar ansteigen lassen, doppelt so viel wie im Jahr 2022. Die Gewinnmarge blieb dabei unverändert bei 6,2 Prozent.

Gemessen an der Produktion war Chery im Jahr 2024 Chinas drittgrößter Hersteller. Chery verfügt über sieben Werke in China sowie eine Fabrik in Malaysia. Darüber hinaus nutzt das Unternehmen das ehemalige Nissan-Werk in Barcelona.

Das spanische Werk wird von einem Joint Venture zwischen Chery und EV Motors betrieben. Dort werden Tiggo-Modelle aus Bausätzen montiert. Die Autos werden unter der Marke Ebro verkauft.

Bei der Automesse in Schanghai im April kündigte der Hersteller an, allein in diesem Jahr 19 neue elektrifizierte Modelle auf den Markt zu bringen, darunter reine E-Autos, Hybride, Plug-in-Hybride und Range-Extender.

2018 hat Chery ein Design- und Entwicklungszentrum in Raunheim bei Frankfurt eingerichtet, um die Fahrzeuge der Marken Omoda und Jaecoo für den Verkauf in Europa zu optimieren. Es soll weiter ausgebaut werden. Dem Zufall überlässt das Unternehmen seine globalen Wachstumspläne nicht.

Dieser Artikel ist zuerst bei der Automobilwoche-Schwester Automotive News Europe erschienen. Er wurde von KI übersetzt und von einem Redakteur der Automobilwoche bearbeitet.